Reisegebiet: | Canal lateral a la Garonne (Aquitanien) |
Reisezeit: | 29.7. - 5.8.2017 |
Start-Basis: | Agen |
Hausboot-Crew: | 4 Erwachsene |
Unser Boot: | Penichette P935W |
Streckenlänge: | 240 km |
Hausboot-Route: | Agen – Moissac – Montech – Toulouse – Montech – Montauban – Montech – Moissac - Agen |
Diese Tour stand nach einem Jahr, in dem es einen "Abstecher" nach Holland gegeben hatte, auf dem Programm. Wobei es dieses Mal fast Berlin und Umgebung geworden wäre. Da wir jedoch immer recht kurzfristig buchen und sich die Crew nicht schnell genug entscheiden konnte, war das dort gewählte Boot schon weg.
Aber dann kam ein fast nicht auszuschlagendes Angebot für eine Penichette 935W ab Agen daher.
Ok, von Tirol aus eigentlich eine sehr weite Anreise in ein entferntes Fahrgebiet und das wollte ich eigentlich nicht ... aber der Preis für die Hochsaison (Ende Juli / Anfang August) war einfach super und dann war da noch eine befreundete Familie, die in der Nähe von Agen lebt und die ich schon länger besuchen wollte. Also haben wir beschlossen die An- und Abreise auf mehrere Tage aufzuteilen und dabei noch das eine oder andere Sehenswerte am Weg zu besuchen.
Gebucht haben wir das Hausboot wie alle Jahre zuvor auch beim Freizeitkapitän in Krefeld.
Kurzfristig fiel dann noch das fünfte Crewmitglied aus und so startete ich am 26.7. mit meiner Tochter in Tirol zum Bodensee, wo wir nach einer Übernachtung bei meinen Eltern zusammen mit ihnen weiterfuhren.
Über die Schweiz ging es an die französische Grenze bei Genf und bald danach von der Autobahn herunter nach Nantua, wo wir im L'Embarcadère mit Blick auf den See ein vorzügliches Mittagsmenü genossen.
Nach diesem passenden Auftakt für einen Frankreichurlaub hieß der nächste Stop Pérouges.
Das kleine Dörfchen aus dem Mittelalter ist fantastisch erhalten und zählt zu den "Les plus beaux villages de France". 157 Orte sind in dieser Vereinigung zusammengeschlossen und in den nächsten Tagen standen noch einige von diesen auf dem Programm.
Danach führte uns die Fahrt vorbei an Lyon bis Clermont Ferrand, dem ersten Etappenort. Hier haben wir unweit des alten Stadtkerns von Montferrand übernachtet und nach einem kurzen Rundgang durch den alten Stadtteil sehr gut zu Abend gegessen.
Am darauffolgenden Morgen stand natürlich auch eine kurze Besichtigung der beiden wichtigsten Sakralbauten in Clermont am Programm: die Kathedrale und Notre Dame du Port. Die Kathedrale ist nicht etwa wegen Umweltverschmutzung so schwarz, sondern weil sie aus den berühmten dunklen Vulkanfelsen der Umgebung - der Chaines de Puys errichtet wurde. Und zwar aus dem auch für sein Mineralwasser bekannten Ort Volvic.
Beim Fotografieren der Kathedrale fiel mein Blick auf ein (Telefon?)kabel hoch über der Straße - wie viele Versuche muss der Werfer wohl gemacht haben bis das Paar Turnschuhe da oben hängengeblieben sind?
Weiter ging es zur Kirche Notre Dame du Port, der zweiten bedeutenden Kirche der Michelinstadt. Diese ist der älteste Vertreter der Baurichtung der Auvergnatischen Romanik. Sechs praktisch baugleiche Kirchen sind in der Umgebung von Clermont (der Limagne) erhalten - mit der typischen Abstufung im Chorbereich - der sogenannten Auvergnatischen Pyramide und den umlaufenden Chorkapellen.
Bei der Auffahrt Richtung Puys hat man einen tollen Ausblick auf die Stadt mit der Kathedrale.
Die Chaines des Puys ist neben den Vulkanen des südlicher gelegenen Cantals eine markante Ansammlung ehemaliger Vulkane. Leider war heute der bekannteste - der Puy de Dome - und die meisten anderen in den Wolken. Einer lässt sich doch fotografieren - der Puy de Goules
Über die Autobahn A89 ging es durch endlose Waldgebiete Richtung Südwesten. Leider konnten wir in Montignac mit der berühmten Grotte von Lascaux bzw. den für Besucher zugänglichen Nachbau aus Zeitgründen keinen Stop einlegen (zum Glück war ich hier aber schon mal auf einer meiner Fahrradtouren durch Frankreich).
Mittags machten wir kurz vor Sarlat la Caneda in einem Gasthaus an der Straße Mittagspause. Gut, günstig, viel und nicht in einer Stunde abgetan - das Fazit eines französischen Mittagsmenüs mit Vorspeise, Suppe, zwei Spießen mit Beilage und Dessert für 12 €, das hier hauptsächlich Arbeitern kredenzt wird und dessen inkludiertes Viertel Rotwein der Fahrer natürlich nicht getrunken hat ... Das erweist sich im Nachhinein als richtige Entscheidung, denn das Städtchen Sarlat ist in dieser Richtung einfach zu touristisch. Dies liegt daran, dass die Altstadt in den 60er Jahren großzügig restauriert wurde. Heute zählt die Stadt jährlich ca. eine Million Besucher. Wenn man über die vielen Souvenirläden und Geschäfte und Besucher hinweg sieht ist die Stadt aber allemal einen Besuch wert.
Die Gegend hier im Gebiet Perigord/Dordogne ist unheimlich reich an lohnenswerten und besichtigungswürdigen Zielen. Aber die Fahrt weiter zu unserem Hausbooturlaub ließ nur ein "Rosinenpicken" zu und so mussten bei der Auswahl von bestimmten Orten Dutzend andere links und rechts "liegengelassen" werden.
Aber südlich von Sarlat war einfach eine Fahrt entlang eines Stücks der Dordogne sowie kurze Besichtigungen von Beynac et Cazenac, und La Roque Gageac ein Muss.
Und von dort war es auch nicht weit zu der über dem Tal gelegenen Bastide Domme mit herrlichem Ausblick. Nur nebenbei erwähnt gehören diese Orte natürlich alle zur Vereinigung der schönsten Dörfer Frankreichs ...
Die ehemalige Markthalle aus dem 17. Jahrhundert wäre gleichzeitig Eingang zu einer der unzähligen besuchbaren Höhlen in der Gegend, aber es geht sich zeitlich eben nicht alles aus.
Denn wir mussten an diesem Tag noch nach St. Maurin, einem kleinen Dorf östlich von Agen, wo unsere Freunde eine alte Mühle bewohnen und ein landwirtschaftliches Anwesen - die Domaine de Ferrussac - bewirtschaften.
Das Anwesen würde man bei uns wohl als "Schloss" bezeichnen. Mein Freund Vincent machte dann nach unserer Ankunft am Nachmittag mit uns eine gut zweistündige Besichtigungsfahrt durch das Gut.
Das Gebäude wurde im 12. Jahrhundert errichtet und ist seit 1938 im Besitz der Familie der Frau meines Bekannten, der zusammen mit seinem Schwager im Jahr 2000 den Betrieb übernommen hat.
Wesentlichste Anbauprodukte sind:
Bewohnt wird aktuell nur das unterste Geschoss des Anwesens, die anderen Etagen des Gebäudes warten noch auf die Innenrenovierung.
Am kommenden Tag ging es dann weiter zur Basis von Locaboat in Agen und nun auch wirklich los mit dem Hausbooturlaub.
Das Personal auf der Basis war sehr freundlich und zuvorkommend und uns wurde eine Bootsübergabe für 13:00 Uhr avisiert. Die Zeit davor nutzten wir noch für Großeinkäufe in den umliegenden Supermärkten. Danach räumten wir unser Gepäck sowie die Lebensmittel ins Boot und nach kurzen Formalitäten konnte es auch schon losgehen.
Von Agen aus wären mehrere Bootstouren möglich, die Auswahl ist für eine Basis in Frankreich recht groß:
Also jede Menge Auswahlmöglichkeiten. Und da die Befahrung des Kanals ab Agen nach Castets oder die Baise auch als Einwegfahrten möglich sind und sich da vielleicht ja noch mal in den kommenden Jahren ein günstiges Boot ergibt und das mit dem Lot durch den Lotsen (auch nicht jeden Tag möglich) auch etwas kompliziert ist, hatten wir uns entschlossen Richtung Toulouse zu fahren.
Das hat sich schlussendlich auch als richtig erwiesen, da die Baise wegen des Wasserstandes unter der Woche gar nicht befahrbar gewesen wäre. Da wir das Boot ja so früh übernehmen konnten, kamen wir bereits am Samstag recht gut voran. Eine fast schleusenfreie Strecke (nur drei Stück) ermöglichte es uns bis Valence d'Agen zu kommen.
Unterwegs machten wir natürlich Halt für eine Kaffeepause mit bester französischer Patisserie, denn das gute Essen ist auch immer wesentlicher Bestandteil unserer Hausbootfahrten.
Die Strecke ist landschaftlich schöner als es der erste Blick auf die Karte erwarten ließ.
Nach der Ankunft in Valence wurde der Grill angeschmissen und nach einem feinen Abendessen machten wir noch einen kurzen Rundgang durch das Städtchen. Ein feiner erster Tag am Boot ging zu Ende.
Trotz Hauptsaison ist der Canal lateral a la Garonne sehr wenig befahren - mehr als ein bis zwei Boote kamen uns selten entgegen. Und auch mit der Wasserführung ist die Befahrung nie ein Problem, denn der Kanal wird in Toulouse aus der Garonne gespeist und dient den vielen landwirtschaftlichen Betrieben zur Bewässerung, weshalb man auch immer wieder Pumpaggregate im Kanal sehen kann. Und auch bei den Schleusen läuft immer Wasser über.
Und das trotz der Besonderheit, dass oberhalb jeder Schleuse das Wasser zum Großteil in einen Überlauf fließen kann, seitlich an der Schleuse vorbeifließen kann und unterhalb wieder eingeleitet wird. Diese Wassermenge ist so groß, dass damit eine Papierfabrik bei Montech ihren Strom durch eine Turbine gewinnen kann.
Diese bauliche Gegebenheit führt auch gleich zu einer navigatorischen Besonderheit beim Befahren des Kanals. Beim Einfahren in die Schleuse im Unterwasser sollte man ein wenig zügig unterwegs sein und sich von der Strömung, die durch das seitlich von rechts eingeleitete Wasser ausgelöst wird, nicht aus der Fassung bringen lassen, denn der Bug des Bootes driftet dadurch urplötzlich nach links ab von der Richtung der Einfahrt in die Schleuse. Jetzt sollte man allerdings nicht gegensteuern sondern unbeirrt den Kurs halten, denn kurz danach kommt die Strömung natürlich aufs Heck und stellt das Boot wieder gerade - passend in Richtung Schleuseneinfahrt. Steuert man da erst dagegen dann kommt das Boot ganz aus dem Ruder und man findet sich kurz vor dem Schleusentor komplett schräg auf dem Kanal.
Umgekehrt verhält es sich natürlich auch beim talwärts Schleusen bei Ausfahrt aus der Schleuse. Hier mit Bild und Pfeil angezeigt, wo sich die Einlaufstelle unterhalb einer Schleuse in etwa befindet:
Die Schleusen sind automatisch - aktiviert wird die Schleuse im Vorfeld durch das Drehen der an einem Seil über den Kanal hängenden Gummistange; in der Schleuse gibt es dann einen Druckknopf, der den Schleusenvorgang in Bewegung setzt. Die Betriebszeiten sind von 09:00 - 19:00 Uhr (ohne Mittagspause!)
Der gut ausgebaute und asphaltierte Treidelpfad am Kanal ist als Veloroute entre deux mers ausgeschrieben und dementsprechend stark ist der Fahrradverkehr am Kanal - wesentlich stärker als der Bootsverkehr.
In der Umgebung von Moissac kommen auch noch die Jakobspilger hinzu, deren Pilgerpfad hier ein Stück am Kanal entlangführt.
Für die Pilger ist auch die Stadt Moissac mit ihrer berühmten Abteikirche und dem wunderbaren Kreuzgang vielfach ein Etappenort auf deren Weg.
Vor der Einfahrt in den Hafen von Moissac, der meist gut belegt ist, passiert man eine Drehbrücke.
Hauptsehenswürdigkeit des neben Conques kulturhistorisch bedeutendsten Ort an der Via Podensis (so wird dieser Jakobsweg bezeichnet) ist die ehemalige Benediktinerabtei Saint-Pierre, deren Kreuzgang (1059–1131) und Portal (1110–1131) romanische Skulpturen aufweisen, die zu den europäischen Meisterwerken ihrer Zeit zählen.
Der Kreuzgang umfasst 76 verschieden gestaltete Kapitelle, die aus der Zeit um 1100 stammen. Die teilweise sehr filigran gearbeiteten Details vieler dieser Kapitelle gewinnen angesichts des Alters von fast 1000 Jahren und den rudimentären Werkzeugen der damaligen Zeit im Vergleich zu den Möglichkeiten heutiger Künstler, die Skulpturen schaffen, eine ganz besondere Bedeutung - das war wirkliche Handarbeit mit Hammer und Meißel - aber Zeit spielte ja damals so gut wie keine Rolle.
Direkt am Ende des Hafens - bevor es über drei Schleusen hoch zur Kanalbrücke über den Tarn geht - gibt es nach rechts einen Abzweig zu einer Doppelschleuse, durch die man hier auf den Tarn gelangen kann, der hier ein Stück weit befahrbar ist.
Kanalbrücke bei Moissac über den Tarn
Die zweite Nacht verbrachten wir unterhalb der Schleusentreppe (mit 5 Schleusen) von Montech. Hier steht das zweite traurige Relikt französischer Kanalbaukunst aus dem letzten Jahrhundert. Zwar vielleicht nicht ganz so berühmt wie der Pente d’eau de Béziers bei der Schleusentreppe Fonserannes - aber doch das erste seiner Art und 10 Jahre älter - und leider auch nicht mehr in Betrieb ... Es wird zwar immer wieder darüber geschrieben, dass man das Teil renovieren will und es wieder in Betrieb gehen soll, aber angesichts dessen, dass ja kein Berufsverkehr mehr besteht (für den es eigentlich gebaut worden wäre) und nur sehr wenige Sportboote den Kanal befahren, kann man das bezweifeln.
Immerhin war das Wasserkeilhebewerk von Montech länger in Betrieb als sein "Nachfolger" bei Beziers.
Will man die Schleusentreppe befahren, muss man sich telefonisch (0033 - 0633854811) anmelden oder neben der untersten Schleuse per Knopf die VNF rufen, da die Schleusen von einem Schleusenwärter betreut (bedient) werden. Dafür ist dann die jeweils nächste Schleuse schon einfahrbereit und die Schleusungen gehen auf diese Weise recht schnell vonstatten.
Hinter Montech fahren wir noch durch die Schleuse "La Vache" und dann liegen fast 20 Kilometer ohne Schleuse n vor uns...
Die meisten Schleusen am Kanal sind mit fast immer knapp um die 2,5 Meter übrigens nicht wirklich sehr hoch.
Dank des frühen Starts am Samstag, des geringen Verkehraufkommens und der nun langen schleusenfreien Strecke sind wir äußerst gut vorangekommen und es ging sich daher als Wendepunkt für diese Hausbootwoche Toulouse locker aus. Hätte ich mir Anfangs nicht gedacht.
Leider hatte dann gegen 18.00 Uhr die vorletzte Schleuse vor Toulouse einen Defekt und ein Mitarbeiter der VNF musste kommen. Bis er das Problem behoben hatte, war es leider so spät, dass wir es nicht mehr rechtzeitig vor 19:00 Uhr bis zur letzten Schleuse "Lalande" schafften.
Also suchten wir zwischen den Schleusen einen halbwegs passenden Platz für die Nacht in den Vororten von Toulouse. Am nächsten Morgen fuhren wir dann gleich um 09:00 Uhr durch die letzte Schleuse und über den Rest des Kanals in die Stadt.
Vor Toulouse liegen am Kanal einige bewohnte Boot in unterschiedlichem baulichen Zustand - ob die Badewanne am Dach des ersten Bootes auch in Verwendung ist?
Wir machen einen kleinen Stadtrundgang durch die viertgrößte Stadt Frankreichs mit ihren vielen charakteristischen roten Ziegelbauten.
Die romanische Basilika St. Sernin ist UNESCO Welterbe.
Aufgrund ihrer vielen ziegelroten Bauten wird Toulouse auch "ville rose" genannt.
Im Port de l'Embouchure endet der Canal lateral a la Garonne und beginnt der Canal du Midi (linke Ausfahrt) - die rechte Abzweigung ist die Einfahrt in den Canal de Brienne - einem kurzen Stichkanal zur Garonne.
Für uns ging es hier wieder zurück, auf die Ausfahrt links des Canal du Midi, auf den Canal lateral a la Garonne.
Wie lange wurde diese Erntemaschine neben dem Kanal wohl schon nicht mehr bewegt - heuer auf jeden Fall ganz sicher nicht.
Anscheinend scheint der Fischfang (siehe Setzkescher links im Bild am Ufer) nicht so von Erfolg gekrönt gewesen zu sein und diese Gruppe hat sich daher lieber dem französischen Nationalsport zugewendet ...
Wir kamen wieder gut vorwärts und erreichten kurz vor 19:00 Uhr die Schleuse La Vache.
Laut Flusskarte soll man kurz vorher bei der VNF anrufen, wenn man danach den Stichkanal nach Montauban befahren will, was wir am nächsten Tag vor hatten, weil wir ja sehr gut in der Zeit lagen. Der Mitarbeiter teilte uns mit, dass er uns am nächsten Morgen im Hafen von Montech oder an der ersten Schleuse des Stichkanals die Fernbedienung geben würde, die für diesen automatisch betriebenen Abschnitt notwendig ist.
Wir verbrachten die Nacht (und auch die kommende nach der Rückkehr aus Montauban) im netten Hafen von Montech mit aller Infrastruktur (Wasser, Strom usw.) - man kann hier äußerst günstig liegen - wir zahlten 5,80 € fürs Boot und die 4 Personen plus 17 Cent je KW bzw. gut 40 Cent je 100 Liter Wasser! Gleich nebenan gäbe es auch noch ein wohl recht gutes Restaurant - das Bistrot Constant - es ist auf alle Fälle an beiden Abenden gut besucht gewesen, aber wir kochen ja selber gut und gerne.
Am Morgen meldete sich der VNF Mitarbeiter bei uns am Boot. Wir sollten aufpassen - kurz vor der ersten Schleuse sei eine Sperre quer über den Kanal. Der Kanal ist in diesem Bereich extrem verkrautet und eine "Mähmaschine" mäht die Wasserpflanzen ab, die dann auch herausgefischt werden. Damit das Mähgut sich nicht im ganzen Kanal verteilt, gibt es eine Sperre, die die Mitarbeiter für die Durchfahrt eines Bootes öffnen müssen.
Der Canal de Montech oder Embranchement de Montauban - der Stichkanal von Montech nach Montauban - ist gerade mal 10,5 km lang und hat neun Schleusen - dann ist man im Hafen der Stadt Montauban bzw. kann über eine Doppelschleuse noch auf den Tarn gelangen, der auch hier ein Stück befahrbar ist. Der Tarn wurde gleichzeitig mit dem Garonne Seitenkanal gebaut; 1990 aber geschlossen; erfreulicherweise hat man den netten Kanal mit dem lohnenden Ziel Montauban komplett renoviert und seit 2003 ist er wieder befahrbar.
Wir fahren bis in den Hafen von Montauban und nehmen dann ein Taxi in die nahe Stadt. Auch Montauban ist größtenteils aus roten Ziegelsteinen erbaut - ähnlich wie Toulouse.
Im ehemaligen Bischofspalais der Stadt ist das Musée Ingres angesiedelt, das dem berühmten Maler und Sohn der Stadt und seinen Werken gewidmet ist.
Sehr schön ist auch der Place Nationale mit seinen umlaufenden Arkaden.
Montauban war eine der Hochburgen des Calvinismus in Frankreich.
Saint Jacques ist der einzige erhaltene mittelalterliche Kirchenbau der Stadt
Zurück in Montech feierten wir zusammen mit dem für den Stichkanal zuständigen Schleusenwärter, der während der Saison im Hafen auf seiner Linssen wohnt und den wir spontan zum Abendessen eingeladen haben (wir hatten untertags schon nette Unterhaltungen am Kanal mit ihm) bei Paella und einem guten Glas Weißwein den Geburtstag meiner Mama. Er steuerte nach dem Abendessen Toulouser Veilchentee bei.
Wir hatten überhaupt festgestellt, dass die Leute hier alle unheimlich nett und hilfsbereit waren.
Am kommenden Morgen ging es wieder über die Schleusentreppe von Montech und wir machen im netten Hafen von Castelsarrasin Halt für die Mittagspause. Mittwochs findet hier stets ein großer Markt statt und so erledigten wir auch noch ein paar Einkäufe für frisches Obst und Gemüse und Käse.
Dabei entdeckten wir eine nette kleine Stadt mit manch interessanten Gebäuden und auch der Kirche St. Sauveur.
Berühmtester Bürger von Castelsarrasin ist Antoine Laumet (* 5. März 1658 bei Saint-Nicolas-de-la-Grave; † 15. Oktober 1730 in Castelsarrasin) - genannt Laumet de La Mothe, Sieur de Cadillac. Er war ein französischer Offizier und Abenteurer, der Detroit gründete und Gouverneur von Louisiana wurde. Er war einige Jahre Bürgermeister der Stadt. Ihm zu Ehren hat auch General Motors die Automarke Cadillac benannt.
Schon bei der Fahrt Richtung Toulouse hatte ich festgestellt, dass es beim Örtchen Pommevic einen ganz netten kleinen Anleger unter den Bäumen gab und so machten wir für diese Nacht hier Halt.
Mit einem großen Hausboot aus einem umgebauten Frachtkahn mit den Freycinet-Maßen ist es schon Millimeterarbeit bei Brücken und Schleusen.
Vor der Rückkehr zur Basis von Locaboat in Agen war natürlich auch noch das Befahren der großen Kanalbrücke über die Garonne ein "Muss" ...
Die letzte Nacht an Bord verbrachten wir auf der Basis in Agen und machten dort noch einen Ausflug in die Stadt. Die Stationsleiterin von Locaboat hatte uns darauf aufmerksam gemacht, dass es Freitagabends im Sommer immer Gratiskonzerte vor dem Rathaus gibt ...
Das in Jugendstilarchitektur errichtete Haus der Zwetschgen von Agen hat wohl auch schon bessere Zeiten gesehen ...
Am folgenden Morgen gaben wir das Boot zurück. Eine tolle Hausbootwoche in einem überraschend tollen Fahrrevier mit unglaublich netten Begegnungen und 240 zurückgelegten Bootskilometern ging zu Ende, aber noch nicht unser Frankreichurlaub.
Die Heimfahrt erfolgte über zahlreiche "Les plus beaux villages de France", von denen es im Lot Tal nordwestlich von Agen und weiter einige gibt ... so z.B. Pujols oder Penne d´Agenais oder Puy l´Eveque ...
Leider war kein Stop in St. Cirq Lapopie möglich - alle Parkplätze hoffnungslos voll (gut dass ich hier schon mal war, wo wesentlich weniger los war) ...
Oder einer der berühmtesten Orte am Jakobsweg in Frankreich - Conques - mit der Kirche zur Hl. Fides (St. Foy)
Conques - französisch für "Muschel" (bzw. Jakobsmuschel) ist UNESCO Weltkulturerbe
Die Kirche zur Hl. Fides gehört zu den bedeutendsten romanischen Bauwerken (Süd)frankreichs.
Das Tympanon ist eines der schönsten erhaltenen romanischen Bauteile und teilweise ist noch die ursprüngliche Kolorierung erkennbar.
Und auch Salers - am Fuße des Vulkangebirges Cantal gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs; charakteristisch die schwarzen Vulkanhäuser des Dorfes.
In der Umgebung erheben sich bedeutende Berge vulkanischen Ursprungs des Zentralmassivs. Die bedeutendste Erhebung des südlichen Zentralmassivs ist der Cantal und dessen bedeutendster Gipfel der Puy Mary. Ca. 500.000 Besucher erklimmen jährlich den Gipfel. Die Anfahrt erfolgt über eine recht schmale Straße mit zeitlich bedingtem Einbahnverkehr für größere Fahrzeuge. 1993 war ich hier schon mal mit meiner Frau mit Fahrrad und Gepäck unterwegs.
Über Roanne führte uns der Weg zurück nach Hause - gut zwei Wochen Frankreich mit vielen (kunst)historischen Eindrücken gingen zu Ende ... Erinnerungen an teilweise dreißig Jahre zurückliegende Erlebnisse wurden wieder geweckt - die weite Reise hat sich gelohnt ...
Wir bedanken uns recht herzlich bei Markus Köchle für diesen stimmungsvollen Reisebericht und die vielen inspirierenden Fotos!