Reisegebiet: | Rhein-Marne-Kanal (Elsass) |
Reisezeit: | Juni 2011 |
Start-Basis: | Lagarde |
Hausboot-Crew: | Petra, Sven, Laurin (1,5 Jahre) und unser Hund |
Unser Boot: | Naviq 27 |
Hausboot-Route: | Lagarde - Saverne - Straßburg - Mittersheim - Sarralbe - Mittersheim - Lagarde |
Die detaillierte Hausboot-Route in 14 Tagen:
Lagarde - "Fahrstuhlschleuse" von Rechicourt-le-Chateau - Schiffstunnel von Niderviller - Schiffshebewerk von Arzviller - Lutzelburg - Saverne - Straßburg - Suffelweyersheim - Mittersheim - Sarralbe - Mittersheim - Lagarde
Die erste Idee ist bekanntlich immer die beste, und so sind wir ohne lang zu überlegen - und erst recht absolut ohne Planung - last Minute zu unserem ersten Hausbooturlaub in die Region Elsass/Lothringen aufgebrochen. Mit einem groben Ausdruck der Strecke aus Google und den Informationen vom Freizeitkapitän, sind wir völlig unbedarft losgezogen.
Unsere erste Station war Saarbrücken, denn wir haben auf einem Autobahnrastplatz festgestellt, dass wir die Hundeleine daheim haben liegen lassen.
In Nordfrankreich hat uns dann erst mal unser Navi verlassen, aber dennoch haben wir relativ gut Lagarde, unseren "Heimathafen" erreicht. Während die augenscheinlichen Profis auf den anderen, und vor allem wesentlich größeren Schiffen, flott ihre Boote startklar machten, waren wir völlig aufgeregt damit beschäftigt, Sachen auszupacken und einzuräumen - gar nicht so einfach. Für unseren nächsten Urlaub haben wir gelernt, 2-3 kleine Körbchen mitzunehmen, damit man die großen und tiefen Staufächer besser nutzen kann.
Nachdem uns unser Einweiser erst vergessen hatte, kam auf Nachfragen dann ein englisch sprechender Herr an Board, um uns das Schiff zu zeigen. Wir zogen einen großen Kreis im Hafenbecken, dann lotste er uns direkt zur ersten Schleuse. Ein kurzes "hier ist der Feuerlöscher, da ist der Haken, so fährt es vorwärts, so rückwärts, an der Schleuse vorne 2 Leinen, hinten eine und mit dem Stab da löst ihr die Schleuse aus" wurden wir etwas verdutzt entlassen. Alles klar - irgendwie wird's schon gehen.
Gemütlich sind wir mit unserem Hausboot losgetuckert, schnell geht's ja selbst wenn man wollte nicht. Das erste Anlegemanöver war sehr ruppig und bei der ersten Schleuse waren wir auch mehr als froh, als wir sie endlich hinter uns hatten. Da Schleuse 4 unserer Reise kaputt war, war unsere Nachtruhe eine Stunde eher angesagt als gedacht, aber so konnten wir den Abend in Ruhe ausklingen lassen.
Da die Schleusen auf dem Rhein-Marne-Kanal teilweise im Abstand von 2-4 Kilometern kommen, hatten wir nach den nächsten Tagen doch eine gewisse Routine darin und wurden wesentlich schneller und sicherer im Schleusenvorgang.
Bei der großen Schleuse in Rechicourt-le-Chateau (16m Höhenunterschied) haben wir mehrere Aufforderungen der Bootsfahrer vor uns gebraucht, bis wir uns als drittes Boot mit in das Dunkel der Schleuse trauten. Zwischen den riesig hohen Wänden fühlt man sich verdammt klein ...
Mit Spannung erwarteten wir die zwei Schiffstunnel bei Niderviller (475m und 2300m). Beide Tunnel sind mit Ampelregelung im Einbahnstraßenverkehr zu befahren. Die spiegelglatte Oberfläche auf der Hinfahrt machte den Tunnel optisch zu einer Röhre und wir kamen uns vor wie im leeren Raum. Relativ langsam, aber ohne anzuecken haben wir auch diese gemeistert. Auf dem Rückweg befanden sich Schiffe vor uns, so dass die Wasserfläche gut zu sehen war.
Direkt im Anschluss an die Tunnel wartete das nächste Highlight der Strecke. Nicht-Boottouristen zahlen relativ viel Geld/Eintritt für die Touriboote um das zu sehen, was man als Hausbootfahrer, sagen wir mal, einfach so macht: Durch das große Schiffshebewerk von Arzviller. Wahnsinn! (Und kostenfrei für Hausbootfahrer)
Auch in Saverne haben wir wie so oft, mit unserem Hausboot nicht direkt im Hafen gelegen, sondern an einer Anlegestelle vor der letzten Schleuse. Der Spaziergang in die Stadt war ebenso kurz wie vom Hafen aus und wir mussten uns keine Gedanken darum machen, dass der Hund jedes Mal anschlägt, wenn das Nachbarboot betreten wird. Nach der Natur der letzten Tage war es richtig schön, mal durch eine Stadt zu bummeln.
Doch unser eigentliches Ziel der ersten Woche war Straßburg, was wir dank Regentag (an dem wir viel gefahren sind) auch schneller erreichten als gedacht. Uns wurde geraten, in Suffelweyersheim, einem Vorort zu halten, da Straßburg selber nur einen Sportboothafen hat, der nur über 5 Gästeplätze verfügt. Wir haben es dennoch probiert, denn wir wollten uns das Gefühl, mit dem "eigenen" Boot in die Stadt und durch einen großen Hafen zu fahren, nicht entgehen lassen. Im Notfall hätten wir halt zurück fahren müssen. Aber manchmal muss man auch Glück haben, es gab noch ein Plätzchen für uns im wirklich tollen Hafen - direkt an der Innenstadt.
2 Tage haben wir uns die Stadt angesehen, in diversen Kirchen Kerzen angezündet und die ersten Souvenirs eingekauft, dann haben wir den Rückweg angetreten.
Da wir (wieder dank Regentagen) binnen 2 Tagen in Saverne waren, entschieden wir uns, noch den Saar-Kohlen-Kanal hochzufahren, bis Mittersheim wollten viele, die nur die Wochentour, ohne Straßburg machen. Das sollte von der Zeit also für uns reichen.
Der Saar-Kohlen-Kanal bis Mittersheim ist von den Schleusen her anders, als der Rhein-Marne-Kanal, denn es begleitet einen ein Schleusenwärter (mit Mofa oder kleinem Auto) und man ist dadurch mehr oder weniger gezwungen, komplett durchzufahren, was etwa 4h in Anspruch nimmt. Das ganze ist normal nicht tragisch, wird aber ungemütlich, wenn es wie auf unserem Rückweg aus Eimern schüttet. Aber wir hatten ein nettes Begleitboot (man fährt immer zu zweit, daher muss/sollte man sich voranmelden, damit gesammelt werden kann) und so hatten wir eine zwar nasse, aber recht unterhaltsame Fahrt.
In Mittersheim gibt es einen sehr netten Hafen mit tollen sanitären Anlagen, Pferde zum füttern in der Nähe und einen Bäcker, der morgens mit dem Auto in den Hafen kommt. Mehr aber leider auch nicht, weshalb wir uns in Anbetracht der Tatsache, dass wir noch 5 Tage über hatten, am nächsten Tag auf den Weg machten, um weiter den Kanal hochzufahren.
Gemütlich, unterbrochen von einem Besuch auf einem Gestüt direkt am Kanal sind wir bis Sarralbe gefahren. Und an diesem einzigen, wunderschönen Sommertag zwischen lauter Regentagen wurde in Frankreich der Sommerbeginn gefeiert und ganz Sarralbe war ein reines Straßenfest. Wir haben den Abend mit Fanta aus der Dose und Crepes für 1 Euro sehr genossen.
Doch dann mussten wir uns wirklich auf den Heimweg machen. Nach 2 Wochen auf dem Kanal fühlten wir uns wie alte Hasen, fachsimpelten mit anderen Bootsbesitzern und amüsierten uns (ja, das ist echt böse, denn wir waren nicht besser) an unseren letzten und damals ersten Schleusen über die, die offensichtlich grad ihr Boot übernommen hatten.
Es war ein wunderschöner Urlaub, wenn auch mit etwas viel Regen. Wir haben das Beste draus gemacht, sind gefahren wenn es regnete, und waren unterwegs sobald es trocken war, so dass wir dennoch viel gesehen haben, und im Verhältnis wenig nass geworden sind.
Fazit:
Wir sind angestiftet vom Hausbooturlaub, der nächste ist bereits in Planung :-)
... es grüßen Petra & Sven