Reisegebiet: | Lagune von Venedig & Sile (Venetien - Italien) |
Reisezeit: | 26.08. bis 02.09.2016 |
Start-Basis: | Chioggia |
Hausboot-Crew: | 2 Erwachsene, 2 Kinder (5 + 10 Jahre) |
Unser Boot: | New Con Fly |
Unser Navi hat die genannte Adresse in Italien leider nicht finden können. Auch eine 2. Familie hatte das gleiche Problem. Hier wäre eine genauere Adressangabe gut. Wenn man am Abfahrthafen in Chioggia angekommen ist, sucht man vergeblich ein Büro. Man muss aber nur zu den Hausbooten gehen, die unterhalb der Ufermauern liegen, und jemanden mit Locaboat-Shirt ansprechen.
Wir waren bereits um 13:30 Uhr dort und konnten unser Boot sofort beziehen. Wir hatten das Gefühl, wir hätten sogar noch früher kommen können. Da an diesem Tag (ein Freitag) sehr viele Boote starteten, entzerrte unsere verfrühte Ankunft den Einweisungsstress des Personals etwas.
Die Hausboot-Einweisung dauerte etwa 1 Stunde und war sehr professionell. Es wurde alles wichtige erwähnt. Gut ist, wenn man zu zweit zuhört, weil man schnell ein paar Details vergisst, an die sich dann der zweite erinnern kann. Mit dem Einweiser machten wir eine 15 minütige Probefahrt aus dem Hafen raus, was eminent hilfreich war. Das nimmt schon deutlich die Angst. Man kann sagen: auch ohne Bootserfahrung ist man danach bereit zum Loslegen. Auch die anderen Familien machten nur positive Erfahrungen über die 7 Tage. Unfälle wurden uns keine bekannt.
Man sollte unbedingt vor Ort vom Einweiser die für 10€ angebotene Karte kaufen: bei der Einweisung werden darin kleine hilfreiche Details noch eingezeichnet. Wir sind froh, nicht vorher schon eine Karte gekauft zu haben. Die Karte ist voll auf Hausboote zugeschnitten.
Was uns überrascht hat: uns wurde erlaubt, auch in die Adria hinauszufahren. Der Korridor 500 - 1500 Meter ab Küste darf auch ohne Bootsführerschein mit Hausbooten befahren werden! Im ganzen Bereich der Lagune.
Wenn man die Ausfahrt bei Lido di Jesolo wählt (vorbei an Porto Turistico, wo man mit der NCF für 38€ übernachten und Wasser und Strom auftanken kann), findet man in der Adria nach ca. 700 Metern rote Bojen, an denen man festmachen und eine Badepause einlegen kann. Zum Festmachen braucht man dann auch den Bootshaken, der an Bord ist. Aber auch ohne Bojen kann man einfach mal auf dem offenen Wasser stehenbleiben und den Motor ausmachen: eine wundervolle Badepause bietet sich an.
Wer ein bisschen Geschick hat, bekommt das locker hin mit dem Hausboot. Es wird sehr schnell ein sehr entspannender Urlaub. Das Boot hat mehrere Gummischutzbänder außen und jede Menge Fender, was schon sehr hilft. Kleine Rempeleien machen da gar nichts.
Die Angst vor Mücken hingegen ist berechtigt!
Gerade im nördlichen Bereich ab Burano und ganz stark am Sile gibt es Mückenangriffe ohne Ende! Bitte unbedingt Mückenschutz mitnehmen! Die Mückenschutzgitter im Schlafraum helfen beim schlafen, aber beim abendlichen Glas Rotwein an Deck wird es ganz schnell unangenehm ohne MÜckenschutz.
Wir hatten eine New Con Fly - das kleinste Boot der Flotte. Für eine 4-köpfige Familie ist dieses Hausboot völlig ausreichend.
Größere Boote sind natürlich komfortabler, aber auch in engen Fahrwässern etwas unübersichtlicher beim Fahren. Der größte Vorteil von größeren Booten ist jedoch, dass sie in der Regel mit einem Bugstrahlruder ausgestattet sind. Bugstrahlruder erlauben am Bug (also vorne) eine Links- bzw. Rechtsdrehung. Dies ist in Schleusen oder beim Rückwärtsfahrten äußerst hilfreich. Aber es geht auch ohne.
Rückwärtsfahrten sind mit der New Con Fly schwierig, da dieses Hausboot ohne Bugstrahlruder nur schwer steuerbar ist. Wenn man das jedoch von vorneherein weiß, parkt man gleich so ein, dass man vorwärts wieder wegfahren kann. Somit ist das nicht wirklich ein Problem.
Großer Vorteil der New Con Fly: hinten ist eine schöne Terrasse, gleich vor der Schiebetür. Hier haben wir gleich unseren Tisch abgestellt. Somit war der Weg vom Kühlschrank bis zum Tisch nur 1 Meter lang. Die größeren Boote haben ihren Freisitz fast alle oben und somit ist der Weg von der Küche weiter. Nicht tragisch, aber eben auch nicht so komfortabel.
Da wir mit 2 Kindern unterwegs waren (die Kinder müssen schwimmen können), waren uns Badepausen sehr wichtig. Das Wasser der Lagune von Venedig ist ausreichend sauber, so dass man immer wieder irgendwo am Rand festmachen und sich im Bereich des Bootes erfrischen kann. Unsere Kinder waren jedes Mal begeistert. Wir entdeckten auch Badebereiche an der Adria, die man durch einen kurzen Fußmarsch über den Lido gut erreichen kann. Die Strände waren aus Sand und nur mäßig besucht.
Unsere Anlegestellen waren:
Wir hatten kein Klapprad an Bord, sondern wir haben uns einen kleinen City-Roller mitgenommen. Der braucht fast keinen Platz - weder auf dem Hausboot noch im Auto und war perfekt. Damit können Erwachsene und Kinder gleichermaßen schnelle Kurz-Tripps unternehmen.
Wir waren 2 x in einer Marina, sonst immer an von Locaboat bereitgestellten Liegeplätzen. Diese liegen:
Die Anlegestelle auf Sant' Erasmo in der Nähe der Kirche machte auch einen sehr guten Eindruck und hier ist auch gleich ein kleines Lebensmittelgeschäft.
Man kann auch an zahlreichen anderen Stellen anlegen und übernachten, aber oft ist es dort durch den Bootsverkehr (nachts kommen die Fischer) so unruhig, dass man nicht gut schlafen kann.
Mit Kindern sollte man keine zu heftigen Touren planen. Die wollen ganz einfach oft und ausgiebig baden.
Wir waren 23 Motorstunden in einer Woche unterwegs, was wir schon als grenzwertig empfunden haben.
Für schlecht schwimmende Kinder eine Schwimmweste einpacken. Da fühlt man sich besser.
Man liest sehr wenig über Anlegemöglichkeiten in Murano und es gibt unseres Erachtens nur einen Weg, dort anzulegen: die Geldbörse öffnen. Man findet sonst keine Anlegestelle.
Wir sind vom Norden her in den Kanal eingefahren und haben rechter Hand eine kleine Schiffswerft gefunden, die einen Schwimmsteg hatte. Dort hinfahren, einer steigt aus und fragt bei den Arbeitern nach einer Anlegemöglichkeit für 2-3 Stunden. Man zahlt 25€ und darf anlegen. Jeder zahlt das gleiche, es scheint ein Geschäftsmodell zu sein. Da die Anfahrt mit Vaporetto viel umständlicher und auch teuerer ist, waren wir dennoch froh.
Uns hat der Sile nicht sonderlich begeistert, weil man sich nur eindimensional bewegen kann.
Außerdem schwamm viel Schilfmaterial im Fluss, welches sich auch mal in der Schiffsschraube verfangen hat und nur durch ständiges Vorwärts- und Rückwärtsfahren wieder gelöst hat.
Wenn man mal kurz nach Venedig möchte, kann man im Hafen St. Elena tagsüber recht günstig für 10€ eine 2-3 stündige Pause einlegen.
Wir hatten uns eine Mobilfunk-Daten-SIM von TRE besorgt und hatten fast immer Empfang, wenngleich man keine Internetfilme anschauen kann. WhatsApp und klassisches Surfen ging fast immer. Nur in Burano stellte die Karte auf den Anbieter WIND um. Wir hatten bei prepaid-global.de eine SIM für beide Anbieter gekauft und es hat super funktioniert.
Als technische Vorbereitung empfehlen wir, sich den Knoten Webeleinenstek vorab zu verinnerlichen. Mit diesem Knoten kann man die Fender (Schutzballone) perfekt und schnell lösbar am Boot festmachen.
Wenn ein Lebensmittelgeschäft greifbar ist, sollte man direkt die Chance zum einkaufen nutzen. Es ist schwierig, Lebensmittel zu bekommen, wenn man spontan etwas braucht. Am besten deckt man sich gleich in Chioggia gut ein. Der SPAR-Markt ist von der Basis aus mit dem Auto in 5 Minuten gut erreichbar. Man sollte auch unbedingt viel Wasser kaufen. Der Kühlschrank an Bord kann schon einiges fassen.
Wir haben uns am Ablegetag am Fischmarkt in Chiogga gegen 9 Uhr morgens gleich mal drei Fische gekauft und am Abend an Bord ins vorhandene Gas-Backrohr gesteckt. Nach 30 Minuten waren die Fische fertig. Lecker!! Allein das ist schon ein tolles Erlebnis für Kinder.
Der Fischmarkt ist nicht weit vom Marktplatz entfernt. Wenn man vom Bootshafen kommt, beim ersten kleinen Kanal rechts halten. Vom Hafen aus sind es dann noch etwa 600 Meter.
Die Bialetti (Kaffee-Perkolator) an Bord macht mit Hilfe des Gasherdes einen guten Espresso, deshalb unbedingt Espressopulver einpacken.
Die Motorstunde kostet 9€, damit ist der Sprit abgegolten.
Der Wassertank an Bord des Bootes kann 500 Liter aufnehmen und das Wasser ist dank der Motorabwärme auch schön warm zum Duschen.
An Bord gibt es einen 12-Volt-Anschluss. Mann sollte am besten auch einen Handystecker für den Zigarettenanzünder dabei haben. Alternativ kann man einen Stromwandler anwerfen, der allerdings ziemlich laut surrt. Damit bekommt man auch 230 Volt an einer normalen Steckdose zum Handyladen.
Wir bedanken uns recht herzlich bei unserem Kunden und seiner Familie für die vielen hilfreichen Tipps rund um einen Hausboot-Urlaub in der Lagune von Venedig.