Reisegebiet: | Vilaine (Bretagne) |
Reisezeit: | September 2011 (3 Tage) |
Start-Basis: | Redon |
Ziel-Basis: | Rennes |
Hausboot-Crew: | Kurt Frey |
Unser Boot: | Pénichette 1107 |
Streckenlänge: | 90 km |
Schleusen: | 15 Schleusen |
Hausboot-Route: | Redon-Messa/Guipry - Brain-sur-Vilaine - Beslé - Mâlon - Massac-Guipry - Guipry - Moliére - Moulin du Boel-Rennes - Pont Réan - Cicé - Moulin du Boel-Rennes |
19. September 2011 » Redon-Messa/Guipry
Es ist etwas nach 8 Uhr, leichte Nebelschwaden hängen über dem Fluss und so richtig hell ist es noch nicht, wie wir uns von Redon verabschieden. Wir sind alleine mit dem Hausboot unterwegs. Einige Begleiter sind die ab und zu hochspringenden Fische, verfolgt von tiefliegenden Komoranen und Reihern und einigen Fischern, welche mit ihren an kleinen Winden aufgehängten viereckigen Netzen unter dem Motto "früher Fischer fängt den Fisch" unterwegs sind. Einer stellt uns dann auch die Frage, ob wir denn aus dem Bett gefallen seien?! Die ersten Kilometer sind ohne Schleusen, jedoch mit vielen Anlegestellen versehen. Diese gehören sicher zum Feinsten, was wir je angetroffen haben, nicht nur in Frankreich! Hier könnten sich einige der anderorts für die touristische Entwicklung am Wasser Zuständigen eine Scheibe abschneiden! Sehr schöne Quaderstein-Quais, mit Tischen und Bänken draußen, wie auch drinnen in den daneben stehenden Holzhäuschen. Dies immer begleitet mit ausführlichen Informationstafeln.
19. September 2011 » Brain-sur-Vilaine
Wer etwas Geschichte schnuppern möchte, macht bei PK 1.7 halt. Das nette Städtchen mit seinem Dutzend Häusern, der vielfältigen Kirche und seiner Mini-Mini-Abtei bietet darin anschaulichen Unterricht. Auch finden sich einige schöne Beispiele von Steinhecken, es kommt wohl hier in der Bretagne nicht von ungefähr, dass diese aussehen wie Hinkelsteinreihen! Dazu kommt der wohl kleinste Privathafen in Frankreich. Was sich leider nicht findet, sind die in den Reiseführern angegebene Bäckerei und Metzgerei. Brot kann man jedoch bei der Madame im Bistro aus dem vorletzten Jahrhundert bestellen. Ebenfalls angeboten werden Fischerreiartikel, Zigaretten, nicht mehr ganz neue Zeitungen und Kaffee aus der Thermosflasche. Wir belassen es jedoch bei einem Pastis.
Für die Mittagspause machen wir nach der Brücke von Beslé bei PK 74 fest und verpflegen uns aus der Bordküche, denn es handelt sich bei dem als Restaurant bezeichneten Lokal eher um eine Café-Bar. Eigentlich würde es sich empfehlen bei PK 62 einen Halt einzulegen, ist dort doch eine dieser berühmten, vieltürmigen Kirchen zu bestaunen. Sportliche besuchen das 3 Kilometer entfernte Menhir-Feld von Langon, und werden vielleicht etwas enttäuscht sein, Obelix macht die Schöneren. Dann endich, bei PK 52, die Schleuse von Mâlon die erste und letzte des Tages! Da es Ende September ist, sind wir beinahe alleine unterwegs, doch scheint man hier auf uns zu warten. In 10 Minuten sind wir durch und machen bald darauf am langen Quai von Massac-Guipry fest. Das Wasser ist auch hier, wie an allen anderen Anlagen an der Vilaine kostenlos! Der nahe gelegene Supermarkt auf der Guipry-Seite gibt uns die Gelegenheit, die Vorräte zu ergänzen. Die drei am Hafen liegenden Restaurants machen keinen besonderen Eindruck, wir entscheiden uns für das "Templiers". Wir hatten wohl das gleichnamige Nobelrestaurant in Dôle im Sinn, welches in der Zwischenzeit zu einer Brasserie umfunktioniert wurde. Wir bereuten unsere Wahl nicht! 2 Apéros, ½ Roter, 2 Vorspeisen, 2 einfache Hauptspeisen, 2 Café plus 1 Avec für kaum 30 €. Ein Kompliment, welches übrigens für die ganze Gegend gilt, wir haben hier nur sehr freundliche, hilfreiche und sogar sehr pünktliche Leute getroffen, sei es an den Schleusen, in den Restaurants oder anderswo.
20. September 2011 » Moulin du Boel-Rennes
Es darf ausgeschlafen werden, öffnen die Schleusen hier in der Nebensaison erst um 9.30 Uhr. So bleibt uns sicher genug Zeit, um Croissants und Baguettes einzukaufen. Doch es ist Mittwoch und die Boulangerie hinter der Brücke hat geschlossen. Auf nach Guipry also. Nach der Bergankunft im schmucken Dorf wird man in der der Bäckerei mit Broten der Extraklasse verwöhnt. So schaffen wir es doch noch und fahren um Punkt 9.30 Uhr bestens verpflegt in die Schleuse von Guipry ein. Das Belegen der Leinen ist ab hier für einige Schleusen nicht mehr nötig, reicht uns die Schleusenwärterin zwei oben befestigte Taue hinunter. Der reine Luxus! Zu diesem Luxus gehört auch, dass sich sowohl im Ober- und Unterwasser jeder Schleuse ein komfortables Holz-Alu-Schwimmponton befindet.
Für jene, die gerne nachts noch 230 Volt haben, empfiehlt sich der private Hafen von Leboat, gleich oberhalb der Schleuse. Es können dort auch Hausboote gemietet werden. Wir lassen diese Marina allerdings links liegen und fahren weiter nach Norden. Vor der Schleuse "Moliére" kommt das Schloss in Sicht und gleich darauf auch die erste dieser prächtigen Mühlen, welche zu Zeiten der "zweiten" Kanalisierung des Flusses im ausgehenden 18. Jahrhundert gebaut wurden. Schiffbar ist der Fluss allerdings schon länger, das erste Schiff fuhr seine Fracht nämlich schon 1542 von Redon nach Rennes.
Da das Ponton unterhalb der Schleuse besetzt ist, machen wir auf der Mühlenseite fest. Auch diese Mühle ist von einem schönen, öffentlich zugänglichen Park umgeben, selbstverständlich mit Tischen und Bänken. Hier genießen wir dann auch unsere Mittagspause in vollen Zügen! Wir setzen unsere Fahrt fort, doch bald zwingt uns die überwältigende Gegend zum Halten. Dazu kommt, ich wage es kaum zu sagen, dass uns das Restaurant "Marin" mit seinen Sonnenschirmen winkt. Zwei junge Leute betreiben dieses Haus mit viel Einsatz und Liebe. Das Essen hat dann auch entsprechend gut geschmeckt! Den heutigen Tag beschließen wir mit einem ausgedehnten Spaziergang in dem wild-romantischen Hügel des Hinterlandes.
21. September 2011 » Moulin du Boel-Rennes
Da wir leider heute Morgen keine Möglichkeit finden, um frisches Brot zu kaufen, heißt es, bei Café und aufgewärmten Croissants auf das Öffnen der Schleuse zu warten. Was uns angesichts der wirklich prachtvollen Umgebung sehr leicht fällt. Doch um kurz vor 10.00 Uhr entschwindet die bugartige Nordfront der berühmten Mühle im leichten Nebel. Welcher jedoch 3 Km weiter bergabwärts, bei der Brücke Pont Réan, schon wieder der Sonne Platz gemacht hat. Die erste Brücke von Pont Réan wurde schon von den wohl berühmtesten Brückenbauern der Welt, den Römern, erbaut. Die heutige Steinbrücke ist im Vergleich dazu noch beinahe neu, wurde sie doch erst 1767 erbaut! Der kleine Hafen von Réan bietet alle Annehmlichkeiten; sofern man einen Platz findet. Was bei uns leider nicht der Fall war! Dabei hat der Ort mehrere schöne Restaurants, doch uns interessierten diese nicht so sehr. Also fahren wir weiter.
Die Schleuse Nummer 11 bei Cicé ist kombiniert mit einer Hebebrücke, welche vor dem Einlassen des Wassers gehoben werden muss, da die Boote sonst ihre Aufbauten in der Schleuse einbüßen würden. Noch vor der Mittagspause passieren wir die prächtig geschmückte Schleuse von Rennes. Für Diejenigen, die gleich auf der Ille et Rance weiterfahren möchten, empfiehlt es sich, hier festzumachen und in dem nahe gelegenen Supermarkt einzukaufen. Den Anderen steht am alten Hafen nach den Wohnpenichen genügend Platz zur Verfügung, auch findet man dort mit etwas Glück einen Strom und Wasseranschluss. Die 90 Kilometer ab Redon sind in 3 Tagen gemütlich zu machen, da es dort nur 15 Schleusen gibt. Wer will, kann gut und gerne in 5 Tagen wieder zurück in Redon sein und von dort vielleicht noch das Flüsschen "Aff" mit der hübschen Endstation "La Gacilly" mitnehmen. Wir nehmen uns die Zeit, die Hauptstadt der Bretonen anzusehen.
Text und Fotos: ©kurt.frey / www.wasserwege.eu