Reisegebiet: | Canal du Midi/Canal du Rhône à Sète (Midi - Frankreich) |
Reisezeit: | Juni 2012 |
Start-Basis: | Colombiers |
Hausboot-Crew: | Petra, Sven, Laurin (2,5 Jahre) und unser Hund |
Unser Boot: | Eau Claire 930 Fly |
Hausboot-Route: | Colombiers · Béziers · Vias · Mèze · Frontignan · Les Aresquieres · Palavas-les-Floz · Aigues-Mortes · Frontignan · Vias · Colombiers |
Angestiftet vom ersten Urlaub im Jahr zuvor haben wir den Urlaub diesmal versucht zu perfektionieren. In der Hoffnung auf besseres Wetter als im Jahr zuvor haben wir uns für Südfrankreich entschieden, natürlich auch mit dem Wissen im Hinterkopf, dass der Kanal du Midi bzw. der Canal du Rhône à Sète in weiten Teilen unserer Route in Fussgängerreichweite parallel zum Mittelmeer läuft. Wir wollten so also Hausbooturlaub mit Strandurlaub verbinden.
Auch die Planungen waren dieses Jahr etwas ausgereifter als noch im Jahr zuvor: Wir hatten unseren Reiseproviant für die ersten Tage anders gekauft, wir hatten faltbare Schachteln für unsere Klamotten dabei um die großen Fächer an Bord besser nutzen zu können (sehr genial!), der Hund hatte ein wassertaugliches Geschirr bekommen und für unseren Steppke hatten wir eine gut sitzende Rettungsweste gekauft, denn die Leihweste vom Jahr zuvor passte leider nicht so toll.
Bei unserer Abreise verzichteten wir auf das Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft und gingen früh ins Bett, um dann um 1 Uhr nachts loszufahren. Nach einer durchfahrenen Nacht und dem halben Tag sind wir gut in Südfrankreich angekommen und haben uns in einem Lebensmittelladen vor Ort mit frischen Lebensmitteln eingedeckt. Dann ging es Richtung Hafen. Passgenau zur Öffnung des Büros standen wir am Hafenbecken, wo dann alles ganz schnell ging. Wegen Vorkenntnissen wurde auf eine Probefahrt verzichtet, die fehlenden Deckstühle und Bettbezüge wurden fix gebracht, noch schnell 2 kaputte Fender ersetzt und eine neue Leine links vorne brauchten wir auch noch - dann konnten wir los fahren.
Nach einem kurzen Schreckmoment im Hafen (wenn 2 Hafenmitarbeiter einem unterschiedliche Anweisungen geben wird’s kompliziert…) sind wir problemlos bis zur Schleusentreppe von Fonserannes gekommen. Hier war Ende für heute, nächste Talfahrt erst am nächsten Morgen.
Das erste Urlaubsfrühstück am Kanal – das ist immer das tollste Frühstück. Wir beobachten die Enten und genießen die Ruhe am Kanal. Noch. Denn bald schon werden die ersten Boote ihre Motoren anwerfen. Wir gehören mit zu den ersten, die in die Schleusentreppe nach deren Öffnung einfahren. Mit uns 3 weitere Boote. Auf dem Rhein-Marne-Kanal haben wir das Schleusen bis zum Erbrechen geübt, daher fällt es uns heute leicht, das Boot fachmännisch zu vertäuen. Während noch das letzte Boot einfährt kommt mir auf der Reling unser Hund entgegen, will wenden und es passiert das was passieren muss – Lena rutscht ab und purzelt zwischen Boot und Schleusenwand ins Wasser. Sofort lösen wir die Leinen und ich lotse Lena zwischen den Booten heraus. Eigentlich wollte ich sie aus der Schleuse heraus schwimmen lassen und bis ans Ufer dahinter locken. Aber als ich die Schleuse umrundet habe bedeutet mir das hintere Boot in der Schleuse, dass ich auf ihr Boot kommen soll. Sie haben eine Badeplattform fast auf Wasserniveau. Ich springe runter und ziehe den tropfnassen Hund an Board. Gott sei Dank blieb es bei diesem einzigen Schwimmexkurs. Immerhin haben wir für Unterhaltung der anderen Boote und Zuschauer am frühen Morgen gesorgt.
Direkt hinter der nächsten Kurve befindet sich eine Anlegestelle, von der aus man die Stadt Béziers erkunden kann. Wir genießen ein bisschen Kultur und das warme Wetter, kommen wir doch gerade aus dem kalten und verregneten Deutschland. Nachmittags geht es weiter, heute übernachten wir irgendwo im Nirgendwo.
Tag 3 unseres Urlaubs bricht an, voller Vorfreude und ob der strahlenden Sonne überlegen wir kurz an Deck zu frühstücken. Doch es erweist sich als noch sehr frisch morgens. Nach leckeren Pfannekuchen brechen wir auf, heute ist der Strand unser Ziel. In Vias legen wir mit unserem Boot an und laufen nach Vias Plage, einem typischen Strandort mit entsprechender Infrastruktur. Unser Kurzer sieht zum ersten Mal das Meer und liebt es sofort, unser Hund kennt es schon und hasst es weiterhin. Die anderen Urlauber merken erst abends, als wir das Sonnensegel abbauen, dass wir einen Hund dabei hatten, der sich die ganze Zeit im Schatten verkrochen hatte. In einer der Strandlokale finden wir zum einen kostenfreies WLAN um die Lieben daheim im verregneten Deutschland mit Fotos neidisch zu machen und zum anderen einen Fernseher, der das nächste Fußballspiel überträgt.
Am nächsten Morgen geht es weiter durch die Rundschleuse auf den Étang de Thau. Es ist ein etwas komisches Gefühl, als wir den Leuchtturm passieren und auf die offene Wasserfläche fahren. Zum ersten Mal müssen wir uns an Tonnen orientieren und der Kompass ist zur Navigation plötzlich auch sehr hilfreich. Wir bestaunen die Austernbänke, essen in Mèze die ersten Austern unseres Lebens (Baden leider wg. Wasserqualität verboten) und fahren gegen Abend weiter bis Frontignan. Und hier stellen wir fest, dass wir vor genau 1 Jahr ebenfalls auf einem Hausboot in Frankreich unterwegs waren. Denn heute ist der 21. Juni, Sonnenwende, und wie vor einem Jahr mischen wir uns bei tollem Wetter unter die feiernden Franzosen.
Nun zieht es uns aber wieder ans Meer. Bei Les Aresquieres finden wir zwar nur einen Steinstrand vor, dafür ist er wunderbar ruhig und keiner stört sich daran, dass unser Kurzer mit Begeisterung stundenlang Steine ins Wasser wirft und unser Hund wieder mit von der Partie ist. Das Wasser ist kristallklar und wir fangen und bestaunen kleine Krebse und Seeigel. Heute spielt wieder Deutschland, weshalb wir gegen Abend nach Palavas-les-Floz weiterfahren, ein etwas größerer Strandort, wo wir wieder auf ein Restaurant mit Fernseher hoffen – und finden. Auf dem Rückweg zu unserem Boot finden wir eine Brieftasche. In Detektivarbeit auf dem Boot ermitteln wir den Eigentümer sowie seine Arbeitsstelle und begeben uns am nächsten Morgen in die Pizzeria um die Tasche zurückzugeben. Nun haben wir in Palavas-les-Floz einen neuen Freund, der uns kostenfreie Pizza, wann immer wir vorbeikommen, zugesagt hat.
Von Palavas-les-Floz geht es nun in die Camargue. Die Landschaft verändert sich, wir sehen die ersten Flamingos und die ersten Pferde. Allerdings nicht die wirklich frei lebenden, sondern Pferdeherden, die auf den sumpfigen Inseln ihr zuhause haben, weil sie da nicht weglaufen können. Und eben wegen der fehlenden Zäune hat es trotzdem was von Wildnis. Wir fahren ungeplant bis Aigues-Mortes, wo wir völlig überrascht sind, eine wahnsinnige Stadtbefestigung vorzufinden.
Leider ist die Hälfte unseres Urlaubes schon fast erreicht und es zieht uns wieder Richtung Strand. Wir genießen noch einmal die Ruhe der Camargue und besuchen am nächsten Tag in Carnon den Strand. Da hier Hunde offiziell verboten sind, bleiben wir 10 Meter neben dem Strandzugang, in der Hoffnung, so niemanden zu stören. Die netten Bewohner des Hauses vor deren Mauer wir uns niedergelassen haben wollen Lena sogar Wasser bringen, so freuen sie sich über den lieben Hund, der sowieso nicht aus dem Sonnenzelt raus will – womöglich würde sie dann ja jemand mit ins Wasser nehmen. Und sie schwitzt lieber als mit ins Wasser zu kommen.
Noch einmal machen wir einen Abstecher unterwegs ans Mittelmeer, bevor wir wieder in Frontignan anlegen. Das erste Halbfinale und Wäsche Waschen ist angesagt. Die Kneipe voller Franzosen fieberte für Portugal und amüsierte sich köstlich über unseren Kurzen, der stolz, wie bei jedem Fußballspiel bisher, sein neues Deutschland Trikot trägt. Am nächsten Tag testen wir den Französischen Nahverkehr und fahren mit dem Zug nach Sète. Ein toller Stadtbummel, leider wurde es nachmittags 38° C heiß, so dass unser Hund irgendwann streikte.
Ein wenig haben wir uns geeilt auf dem Weg von Carnon bis Frontignan, denn wir wollten gerne noch mal 2 Tage für Vias haben. Der flache Sandstrand ist einfach toll für Kinder und der Hafen liegt auch schön. Außerdem wollten wir gerne die riesige Minigolfanlage ausprobieren. So haben wir noch mal 2 volle Tage und 3 Nächte in Vias verbracht, mit Strandbesuch, Kirmesbesuch, Ponyreiten und Souveniershoppen, bevor wir uns auf den Weg zurück nach Colombiers gemacht haben. Die Schleusentreppe haben wir auch ohne weiteren Zwischenfall gemeistert.
Im Hafen von Colombiers haben wir an unserem letzten Abend in der Hafenkneipe noch das WM-Finale gesehen, bekannter Maßen ohne Deutsche Beteiligung. Dafür hat die Spanische Großfamilie aus dem Boot hinter uns für ordentliche Stimmung gesorgt, so dass es ein sehr lustiger Abend wurde.
Der Blick auf unser Smartphone und den deutschen Wetterbericht ließ allerdings keine Freude zu. Immer noch unter 20° C und nur Regen. Wir haben uns daher entschlossen, zwar das Boot abzugeben, aber unseren Urlaub im Süden Frankreichs um eine Woche zu verlängern – und haben uns spontan noch Carcassonne und Marseille angesehen.