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Unterwegs mit dem Hausboot auf Saône und Seille

Reisegebiet: Seille (Saône)
Reisezeit:20. bis 27. Mai 2000
Start-Basis:Tournus
Hausboot-Route:Branges - Louhans - Cuisery - La Truchère - Chalon sur Saône - Fontaines - Chagny

Samstag, 20. Mai 2000

Abfahrt ca. 9:00 Uhr bei Mc Donalds / St. Ingbert nach einem ausgiebigen Frühstück. Das Gepäck konnte nach einigen Umlagerungsaktionen fahrzeuggerecht verteilt werden. Das Reisetempo wurde durch diverse Entwässerungsaktionen etwas gebremst. Zwischenstopp bei CORA zum Einkaufen von Vorräten.

Bootsübernahme und Einweisung ab ca. 16:00 Uhr verlief erfolgreich. Die erste Bootsbegehung verursachte bei einigen anfänglich etwas klaustrophobische Gefühle. Diese legten sich jedoch bald. Bei der Beladung des Bootes stellte sich die Frage nach der zulässigen Lademenge angesichts von tausenden Gepäckstücken. Nach einer sehr leckeren Pizza und einigen Gläsern Rotwein hatten sich dann auch die letzen klaustrophobischen Gefühle verflüchtigt und einer bleiernen Bettschwere Platz gemacht. Aber erst nach einem kurzen Schlendern durch die Altstadt und entlang der südländisch angehauchten Strandpromenade von Tournus. Als Touristen waren wir anscheinend nicht zu erkennen, da wir von Franzosen nach irgendeinem Weg gefragt wurden.




Sonntag, 21. Mai 2000

Der Wecker war zwar auf 8:00 Uhr gestellt, damit die Frühstückbeauftragten nicht verschlafen, allerdings gab es Leute, die früher aufstehen als andere und dann einen Wasserhahn benutzen. Dieser setzte jedoch eine Wasserpumpe in Betrieb, welche unüberhörbar ihren Auftrag erfüllte und somit keine Tiefschlafphase mehr zuließ. Auch ohne Projektierung und Erstellung eines Ablaufplanes gelang es, ohne größere Schwierigkeiten, das Frühstück zu genießen und alle Passagiere durch die Duschen zu schleusen, um die abgestorbenen Haut- und Transpirationsreste, welche sich in den vergangenen 24 Stunden angesammelt hatten, zu entfernen. Die erste eigenverantwortliche Anlege- und Ablegeprozedur als Wiederholungslektion zur Einweisung konnte mit Bravour gemeistert werden. Also auf in Richtung Seille. Die ursprünglich geplante Route wurde auf Anraten des Schiffseigners zugunsten des Montagsmarktes in Louhans umgestellt. Super Rat!

Bei der Einfahrt in die Seille waren wir uns erst nicht ganz sicher, ob wir richtig sind, wegen der Enge der Zufahrt, die uns rechts und links der Reling nur etwa eine Bootsbreite bis zum Ufer anbot. Aber nach den ersten Flussbiegungen, welche sich nach der Karte richteten, stieg der Grad der Sicherheit und erst ganz langsam wurde uns bewusst, wie genial die Entscheidung zu dieser Bootsfahrt war. Vorbei an idyllischen Auen, sommergräserbewachsenen Wiesen mit schwarzweißen und auch etwas ausgewaschenen Rindviechern, die uns manchmal kollegial nachgelaufen sind. Die Enten am Ufer und im Wasser machten im Gegensatz zu unserer Bordente gar keinen Krach. Als dann zwei Schwäne mit Kollisionskurs auf uns zukamen, wussten wir zuerst nicht so recht, was wir davon halten sollten. Ein paar Brotreste vom Frühstück zeigten ganz schnell was ihr Anliegen war. Bereits nach wenigen Stunden waren wir losgelöst vom Alltagsstress und es kam uns vor als wären wir schon viele Tage unterwegs. Die sichere Navigation unseres Chefsteuermannes gab uns die Möglichkeit uns voll und ganz auf die Landschaft, zauberhafte Schlösschen und romantische kleine Landsitze zu konzentrieren.

Beim Anlegen in Branges machte die Gegend zunächst einen etwas verschlafenen Eindruck. Der Eindruck blieb bestehen. Ein Erkundungsspaziergang mit dem Ziel ein geöffnetes Restaurant zu finden endete mit einer durchnässten Bootsmannschaft als Folge einer Regenwanderung. Wer konnte auch vorhersehen, dass wolkenbruchartige Regenfälle uns von oben durchnässen. Dass Jemand unfreiwillig baden geht, damit hatten wir ja gerechnet, aber wer nimmt schon Regenschirme mit auf ein Boot. Da ist man doch froh, wenn man nicht von unten nass wird. Nach einer provisorischen Trockenlegung der wichtigsten Körperteile und Kleidungsstücke machten sich 7/8-tel der Mannschaft auf den Weg zu der "besten aller Gaststätten", zu der besten die geöffnet hatte - und auch zu der einzigen dieser Art. Im Nebenzimmer, in direkter Nachbarschaft zum (gottlob gerade nicht benutzten) Billardtisch, hat uns dann schon ein im ländlichen Stil gedeckter Tisch erwartet. Genauso ländlich war auch die Auswahl an unterschiedlichen Menues - ganz, teilweise oder nichts. Wir entschieden uns für ganz. Hat (den meisten) auch ganz gut geschmeckt. Am Ende des Hauptgangs wurden uns sogar noch Salz und Pfeffer gereicht. Mit der "üppigen Käseplatte" als Nachtisch konnten auch diejenigen ihren Hunger besänftigen, die nicht zu "den meisten" gehörten. Die Bemühungen, den permanent von einzelnen georderten Rotwein zu leeren, trugen ebenfalls zur Reduzierung des Hungergefühls bei. Zum Abschluss der Tafel konnte dann wieder gewählt werden - Kaffee oder kein Kaffee. Doch danach kam er eigentliche Höhepunkt des Festmahles: Schnäpse in Hülle und Fülle. Einige von uns konnten sich nicht entscheiden, will heißen, dass von fast jedem dieser Absacker etwas probiert wurde. Korrektur! Etwas ist die falsche Maßeinheit. Die Wassergläser waren zum Teil halbvoll. Wurden aber trotzdem geleert. Die ländliche Atmosphäre wurde dann nochmals bestätigt, als wir als Abschiedsgeschenk noch eine Flasche Rotwein erhielten - als dezenter Hinweis, dass man jetzt schließen will. Der Rückweg gelang dann auch ohne dass die angeregte Polonaise ausgeführt wurde. Mangelndes Interesse und insbesondere eine gewisse Schwankung im Gleichschritt jedes einzelnen hat das verhindert. Zurück an Bord hatte das achte Achtel sich wieder von der Regenwanderung erholt und gemeinsam wurden dann noch diverse Weinreste vernichtet.




Montag, 22. Mai 2000

Der nächste Morgen begann für manche mit der Erkenntnis, dass die Koje über Nacht geschrumpft ist. Zumindest im Kopfbereich. Auf diese Erkenntnis folge ein (leeres) Versprechen, nie wieder Rotwein zu trinken. Nach der üblichen Frühstücks- und Körperreinigungsprozedur schaffte es unser Steuermann durch einen leichten Fahrtwind den meisten die Brummfliegen aus der Birne zu wehen. Wieder ernüchtert konnten wir erneut die Landschaft mit ihrer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt bewundern. Insbesondere ein treuer Begleiter, dessen Name mir gerade entfallen ist, hatte Freundschaft mit einem der Mannschaft geschlossen. Dieser treue Begleiter tauschte mit diesem Mannschaftsmitglied des Öfteren Nachrichten aus, indem das Wort "Kuckuck" in unterschiedlichsten Tonlagen und Melodien gerufen wurde. Sein Name blieb bis heute ein Geheimnis.

Nach nochmaliger Schleusenüberwindung - mittlerweile ging das schon fast routinemäßig - machten wir mehrere Hafenrundfahrten durch die Bucht von Louhans. Der erste Anlegeversuch an der in Flussrichtung gesehenen rechten Uferseite scheiterte daran, dass zu wenig Wasser zwischen Kiel und Uferbefestigung zugegen war. Der zweite Versuch, am regulären Kai rückwärts einzuparken, scheiterte ebenfalls. Jedoch scheiterte er nicht an der Rückwärtsfahrkunst, sonder daran, dass wir versucht haben, an einer Stelle anzulegen, welche gerade ausgebessert wurde und somit eine Lücke in dem ansonsten durchgehenden Steg auf uns wartete. Nachdem sich dieser Anlegepunkt als gänzlich ungeeignet erwies (Ein- und Aussteigen wäre nur unter artistischen Meisterleistungen und mit hohen Risiken zu bewerkstelligen gewesen) machten wir erneut eine Hafenrundfahrt. Ein Boot in der Reihe zeigte zunächst eine Tendenz zum Ablegen, jedoch ergab ein genaueres Betrachten, dass man wohl doch nicht gewillt war, den Platz freizugeben. Aus Ermangelung eines regulären Liegeplatzes mussten wir unsere seemännischen Fähigkeiten um die Erfahrung erweitern, an einer natürlichen Uferböschung anzulegen. Klappte einwandfrei und ging ohne Mannschaftsverluste von statten. Just nach Beendigung des Anlegens tuckerten diejenigen vorbei, die sich nicht zur Freigabe des regulären Liegeplatzes durchringen konnten. Tulpenproduzenten halt.

Die Entscheidung der Empfehlung unseres Vermieters zu folgen, erwies sich als richtig. Der Markt in Louhans ist wirklich sehenswert. Mit etwas Phantasie fühlt man sich in die mittelalterliche Vergangenheit versetzt - wenngleich auch auf einem geringfügig modernerem Niveau. Doch auch hier wurde neben Schund und Tand auch Annehmbares angeboten. An den Ständen, welche auf der gepflasterten Straße aufgebaut waren, wurde vielerlei Schmuck und Stoffe, Gewürze und Gemüse, Tonwaren und Tiere angeboten. Da keiner der Mitreisenden daran gedacht hatte, einen Bordhund einzupacken, machten wir dieses Manko wett und es wurden zwei Hunde eingekauft. Ein Dalmatiner in rechter und einer in linker Ausführung (Hausschuhe). Die besonders farbenfrohe Gestaltung der Dachziegel der zentral gelegenen Kirche haben wir ebenfalls mitgenommen. Die einen als Erinnerung, die anderen als chemische oder auch digitale Konserve.

Das Mittagessen wurde der Einfachheit halber in Form einer wohlgeratenen, in Frankreich mittlerweile fast schon zum Nationalgericht erhobenen, runden, gebackenen Teigscheibe mit diversen Belägen eingenommen. Unvorsichtigerweise heuchelte ein Mitreisender Interesse an den Erzählungen des Unikums, das uns bediente. Seine Aufmachung in der Art eines Spätachtundsechzigers spiegelte sich auch in seiner Art wieder. Ob diese Art dauerhaft ist oder auf berauschende Getränke oder Rauchwaren zurückzuführen ist, konnte nicht festgestellt werden. Jedenfalls haben wir erfahren müssen, dass ein Patenonkel ein Deutscher ist.

Bei der Rückfahrt von Louhans flussabwärts wurden vom Chefsteuermann diverse Hilfssteuermänner und - männinnen in die ersten Geheimnisse der komplizierten Beherrschung und Reaktion auf hektische Ruderbewegungen eingeweiht. Bei den Schleusenvorgängen erfuhren die nichtmännlichen Mannschaftsmitglieder auch ihr Finnishing in der Schleusenbeherrschung. Am Campingplatz in Cuisery konnten wir dann unser Können des Anlegemanövers im Rückwärtsgang unter Beweis stellen. Diverse Mitreisende nahmen die Nachricht, dass die Benutzung der Toilette des Campingplatzes gestattet ist, mit großer Erleichterung (!) zur Kenntnis. Auch konnten jetzt endlich die gemieteten Mountainbikes einen weiteren geringen Teil zu ihrer Fixkostendeckung beitragen. Ein kleines Erkundungsteam machte sich auf die Tour des Alpes. Um für weitere Fotoaktionen wieder freie Ressourcen zu schaffen, sollten die bereits erstellten Ablichtungen aus ihrem kleinen digitalen Käfig entlassen und in ein größeres Gehege umgesiedelt werden. Die Entlastung hat funktioniert, jedoch sind die Bildchen nicht im neuen Gehege angekommen, sondern ins Datennirwana entflohen. Wer den Schaden hat ... Die sich kurzzeitig breit gemachte Verstimmung wurde aber bald vertrieben durch die Einnahme des vorzüglichen Menüs, welches unter der Regie einer Mitreisenden komponiert und vorzüglich in Szene gesetzt wurde: Tortellini à la Cuisery de la chef de cuisine. Ob dieses opulenten Mahls, welches seinen Abschluss in einer hoch dosierten Verdauungshilfe fand, wurden manche Expeditionsmitglieder doch recht bald müde. Vielleicht trug der dargereichte Rot- und Glühwein unter Umständen auch dazu bei. Es gibt jedoch immer einige unverdrossene Langsitzer, die durch Erzählen von lustigen und sehr kurzen Kurzgeschichten zur Erheiterung und oftmals auch zu lauten Lachanfällen der Zuhörer führten. Die Nachtruhe der bereits Schlafwilligen mag dadurch möglicherweise etwas behindert gewesen sein.




Dienstag, 23. Mai 2000

Diese Spätzubettgeher erhielten ihre Strafe jedoch bereits am nächsten Morgen, als die Frühaufsteher die Dusche und somit die nervig lärmende Wasserpumpe in Gang setzten. Aber irgendwie hatte man sich schon an das Geräusch gewöhnt und nach dem Frühstück (Baguettes wurden auf Wunsch frei Boot geliefert) waren alle wieder wohl gelaunt. Mittlerweile fühlten wir uns auf dem Boot so heimisch, dass die ursprünglichen Zeit- und Streckenpläne keine Bedeutung mehr hatten.

Weiter flussabwärts, kurz vor der letzten Schleuse vor der Mündung der Seille in die Saône, entschlossen wir, uns das kleine Dörfchen La Truchère zu besichtigen. Prima Idee. Verschlafen und verträumt liegt das Dorf in der Landschaft direkt in einem Naturschutzgebiet. Eine akustische Bildertafel ließ zu einer ausgewählten Spezies jeweils deren Laute in sehr realistischer Weise erklingen. Ein Zusammenzucken ob der vermeintlichen Nähe einiger Stimmen zeigte, wie natürlich die Geräusche zu empfinden waren. Ein mehrminütiger Rundgang durch den Ortskern zeigte uns die idyllische, teilweise auch etwas verfallene Architektur mit vielen Hinterhöfen und verwinkelten Gassen. Bei der Nahrungsaufnahme von Eis aus der Truhe eines Restaurants beschlossen wir kurzfristig, hier unser Abendmahl einzunehmen. Zumal wir hier auf eine deutsche Speisekarte zurückgreifen konnten.

Nach einem kurzen Spurt auf der Saône nach Tournus in unseren Heimathafen zur Aufnahme von Wasser und Proviant und zur Erledigung einiger geschäftlicher Transaktionen machten wir uns wieder auf den Weg zurück zu unserer auserwählten Schlaf- und Speisestätte. Der Spurt nach Tournus hatte aufgrund von starkem Wellengang kurzfristig für technische Verwirrung gesorgt. Dem Kühlkreislauf zur Kühlung des Kühlwassers des Motors wurde kurzfristig das Kühlmittel, nämlich Flusswasser entzogen, was zu etwas Rauchbildung und einem akustischen Alarm führte. Die Verwirrung löste sich aber, als unser Chefmechaniker, der diese Stelle in Personalunion als Steuermann wahrnimmt, erklärte, dass das blinder Alarm war.

Nach Einnahme unseres vorzüglichen Abendmahls gesellten sich alle Gesellen in den Gesellschaftsraum unseres Gefährts zusammen, um mehr oder weniger tiefsinnige Konversation zu führen, Lese- oder Schreibtätigkeiten durchzuführen oder die digitalen Gefangenen wieder in größere Gehege umzusiedeln und gleichzeitig zu sichten und mit neuen Namen zu belegen. Der Übergang von Abend zu Nacht gestaltete sich als leises Geplätschere.




Mittwoch, 24. Mai 2000

Nach der bereits gewohnten, gemütlichen ersten Nahrungsaufnahme des Tages setzten wir unsere Odysee fort, um in Tournus einen kurzen Boxenstopp einzulegen. In sekundenschnelle wurden Versorgungs- und Entsorgungsaktionen getätigt. Geprägt durch die Enge der Seille erschien uns die Saône wie ein breites wasserdurchflutetes Tal. Stimmt ja auch! Entgegen der natürlichen Strömungsrichtung dieses Stromes tuckerten wir leise und gemächlich vor uns hin. Diverse Schwäne, Reiher und Lufthansas (neuhochdeutsch für Kraniche) nahmen zeitweilig unsere volle Aufmerksamkeit in Anspruch, insbesondere, wenn wir versuchten, die angreifenden Schwäne mit olympiareifen Brotwurfversuchen in die Flucht zu schlagen.

Der nächste Anlegepunkt sollte Chalon sur Saône sein, um die viel zitierte Fressinsel dieser Stadt unsicher zu machen. Bereits die florale Gestaltung der Einfahrt in dieses Areal zeigte uns, dass man hier bestens auf Touristen eingestellt ist. Ob die "2000" in der Einfahrt eine Jahreszahl bedeutete, oder ob es die Angabe des französischen Geldwertes bedeutete, welchen man hoffte, uns aus der Tasche zu ziehen, werden wir wohl nie erfahren. Die Zeit zwischen dem An- und Ablegen am Steg reichte gerade, damit sich unser Kapitän einen ersten Einblick von den Gepflogenheiten dieser "High Society ..." verschaffen konnte. In der gleichen Zeitspanne war der Rest der Mannschaft bis auf ein Mitglied, das seinen Mittagsschlaf über Gebühr ausdehnte, ebenfalls zu der Überlegung gekommen, diesen Ort schnellstmöglich wieder zu verlassen. Die Stromversorgung wurde ebenso schnell gekappt, wie die Leinen wieder gelöst wurden. Wir waren entschlossen, unser Dasein lieber bei Wasser und Brot zu fristen, als in dieser Umgebung bei exotischen Genüssen unsere bisherige Erholung aufs Spiel zu setzen. Unsere neu erlernte Flexibilität wurde in Kombination mit unserer seemännischen Spontaneität herausgefordert. Norden, Westen zurück nach Süden.

Unsere Entscheidung, nach Backbord in den "Canal du Centre" abzudrehen, sollte sich später als goldrichtig erweisen. Somit hatten wir einen Weg eingeschlagen, welcher bei einer der allerersten Planungen als mögliche Route überlegt wurde. Die unzähligen Schleusen, welche uns auf dieser Route bevorstanden, konnten uns nicht abschrecken. Mit unserer mittlerweile 4tägigen Schleusenerfahrung fühlten wir uns jeder Herausforderung gewachsen. Die erste Schleuse auf diesem Weg gestaltete sich zwar als etwas beängstigend, was wir aufgrund von 10 Metern Hubhöhe etwas scherzhaft als "Monsterschleuse" bezeichneten, jedoch überwanden wir diese Hürde in einer mittlerweile vertrauten, souveränen Art. Die nächste Hürde, welche es zu überwinden galt, sollte nicht lange auf sich warten lassen.

Zu Abschirmung der sonnenbrandverursachenden und sonstigen Strahlen befand sich im rückwärtigen Teil des Bootes ein Metallgerüst, an welchem ein schattenspendendes querliegendes Segel befestigt war. Angesichts der niedriger werdenden Brücken, welche sich über den Kanal spannten, stellte der Steuermann die Frage "Reicht das?". Ein nicht näher bezeichnetes Mannschaftsmitglied beantwortete diese Frage realistischer mit "Ja". Die Richtigkeit dieser Antwort bewies sich jedoch erst, nachdem die Brücke passiert war. Ebenso wie die Mannschaft hielt offensichtlich auch das Boot den Atem an, um sich nicht die Aufbauten an der Unterkante der Brücke zu verletzen. Die vorsichtigen Kurskorrekturen des Steuermannes unterstützten diese Bemühungen. Zur Vermeidung von unnötigen Aufregungen und zur Reduzierung der Verletzungsgefahr des Bootes wurde das schattenspendende Segel vorsichtshalber in seine Schlafposition gebracht. Als Folge dieser Maßnahme zeigte sich der Wettergott einsichtig und spendete den Schatten immer öfter durch durch die Positionierung von Wolken zwischen uns und der Sonne.

Als Entschädigung für den, in Chalon sur Saône erhaltenen Kulturschock und den Schreck mit dem Schattensegel, fanden wir fast "zufällig", mit "nur geringfügiger Empfehlung" eines Bediensteten der unteren französischen Wasserbehörde, ein überaus vorzügliches Restaurant in Fontaines. Die "Auberge de L'ecluse" war von unserem Ankerplatz an der Schleuse in wenigen Minuten erreicht. Nach dem Vertilgen der feinen Speisen, dem Genuss des wunderbaren Pinot noir und dem viertelstündigen Riechen an einem der feinsten Weinbrände, den unsere Nasen je gerochen hatten, stand für uns alle sofort fest, dass wir auf der Rückfahrt nur hier unser Abendmahl einnehmen, komme unterwegs, was da wolle.

Zurück an Bord schwärmten wir von dem wunderbaren Abendessen und arbeiteten kräftig an der Reduzierung unserer Rotweinvorräte weiter. Die Witterung lud dazu ein, dies auf dem Oberdeck zu tun.




Donnerstag, 25. Mai 2000

Ein harter Tag für die Hydraulik der automatischen Schleusen. Bis mittags haben wir neun Schleusen bis Chagny bewältigt. Wir hatten also keine Langeweile. Zwei Mannschaftsmitglieder fühlten sich zu einem ungleichen Wettrennen "motorgetriebenes Boot gegen pedalgetriebenes Fahrrad" herausgefordert - Fahrrad hat gewonnen! Bei den Treidelpfaden neben dem Kanal kein Problem. Ein kurzer Einkaufsbummel in Chagny bescherte uns etwas Zuladung in Form von Mitbringseln für Daheimgebliebene und Mitbringsel für unseren Magen. Die Rückfahrt zu unserem auserwählten Speiselokal in Fontaines gestaltete sich ebenso kurzweilig wie die Hinfahrt - Fahrrad hat übrigens wieder gewonnen. Die Begutachtung der Randbebauung regte unsere Phantasie auf vielfältige Weise an.

Das Abendessen nahmen wir dieses Mal im halbgeöffneten Wintergarten zu uns. Als Hauptgang entschied sich die komplette Crew zur Zelebrierung eines Fondues - teils als Fondue Bourgignone, teils als Käsefondue. Ansonsten vertrauten wir den Empfehlungen unseres Gastwirts. Wiederum waren alle Crewmitglieder entzückt. Ein Schlemmerwochenende in der "Auberge de l'ecluse" scheint unaufhaltbar auf uns zuzukommen!

Im Hinblick auf den um 0:00 Uhr eintretenden Geburtstag eines Mannschaftsmitgliedes verzichtete das Gros der Mannschaftsmitglieder auf die Einnahme von Spirituosen. Angesichts der zwar lohnenden, aber den Geldbeutel strapazierenden Preise derselbigen, fiel diese Entscheidung auch relativ leicht - zumal an Bord noch diverse Vorräte an Frostschutzmitteln lagerten, wenn allerdings auch keinesfalls in dieser Qualität. Trotz der ermüdenden Nahrungsaufnahme harrten alle Mannschaftsmitglieder bis zum Erreichen der Datumsgrenze aus. Der ernüchternden Realität des Älterwerdens zum Trotz wurde das neue Lebensjahr mit Jubel begrüßt, mit Alkohol, Küssen und einer Ode an das Geburtstagskind gefeiert.




Freitag, 26. Mai 2000

Die ernüchternde Erkenntnis, dass der letzte Tag unserer Reise begonnen hatte, konnte die Stimmung nur kurzfristig dämpfen. Das "Abschleusen" zur Saône funktionierte relativ zügig. Ob dies aufgrund unserer Trinkgeldgabe geschah, bleibt reine Spekulation. Auf jeden Fall sind Schleusenwärter nette Menschen und haben ein Traumjob! Wieder auf dem breiten Strom angekommen, konnten wir unseren Schattenspender wieder entfalten, was bei der mittlerweile reduzierten Wolkenhäufigkeit auch nötig war.

Zur Abschreckung genossen wir noch einmal flussabwärts gleitend erneut den schaurig scheußlichen Anblick des SchickiMicki-Yachthafens von Chalon. Statt uns auf der Fressinsel den Bauch vollzuschlagen, bereiteten wir gemeinsam - unter Anleitung des Kapitäns - ein mindestens ebenso feudales Gericht aus ländlichen hauchdünnen Nudeln mit Ölen und diversen Wurzelgemüsen zu. Für Fremde müssen wir an diesem Tag etwas streng gerochen haben ...

Der Verzehr von mehreren Flaschen Sekt während der Zubereitung des Nudelgerichts und der vorherige Genuss von Käse, Tomaten und Baguette mag etwas luxuriös erscheinen, bedeutete für uns jedoch lediglich die Vernichtung von übrig gebliebenen Vorräten.

Das seichte Anlanden am Nachmittag in Tournus verdeutlichte uns, dass unsere Reise dem Ende entgegengeht. Die sorgfältig an Bord verteilten Utensilien mussten ihren ursprünglichen Besitzern wieder zugeordnet werden (hat bis zum heutigen Tag nicht hundertprozentig geklappt). Angesichts der Masse der Dinge und der begrenzten Packkapazitäten ein Ding der Unmöglichkeit. Die endgültige Erledigung wurde auf den nächsten Morgen verschoben. Die abendliche Nahrungsaufnahme beanspruchte unsere volle Konzentration und verbrauchte jegliche planerische Ressource.

Als "süße Vorspeise" erhielten wir eine plumpe Anfrage von den uns nachfolgenden Freizeitkapitänen, die die zu erwartende Enge umgehend in Augenschein nehmen wollten. Die Anfrage wurde zurückgewiesen! Steuermann schläft! Die Ablehnung hätte auch lauten können: Frechheit!

Die Henkersmahlzeit genossen wir mit der gleichen Hingabe - und wenn mich nicht alles täuscht - auch in der gleichen Sitzverteilung und im gleichen Lokal wie unser erstes Abendessen. Wir konnten auf eine ereignisreiche und s-e-h-r e-r-h-o-l-s-a-m-e Woche zurückblicken. Und wenn wir aus dem Fenster sahen, konnten wir uns nicht vorstellen, auch nur noch einen weiteren Tag an Bord zu verbringen, denn draußen fiel Gallien soeben der Himmel aufs Dach! Entgegen jeder Wetterstatistik hatten wir eine wetteruntypische Woche. Die 50% Regenwahrscheinlichkeit für den Monat Mai verteilte sich offensichtlich zu 5% an uns und zu 95% an unsere Nachfolger (Schadenfreude)! Eine Runde Mitleid: "OOOOOHHHHHH" ... Es regnete die ganze Nacht ...




Samstag, 27. Mai 2000

Und es regnet weiter. Der Rücktransport des Gepäcks zu den Autos wurde für manchen eine schmerzliche Schlitterpartie, ob der Glitschigkeit des Stegs. Und die Beladung der Autos bestätigte eine jahrtausend alte Erfahrung, dass das Gepäckvolumen bei der Rückreise größer ist als bei der Hinreise. Dennoch konnten wir alles irgendwie verstauen. Quelle surprise!

Die Aufnahme der letzten Eindrücke ging einher mit der Einnahme der vorerst letzten französischen Grundnahrungsmittel wie Café au lait und Croissants. Die letzten französischen Wortfetzen wurden aufgesaugt und jeder schwor sich insgeheim, für den nächsten Frankreichurlaub etwas mehr der Landessprache im Vorfeld zu erlernen ...
 








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