Reisegebiet: | Alqueva-Stausee / Lago Grande (Amieira - Portugal) |
Reisezeit: | 2. bis 13. April 2012 |
Start-Basis: | Amieira |
Hausboot-Crew: | Klaus Bartram und Frau |
Unser Boot: | Nicols Estivale Duo |
Hausboot-Route: | Amieira · Estrela · Mourão · Monsaraz · Juromenha · Monsaraz · Aldeia da Luz · Amieira |
Tag 1 - Montag - 2. April 2012
Wir fuhren am frühen Montagmorgen mit der S-Bahn von Offenbach zum Rhein-Main-Flughafen nach Frankfurt. Die Bordkarten zu unserem E-Ticket hatten wir uns bereits am Vortag per Online Check-in besorgt. Am Gepäckaufgabeschalter war nur eine kurze Schlange, im Gegensatz zu den Schaltern zum Einchecken, denn schließlich waren Schulferien und Osterreisezeit. Der Flug in die portugiesische Hauptstadt verlief sehr entspannt, obwohl die Lufthansa-Maschine vom Typ Airbus A320 vollends ausgebucht war. Das Kabinenpersonal war jedoch trotzdem bester Laune, die Bordverpflegung auch OK, und so vergingen die drei Stunden im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug.
In Lissabon um 11.30 Uhr Ortszeit (Zeitverschiebung: - 1 Stunde) angekommen, lotste uns ein freundlicher Mitarbeiter einer Autovermietung zum Abfahrtsort seines Kollegen von Thrifty Portugal. Per Shuttleservice wurden wir sofort zu dem nahegelegenen Stützpunkt unseres online gebuchten Autovermieters gebracht, bei dem wir unseren Seat Ibiza sogleich in Empfang nehmen konnten. Nicht ganz das neueste Modell, auch mit ein paar Beulen und Kratzern sowie einer schadhaften Kofferraumabdeckung, aber insgesamt durchaus gepflegt, und bei einer Tagespauschale ohne km-Begrenzung von 15 Euro ein wirklich sehr günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Formalitäten waren kurz und schmerzlos. Wir fuhren auch gleich los, fanden dank unseres von zuhause mitgebrachten GPS unproblematisch die richtige Autobahn und fuhren alsbald Richtung spanischer Grenze unserem Urlaubsziel entgegen. Die knapp 200 Kilometer fuhren wir auf sehr einsamen Autobahnen, Schnellstraßen und schließlich Landstraßen. Die Strecke ist sehr gut ausgebaut, fragt sich nur für wen, denn es gab nur sehr wenig Verkehr.
Unseren Heimathafen Amieira Marina erreichten wir gegen 15.00 Uhr und erhielten auch gleich die obligatorische Einweisung - erst alles Wissenswerte über das Seengebiet, dann ging's auf's Boot. Klaus durfte sofort ans Ruder und der freundliche Techniker Victor zeigte uns einige Tricks, wie man hier am besten am flachen Ufer anlegt. Das war dann doch mal etwas Neues, denn ansonsten ist das bei Charterfirmen in anderen Fahrgebieten oftmals nicht so gerne gesehen.
Nicols Estivale Duo
Unser bei www.hausboot.de gebuchtes Charterboot vom Typ Nicols Estivale Duo ist 8,85 m lang und 3,40 m breit. Die Schlafkabine befindet sich im Bug des Hausbootes und hat ein Doppelbett sowie ein Bad mit Dusche, Waschbecken und WC. Im geräumigen Salon gibt es gegenüber der Küchenzeile (mit 220-l-Kühlschrank und Gefrierfach, Spüle, 2-Flammen-Herd und Backofen mit Grill) eine Sitzecke, die in ein weiteres Doppelbett umgewandelt werden könnte. Der Innensteuerstand befindet sich direkt vor der Sitzecke. Eine Glasschiebetür führt zum geräumigen Hinterdeck auf gleicher Ebene mit einem Sonnensegel. Der Zugang zum Boot wird durch zwei seitliche Türen in der Bordwand auf die Terrasse erleichtert. Eine Treppe führt hinauf zur Flybridge mit dem Außensteuerstand. Am Bug des Bootes ist eine kleine Sitzbank mit Tisch.
Weiterhin gibt es eine Badeleiter, Außendusche (warm und kalt), 220-Volt-Landanschluss, Radio mit CD-Player sowie ein Flachbild-Fernseher für Leute mit portugiesischen oder spanischen Sprachkenntnissen. Der im TV eingebaute DVD-Player funktionierte irgendwie nicht, aber wir hatten ja unseren Laptop zum Filme anschauen dabei. Ausgesprochen hilfreich ist die Ausstattung mit GPS und Echolot. Insgesamt ein sehr komfortables Boot für 2 Personen.
Leider arbeitete der Kühlschrank an Bord der "Luz" nicht störungsfrei, so dass uns der Techniker um etwas Zeit bat, um den Fehler beheben zu können. Damit hatten wir auch kein Problem, denn wir wollten nach der langen Anreise an diesem Tag sowieso nicht schon gleich loslegen. Also fuhren wir mit dem Mietwagen erst mal zum Einkaufen ins nahe gelegene Amieira. Allerdings wurden wir in dem recht kleinen Örtchen auf der Suche nach einem Laden nicht fündig, und fuhren daher weiter nach Portel. Später erfuhren wir, dass es in Amieira zwar einen kleines Geschäft gibt, das allerdings montags nicht geöffnet hat. Aber auch in Portel gab es nichts, was einem Supermarkt auch nur annähernd ähnlich sah. Nachdem wir ein paarmal quer durch den ganzen Ort gefahren waren, entdeckten wir dann doch noch einen sogenannten Mini-Mercado, in dem wir wenigstens etwas Wasser, Wein, Kaffee und ein paar Chips erstanden.
An Bord hatten uns die Vermieter netterweise mit frischem Brot und Käse aus der Region begrüßt, so war wenigstens das Abendessen gesichert. Eigentlich wollten wir ja sowieso im Hafenrestaurant essen gehen. Zurück in der Marina erfuhren wir, dass der Kühlschrank immer noch nicht mit 12-Volt-Bordstrom funktionierte und geplant war, diesen am nächsten Morgen entweder zum Laufen zu bringen oder aber uns ein anderes Boot zur Verfügung zu stellen und zweitens, dass das Restaurant abends geschlossen hat (erst in der Sommersaison hat es mittags und abends geöffnet.) Also machten wir es uns mit Brot, Käse und Wein auf unserem Charterboot gemütlich und genossen den Rest unseres ersten Urlaubstages.
Tag 2 - Dienstag - 03. April 2012
Nach einem Frühstückskaffee in der Hafenbar teilten uns die Vermieter mit, dass wir das Boot im Laufe des Vormittags besser tauschen sollten, denn die Reparatur war wohl doch nicht auf die Schnelle erfolgreich zu bewerkstelligen. Wir ließen uns jetzt aber erst mal für unser Navi die Koordinaten eines Einkaufszentrums geben, denn mittlerweile wussten wir, dass es in der unmittelbaren Nähe nicht viele Einkaufsmöglichkeiten geben würde. Wir mussten 23 Kilometer bis nach Reguengos de Monsaraz zu "Continente" fahren, denn dies war der am nächsten gelegene Supermarkt. Die Fahrt lohnte sich jedoch, denn dort gab es alles was das (Bootsfahrer)herz begehrt und noch vieles mehr. Erwähnen sollte man insbesondere die riesige Auswahl an frischen Fischen und Meeresfrüchten, die man dort hätte kaufen können. Das war sehr beeindruckend, wenn man es mit den eher kleinen Fischabteilungen in deutschen Supermärkten vergleicht.
Schwerbepackt mit unseren Vorräten machten wir uns auf den Rückweg zur Marina. Wir konnten gleich auf unser neues Boot gleichen Typs namens "São Marco" gehen und uns dort häuslich einrichten. Der freundliche Techniker Victor half uns beim Tragen unseres Gepäcks von einem Hausboot zum anderen. Nach der offiziellen Übergabe (Ablesen des Betriebsstundenanzeigers) legten wir bei angenehmen Temperaturen aber recht bewölktem Himmel ab und fuhren in Richtung Estrela. Auf dem Weg dorthin fuhren wir an der Staumauer, also dem Ende des riesigen Sees, vorbei, wollten uns die genauere Besichtigung des technischen Wunderwerks aber für die Rückfahrt aufheben.
Alqueva Stausee
Mit einer Wasseroberfläche von 250 qkm und einer Uferlänge von knapp 1.200 km (davon liegen etwa 1.000 km auf portugiesischem Gebiet, der Rest in Spanien) sowie einer Länge von etwa 85 km ist der "Barragem de Alqueva" der größte Stausee in der EU. Er verfügt über ein maximales Stauvolumen von 4.150.000.000 Kubikmetern. Seine Staumauer ist 96 m hoch und 459 m lang. Die im Staudamm eingebrachten Turbinen haben eine Kapazität von insgesamt 260 MW. Der kleinere Teil des Alqueva Stausees liegt in der spanischen Provinz Badajoz, der größte Teil gehört zur portugiesischen Region Alentejo. Die ersten Planungen für das Projekt begannen schon 1957, und 1976 wurde mit dem ersten Bauabschnitt begonnen, jedoch kam es 1978 zu einem Baustopp. Erst im Jahr 1995 wurden die Arbeiten wieder aufgenommen und 2002 wurden die Schleusen der Staumauer geschlossen. 2004 nahm dann das angeschlossene Wasserkraftwerk seinen Betrieb auf.
Auf dem riesigen See kam uns niemand entgegen. Es schien als seien wir ganz alleine unterwegs. Unser Tageziel Estrela ist ein kleines Dorf mit 300 Einwohnern. Dort war bis auf eine kleine Kneipe und einem noch kleineren Laden alles geschlossen. Es waren nur wenige Einheimische zu sehen. Lustig war der kleine Busbahnhof im engen Ortskern. Groß können die Busse, die dort halten, jedenfalls nicht sein. Bemerkenswert fanden wir auch das dortige Storchennest auf dem Kirchturm mit Glocke. Die großen Vögel, und insbesondere deren Nachwuchs, müssen wohl relativ lärmunempfindlich sein.
Die Hafenanlage war im Verhältnis zu der kleinen Ortschaft sehr großzügig gebaut und die Landstraße, die zur Halbinsel führte, wurde die ganze Nacht beleuchtet, obwohl auch hier der Verkehr mehr als überschaubar war. Zurück an Bord genossen wir dann weißen Port aus der Region, gekühlt wirklich extrem lecker und garantiertes Urlaubsfeeling! Abends blieb zwar die Bordküche kalt, denn der Gasanschluss funktionierte irgendwie nicht. Also tischten wir Wurst, Käse, Fisch und Muscheln zum Brot auf und hatten dennoch ein leckeres Mahl.
Tag 3 - Mittwoch - 04. April 2012
Zu allererst kontaktierten wir morgens telefonisch den Techniker unserer Marina, der uns dann den richtigen Tipp gab, so dass das Gasproblem schnell gelöst war und die erste Tasse heißen Kaffees den Tag entspannt einläuten konnte. Wir probierten portugiesische Quittenmarmelade zum Frühstück und legten dann ganz entspannt ab. Das heutige Wetter war recht angenehm warm, allerdings immer noch ziemlich bewölkt. Nach knapp drei Stunden legten wir in Mourão am Bootssteg an, bei etwas Wind "römisch-katholisch", aber es klappte gut, obwohl unser diesjähriges Charterboot nicht über den gewohnten Luxus eines Bugstrahlruders verfügte.
Die Kleinstadt Mourão verdankt wie viele der hiesigen Ortschaften seine Existenz dem langjährigen Kampf um die Gebietshoheit zwischen Muslimen und Christen, also zwischen Mauren, Spaniern, Franzosen und Portugiesen. 1296 erhielt der Ort Stadtrechte und die Festungsanlage wurde weiter ausgebaut, sie erhielt damals auch einen Saal für die Ratsversammlungen. Leider ist die Burganlage schon ein wenig verfallen, aber man kann die Ringanlage erklimmen und die - intakte - Kirche besichtigen.
Wir wanderten in den Ort und entdeckten auf dem Weg zur Burganlage gleich mehrere Restaurants und Cafés, die wir später gegebenenfalls testen wollten. In der Burg kletterten wir auf den morschen Mauern und dem ebenfalls ziemlich verfallenen Wall herum und genossen die sehr beeindruckende Aussicht ins Tal. Die in die Festungsanlage integrierte Kirche, geweiht der der Hl. Madonna des Lichts, war für hiesige Verhältnisse sehr groß, und im Gegensatz zum Rest der Anlage relativ gut erhalten. Ulkigerweise konnte man hier anstelle von Wachskerzen elektrische Kerzen "anzünden", so viel Technik in einer alten Festung und Kirche hatten wir gar nicht erwartet.
Nach der beeindruckenden Besichtigung schlenderten wir durch die kleinen Gässchen der Kleinstadt, verweilten in einem Park, der per Schild als öffentlicher WLAN-Platz ausgezeichnet war und von den örtlichen Jugendlichen auch entsprechend genutzt wurde.
Anschließend gingen wir in ein kleines Café in der Nähe. Auf dem Rückweg zu unserem Boot fragten wir zur Sicherheit in dem Restaurant unserer Wahl - "Restaurante Braganca" - nach, ob es abends denn auch geöffnet habe. Ab 19.00 Uhr lautete die Antwort, so dass wir noch genügend Zeit zum Ausruhen an Bord hatten.
Kurz vor sieben Uhr machten wir uns dann erneut ins Städtchen auf. Wir durchquerten diesmal ein paar andere Gässchen und überall duftete es nach Orangenblüten, denn die Bäume standen bereits in voller Blüte, während sie auch noch die Früchte des Vorjahres trugen.
Im Restaurant waren wir dann die ersten Gäste des Abends. Später kamen noch ein paar Herren zum Fußball gucken und ein weiteres Paar zum Essen. Wir bekamen sofort Chouircco (Salami) und Queijo (Käse) zum frischen Brot aufgetischt und suchten derweil in der Speisekarte nach einem Fischgericht. Eines gab es auch - nämlich Arroz Marisco - ein typisch portugiesisches Gericht, das aus Reis und Meeresfrüchten wie Garnelen, Hummern und Muscheln besteht, die zusammen in einem Topf gekocht werden. Wir bekamen eine riesige Portion, reichlich für jeden von uns, dazu Weißwein aus der Region und Wasser - einfach herrlich. Zum Dessert gab's riesige Flan-Tortenstücke und Kaffee. So gesättigt traten wir dann den Rückweg zurück zum Hafen an. Im Ort war es fast wie ausgestorben. Am Steg herrschte noch ein wenig Auftrieb, da mittlerweile neben uns eine Familie ihr Hausboot mit unzähligen Kindern an Bord festgemacht hatte, die natürlich ihrem Bewegungsdrang folgend noch längere Zeit aus dem Schiff hinausklettern und dann wieder hineinklettern mussten. Diese Zeiten haben wir inzwischen hinter uns.
Tag 4 - Donnerstag - 05. April 2012
Bei strahlendem Sonnenschein legten wir am späten Vormittag in Mourão ab und fuhren heute nur ca. 10 km auf die gegenüberliegende Stauseeseite bis Monsaraz. Dabei unterquerten wir die einzige Brücke über den See. Ein sehr imposantes Bauwerk, besonders aus diesem Blickwinkel. Wir steuerten die zur Burg näher gelegene von zwei Anlegestellen an und machten dort als einziges Boot fest, nur ein einsamer Camper hatte es sich am Ufer mit seinem Wohnmobil gemütlich gemacht. Gegen Mittag beschlossen wir dann, die für diese Gegend wohl bekannteste Festungsanlage (Weltkulturerbe) aufzusuchen, die hoch über dem Hafen auf einem Felsen thront und schon von weitem optisch einen sehr starken Eindruck macht.
Monsaraz Monsaraz befand sich bis 1232 abwechselnd in der Hand der Araber oder der Portugiesen, wurde dann letztlich aber mit Hilfe der Tempelritter für die portugiesische Krone erobert. Im 14. Jahrhundert wurde die Festung einem Kloster überschrieben, und 1412 wurde der gesamte Ort und die Festung dem Besitz des Königlichen Hauses Braganza unterstellt.
Wir mussten zunächst über drei Kilometer die kurvige und sich steil nach oben windende Bergstraße entlang laufen, um die Festung aus der Nähe betrachten zu können. Bei dem heute vorherrschenden warmen und sonnigen Wetter eine ziemlich schweißtreibende Sache. Oben angekommen musste man sich vor den parkplatzsuchenden Touristen-PKW in Acht nehmen. Da offensichtlich jeder so nahe wie möglich an der Festung aussteigen wollte und daher die etwas weiter unten gelegenen Parkplätze erst mal ignorierte, herrschte ein ziemliches Verkehrschaos vor dem Burgtor, das zudem auch noch von zahllosen Bussen zugeparkt war. So viel Menschen waren wir nach drei einsamen Tagen auf dem See schon fast nicht mehr gewöhnt. Wie muss es hier erst zur Hauptsaison zugehen?
Von außen, d.h. von vor der Burgmauer betrachtet, wirkt die Anlage zunächst fast so riesig wie Carcassone. Letztlich aber eine optische Täuschung, denn geht man durch das Burgtor wird man von dem doch eher etwas dörflichen Charakter und Dimensionen überrascht. Herrlich sind jedoch die zahllosen engen, steinigen und sehr steilen Gassen sowie der Ausblick ins Tal und auf den See bis hin zur gegenüberliegenden alten Festung von Mourão. Dafür hatte sich der anstrengende "Aufstieg" zu Fuß mehr als gelohnt.
In dem kleinen 114-Einwohner-Dörfchen gibt es mehrere Restaurants und Cafés, auch einige Souvenirshops, was auf die hohe touristische Dichte insbesondere in der Sommersaison hinweist. In dem netten kleinen Café namens "Casa da Muralha" machten wir Pause und versuchten zum Espresso die leckeren Tarteletts (kleine Käsekuchen). Anschließend besichtigten wir noch die Kirche, deren Rückseite in die Festungsmauer integriert ist und letztlich gar nicht so groß ist wie man auf den ersten Blick vorher vielleicht glauben mag. Sodann machten wir uns auf den Rückweg, es lagen ja wieder drei Kilometer - diesmal abwärts - vor uns. Zurück an Bord läuteten wir die blaue Stunde bei einem Aperitif ein und ließen den ereignisreichen Tag gemütlich ausklingen.
Tag 5 - Freitag - 06. April 2012
Es ist Karfreitag und das hiesige Wetter versprach gut zu werden. Also legten wir nach unserem Morgenkaffee zügig ab, denn heute wollten wir die bisher größte Fahrtstrecke unserer Bootstour zurücklegen. Wir fuhren bis zum nördlichen Ende des Sees, dort, wo die für Hausboote navigierbare Strecke aufhört und der Fluss Rio Guadiana beginnt den Stausee zu speisen, nach Juromenha. Die Fahrt dauert fast fünf Stunden und die möchte man ja nicht unbedingt bei Dauerregen oder starkem Wind zurücklegen. Wir hatten Glück, auch wenn sich die Sonne oft wieder hinter Wolken versteckte.
Die Fahrtroute war auf dem letzten Drittel erheblich anspruchsvoller als zuvor, da die nutzbare Fahrrinne recht schmal ist und zudem auch noch häufig von irgendwelchem alten Gehölz und abgestorbenen Bäumen weiter eingeengt wird. Als der Stausee geflutet wurde, hatte man einfach alles stehen lassen. Offiziell (sowohl nach unserer Bootskarte als auch nach Aussage des Vermieters) sollte man darüber hinaus auch noch strikt die spanische Seeseite meiden, aber Grenzverletzungen sind bei diesen örtlichen Gegebenheiten irgendwie wohl kaum zu vermeiden. Ein Patrouillenboot der spanischen Küstenwache war auch nicht zu entdecken.
Der Anlegesteg in Juromenha liegt in relativ flachem Wasser und man muss erst mal die richtige Route durch die knapp unter und über der Wasseroberfläche stehenden toten Baumstämme finden. Dank Echolot war das ganze Unterfangen aber dennoch ziemlich souverän zu meistern.
Juromenha Juromenha bietet ebenfalls eine Burg bzw. deren heute sichtbare Überreste. War diese Gegend in der Geschichte doch ein Spielball zwischen Mauren und Christen, von denen damals jeder seine Befestigungsanlagen nach seinen Gestaltungsmerkmalen und Bedürfnissen ausbaute. Daher hat die Burg maurische Grundmauern und Wehrtürme, christliche Kirchen und mittelalterliche neuere Befestigungsanlagen, die selbst Kanonen trotzen sollten. Das 120-Einwohner-Dörfchen ist wohl ein Vorzeigeprojekt für die gelungene Landschaftentwicklung mit EU-Fördergeldern, selbst die 450 Meter vom Anlegesteg hoch zum Dorf sind aufwändig gestaltet. Ansonsten herrscht aber auch hier eine eher beschauliche Atmosphäre.
Nach einer eingehenden Besichtigungstour von Burg und kleinem Ort kehrten wir an Bord unseres Charterbootes zurück, gerade noch rechtzeitig vor einem sehr intensiven Regenschauer mit starken Böen. Dreieinhalb Minuten später war aber der Spuk schon wieder vorbei und wir beschlossen, abends nochmals ins Dorf "aufzusteigen" und ins örtliche Restaurant zu gehen. Immerhin gab es in Juromenha ein Lokal, das den ganzen Tag geöffnet hatte. Wir wurden dort auch nicht enttäuscht, denn im "Restaurante O Mateus" gab es unter anderem eine hervorragende Fleisch- und Fischkarte. Wir entschieden uns für das Rindersteak mit reichlich Knoblauch und hausgemachten Pommes. Vorher gab es Oliven, Käse und Brot sowie Rotwein aus der Gegend. Die Wirtin und ihre Familie saßen alle beieinander, und der 18-monatige Enkelsohn hielt alle auf Trab. Unser Steak war so riesig, dass wir kein Dessert mehr schafften und wir es vorzogen, nach einem Kaffee gemütlich an Bord zurückzuwandern.
Tag 6 - Samstag - 07. April 2012
Herrlicher Sonnenschein, Windstille und ein richtig blauer Himmel weckten uns und ließ uns die Entscheidung leicht fallen, die lange Route zurück wieder anzutreten. Nach dem obligatorischen Frühstückskaffee - dieses Mal draußen an Deck - legten wir ab. Das erste Stück mussten wir sicherheitshalber noch unter Deck nach GPS und Echolot fahren. Allerdings kannten wir die Strecke ja bereits und nach ein paar Kilometern steuerten wir dann vom Außensteuerstand aus.
Das Wetter lud einfach dazu ein und wir verbrachten so einen wundervollen Tag draußen an Bord. Die Landschaft wirkte noch freundlicher als sonst und auch ein paar kleine Boote waren bei dem wundervollen Klima unterwegs. Wir fuhren auf unserer Strecke an einem alten Segler vorbei, der Rundfahrten auf dem Stausee anbot und - wie sich später abends herausstellte - seinen Heimathafen in Monsaraz hatte.
Nach gut fünf Stunden Fahrt legten wir an der nördlichen Anlegestelle von Monsaraz an, die zurzeit eigentlich gesperrt war. Hier gab es eine stark reparaturbedürftige Steganlage, die offiziell zwar nicht begehbar war, aber dennoch von den hier vorhandenen Ausflüglern und Anglern genutzt wurde.
Am Ufer war richtig was los. 12 Reiter boten ein tolles Schauspiel an spanisch-portugiesischer Reitkunst, ein Gespann und selbst ein Esel komplettierten die Reitertruppe. Wir konnten eine Art spanische Hofreitschule auf einem Schotterparkplatz begutachten. Der Esel wurde dann vor dem Aufbruch der Truppe in einen Anhänger geladen, und der Grill sowie alle Kinder kamen auf die Ladefläche des Zugfahrzeugs. Dann machte sich die große Reitergruppe auf und davon.
Auf dem Stausee war derweil ein ziemlich schnelles Motorboot unterwegs und durchpflügte lautstark die Wellen des Sees. Und am gegenüberliegenden Ufer fuhren ein paar Crossfahrer mit ihren Motorrädern und wirbelten dabei lärmend reichlich Staub auf. Schließlich traf auch der alte Segler ein, der am kaputten Steg seine Fahrgäste aussteigen ließ und dann an einer Boje festmachte, um anschließend mit einem Ruderboot an Land zu rudern. Gegen 19.00 Uhr leerte sich das Ufer und wir hatten Ruhe und die ganze Natur wieder für uns. Den Weg zur Burg ersparten wir uns dieses Mal, denn einerseits kannten wir diese bereits ja schon, und außerdem wäre die Strecke von hier aus noch weiter als von der anderen Liegestelle gewesen. Des Nachts herrschte Vollmond und eine glatte See.
Tag 7 - Sonntag - 08. April 2012
Wieder versprach die Morgensonne einen warmen Tag - aus der Heimat gab's dagegen eher gemischte und kalte Wetterberichte. Da hatten wir ja richtig Glück! Ganz in Ruhe verbrachten wir den Ostermorgen an Bord und genossen die Sonne beim Kaffeetrinken. Gegen Mittag legten wir ab und fuhren Richtung Aldeia da Luz. Die Fahrt führte durch breite Seeabschnitte und bei herrlichem Sonnenschein steuerten wir vom Außendeck aus.
Aldeia da Luz Während der siebenjährigen Bauphase des Stausees musste das 373-Einwohner-Dorf umgesiedelt werden, da es in der zu überflutenden Zone lag. Luz ist daher letztlich der jüngste Ort am See, denn sein Vorgänger liegt jetzt unter Wasser und er wurde komplett samt Kirchen und Friedhof neu erbaut.
Eine imposante hölzerne Steganlage führt in den Ort, der bei unserer Ankunft gerade von einer Busladung portugiesischer Osterausflüglern besucht wurde. Wir durchwanderten ebenfalls den Ort und in einer kleinen Bar tranken wir anschließend Kaffee. Bei mittlerweile fast sommerlichen Temperaturen schlugen wir den Rückweg ein, leider hatten Kirche und Museum noch geschlossen - der Sommer beginnt hier eben erst Ende Mai. Am Nachmittag kamen viele Spaziergänger an den Steg bzw. ans Wasser und genossen die Sonne genauso wie wir. Wie bereits am Vortag leerte sich gegen 19.00 Uhr die Umgebung und wir hatten die Seenlandschaft wieder für uns allein. Das Abendessen konnten wir draußen genießen und endlich kam auch unser Windlicht richtig zum Einsatz.
Tag 8 - Montag - 09. April 2012
Es wurde offensichtlich wieder ein heißer Tag. Wir sonnenentwöhnten Mitteleuropäer hatten natürlich bereits gestern einen Sonnenbrand bekommen, also waren wir heute lieber etwas vorsichtiger und hüllten uns in langärmlige weiße T-Shirts, damit die leicht angekokelten Arme und Nackenpartien etwas mehr Schatten erhielten. So langsam machten wir uns Gedanken um die restliche Routenplanung unseres diesjährigen Bootsurlaubs, denn es blieben nur noch zwei volle Tage bis wir wieder in unsere Heimat-Marina einlaufen mussten. Also entschlossen wir uns nach dem Morgenkaffee, den wir ob des herrlichen Wetters wieder an Deck genießen konnten, den heutigen Tag nochmal für eine relativ lange Strecke zu nutzen und bis Amieira zu fahren. Das waren insgesamt nochmal gut 50 Kilometer, die wir bei strahlendem Sonnenschein und recht warmen, aber dennoch sehr angenehmen Temperaturen auf dem Außensteuerstand verbrachten.
Die Fahrrinne ist in den südlichen Gefilden des Sees meistens sehr tief, so dass man hier gefahrlos mit Karte auf Sicht steuern kann. Auf GPS und Echolot konnten wir somit verzichten. Doch gegen 14.00 Uhr wurde es uns oben dann doch zu heiß und wir legten daher die verbleibenden Seemeilen vom schattigen Innensteuerstand aus zurück. Die Steganlage von Amieira ist ebenfalls wieder sehr großzügig ausgelegt und auch hier führte eine imposante Konstruktion bis ins Dorf hinein.
Allerdings sparten wir uns die Besichtigungstour, denn das Örtchen hatten wir ja schon vor einer Woche mit dem Mietauto auf der Suche nach einem Lebensmittelgeschäft ausgiebig durchfahren. Wir hatten in letzter Zeit reichlich Fußmärsche gemacht und zogen es heute vor, das sommerliche Wetter zu genießen und faulenzten an Bord bzw. an Deck (jedoch unterm Sonnenschirm). Wie in fast allen anderen Orten zuvor kamen am Nachmittag ein paar Spaziergänger zur Steganlage, zwei Damen ließen sich sogar bei uns an Bord fotografieren.
Irgendwann kam auch ein Ausflugsboot von der Amieira-Marina vorbei, drehte ein paar Runden und verschwand dann wieder. Wie immer ebbte der Besucheransturm gegen sieben Uhr ab und wir hatten das Wasser, das Ufer und die Marina wieder ganz für uns. Wir konnten bei Kerzenlicht den Abend draußen an Deck bei angenehmen Temperaturen genießen. Es kam ein wenig Wind auf, der die Mücken verscheuchte. Also alles einfach ideal!
Tag 9 - Dienstag - 10. April 2012
In der Nacht waren ein paar Wolken aufgezogen, so dass der Morgen nicht mehr ganz so sonnig und warm war wie an den vorherigen Tagen. Nach einem morgendlichen Kaffee - allerdings heute nicht draußen an Deck - legten wir ab und fuhren nochmal an unserer Marina vorbei bis zur Staumauer, also dorthin, wo der See seinen "Anfang" nimmt. Unterwegs wurde es immer windiger und es kamen immer mehr Wolken auf, so dass wir lieber von innen steuerten.
In der Nähe des Staudamms gibt es zwar eine schöne Anlegestelle, aber leider kam man vom Steg aus nicht an Land, da das Tor zur "Außenwelt" verschlossen war. Um mit dem Hausboot direkt am Ufer festzumachen, war es unserer Ansicht nach viel zu windig und am letzten Ausflugstag wollten wir das Boot auch nicht mehr ruinieren. Also machten wir nur für eine kleine Imbisspause fest.
Als es noch böiger und uns damit am Bootssteg zu unruhig wurde, legten wir wieder ab und fuhren bei immer trüberem Wetter und weiter zunehmenderem Wind die letzten 17 Kilometer zu unserer Marina zurück. Weit hinter uns folgte ein weiterer Heimkehrer. Eines der wenigen Male, dass wir noch andere Hausboote sichteten. An der Marina war so einiges los als wir ankamen. Das große Ausflugsschiff wurde gerade von der Steganlage mitten auf den See gefahren und dort vor Anker gelegt. Drei Hausboote wurden, ebenfalls um Platz zu schaffen, ausgelagert und jeweils an einer Boje vertäut und ein paar ganz Wagemutige trotzen dem Wind sowie dem Seegang und fuhren tatsächlich dazwischen auch noch Wasserski.
Freie Bootsanlegeplätze gab es hier folglich heute reichlich, aber das Anlegen war bei den derzeit vorherrschenden Windverhältnissen doch eine kleine Herausforderung. Trotz Seitenwind meisterten wir aber auch dieses Anlegemanöver nahezu problemlos und legten ganz vorschriftsmäßig klassisch "römisch-katholisch" am Steg an. Das Wetter war und blieb windig, wollte uns wohl den Abschied erleichtern. Nach einer Tasse Kaffee an Bord meldeten wir uns am Empfang der Charterfirma und ließen uns unsere morgige Check-Out-Zeit bestätigen. Wir sollten so zwischen 9.00 und 9.30 Uhr fertig zur Bootsübergabe sein. In der Bar nahmen wir zunächst einen Espresso, dann genehmigten wir uns zum feierlichen Abschluss einen Martini Rosso und genossen dabei die Aussicht auf den See. So schnell können neun (Urlaubs-)Tage vergehen.
Tag 10 - Mittwoch - 11. April 2012
Pünktlich um halb 10 brachten wir zunächst unser Gepäck in den Mietwagen, der die ganze Zeit auf dem Parkplatz vor der Marina gestanden hatte. Dann gingen wir zum Empfang von Nicols, um den verbrauchten Treibstoff nach Betriebsstunden abzurechnen. Insgesamt waren wir 24 Stunden mit dem Hausboot gefahren. Der Techniker Victor fuhr unser Boot auch sogleich zum Auftanken.
Nach einem kleinen Kaffee an der Marina-Bar fuhren wir mit dem Seat Ibiza nach Lissabon. Unterwegs machten wir eine Pause in einer Autobahnraststätte. Wie bei der Hinfahrt gab es nur wenig Verkehr. Kurz vor 14.00 Uhr kamen wir in der Portugiesischen Hauptstadt an. Dank unseres Navi war es kein Problem das "Corinthia Hotel Lisbon" zu finden, in dem wir bereits von zuhause aus online ein Zimmer für 2 Tage gebucht hatten. Da die 5-Sterne-Herberge im Herzen des Finanzbezirks über eine eigene Tiefgarage verfügt, gab es auch keine Schwierigkeiten mit der Parkplatzsuche.
Am Nachmittag nutzten wir ausgiebig Hotel-Schwimmbad, Sauna und Spa. Bestens erholt gingen wir zum Abendessen in das direkt neben dem Hotel gelegene Restaurant "Alfassador". Nach einer leckeren Vorspeise gab es eine tolle Platte mit wohlschmeckendem Kabeljau und Beilagen, Flan und Kaffee zum Abschluss. Dazu eine Flasche portugiesischen Weißwein. Den Abend ließen wir in der Hotelbar dann bei einem Cocktail gemütlich ausklingen.
Tag 11 - Donnerstag - 12. April 2012
Lissabon ist die Hauptstadt und die größte Stadt Portugals sowie des gleichnamigen Regierungsbezirks und liegt an einer Bucht der Flussmündung des Tejo im äußersten Südwesten Europas an der Atlantikküste der Iberischen Halbinsel. Die Stadt liegt auf sieben Hügeln, die kleineren Anhöhen nicht mitgerechnet. Mit dem wichtigsten Hafen, dem Regierungssitz, den obersten Staats- und Regierungsbehörden, mehreren Universitäten und der Akademie der Wissenschaften ist Lissabon das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. In den letzten Jahren ist die Stadt allerdings massiv geschrumpft, von über 800.000 Einwohnern (1980) auf etwa 500.000 (2010). Viele Menschen sind in das Umland gezogen. Lissabon hat mit erheblichen strukturellen Problemen zu kämpfen, vor allem die marode Bausubstanz vieler Gebäude und das hohe Verkehrsaufkommen.
Heute war Stadtbesichtigung der portugiesischen Metropole angesagt. Wir fuhren mit unserem gemieteten Kleinwagen ins Stadtzentrum, parkten in einer zentralen öffentlichen Tiefgarage, und erforschten die Stadt dann zu Fuß. Wir gingen berauf und bergab durch die schmalen Gassen. Fuhren mit dem alten Aufzug, der noch vom Anfang des letzten Jahrhunderts stammt, in die Oberstadt, und später auch wieder herab. Unterwegs gönnten wir uns einen Kaffee und genossen ihn im Freien auf einem netten kleinen Platz. Später gab es auch noch einen kleinen Imbiss.
Am späten Nachmittag fuhren wir dann mit unserem Mietwagen durch den Feierabendverkehr zurück zum Hotel. Abendessen gingen wir wieder ins "Restaurante Alfassador", nur gab es diesmal statt Fisch ein T-Bone-Steak mit Pommes und Gemüse. An der "Tempus Bar" des Hotels genehmigten wir uns noch einen "Absacker", bevor wir zur letzten Nacht müde in das Hotelbett fielen.
Tag 12 - Freitag - 13. April 2012
Heute war leider der Tag unserer Heimreise. Wir checkten im Hotel aus und waren fast pünktlich um kurz nach 11.30 Uhr an der Station des Autovermieters, auch wenn es unterwegs leichte Probleme mit dem Navi gab, selbige Adresse zu finden. Wieder waren die Formalitäten kurz und schmerzlos. Per Shuttleservice wurden wir von den freundlichen Mitarbeitern von Thrifty zum Flughafen Lissabon gebracht.
Allerdings verzögerte sich unser Abflug mit der Airbus-A320-Maschine von TAP Portugal um mehr als zwei Stunden, so dass wir erst am Abend auf dem Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt ankamen und in die S-Bahn nach Offenbach umsteigen konnten. So hatten wir noch ausgiebig Zeit im Duty-Free-Shop einzukaufen und in unserer Reiselektüre weiter zu lesen.
Ein Reisebericht von » Klaus Bartram und seiner Frau.