Reisegebiet: | Seille und Saône (Saône) |
Reisezeit: | 16. bis 23. April 2011 |
Start-Basis: | Branges an der Seille |
Ziel-Basis: | Gray an der Saône |
Hausboot-Crew: | 3 Erwachsene, 4 Kinder |
Unser Boot: | Normandie von Le Boat |
Hausboot-Route: | Branges · Loisy · Cuisery · Ratenelle · La Truchère · Tournus · Ormes · Chalon-sur-Saône · Verdun-sur-le-Doubs · Écuelles · Seurre · Saint-Jean-de-Losne · Auxonne · Mantoche · Gray · Savoyeux · Ray-sur-Saône · Soing-Cubry-Charentenay · Rupt-sur-Saône · Saint-Albin · Port-sur-Saône · Conflandey |
Im April 2011 haben wir unseren zweiten Hausbooturlaub - nach jenem Bootsurlaub am Canal du Midi 2008 - genossen. Wir waren in der Karwoche unterwegs. Da Ostern 2011 auf den spätmöglichsten Termin fiel (3. Aprilwoche), haben wir es gewagt, diese Ferien für eine Hausboottour zu nutzen.
Ein Hauptgrund war der günstigere Bootspreis gegenüber der Hauptsaison. Angenehmer Nebeneffekt - weniger Boote unterwegs und dadurch gutes Fortkommen an den Schleusen.
Wir haben recht kurzfristig gebucht, denn manche Anbieter wie FPP oder Le Boat bieten da nochmals stark vergünstigte (Einweg)Touren mit teilweise 40-50% oder auch schon mal 60% Ermäßigung.
Wunschgebiet wäre das Nivernais gewesen, aber im Prinzip war es uns egal, nur keine weite Anreise wie Midi, Westfrankreich oder Bretagne. Also irgendwo in Richtung Burgund oder Elsaß sollte es sein.
Zunächst wollten wir wieder eine Tarpon 37 N wie am Canal du Midi mieten, da uns das Boot eigentlich gut gefallen hat (lediglich die Koje mit den zwei Stockbetten ist eher was für kleine Leute). Allerdings war dieses Boot im Nivernais nicht frei. Wir suchten ein anderes Boot, dass unsere Bedingungen ebenso erfüllte: es sollten 7 Personen Platz haben, ein Außensteuerstand und eine große Terrasse an Deck sollten vorhanden sein.
Recht groß war das Angebot bei Le Boat und schlussendlich entschieden wir uns - nach Beratung durch Herrn Dörge - trotz anfänglicher Skepsis wegen des Oberdecks, für eine Normandie, die ab der Basis Branges an der Seille für eine Einwegfahrt nach Gray an der Saône zur Verfügung stand. Ein zwar relativ altes Boot ohne Bugstrahlruder, aber sehr groß und unseren Wünschen entsprechend - und absolut günstig. Wir haben für die Woche knapp 700€ Miete gezahlt - Betriebskosten und PKW Überführung kamen natürlich noch extra dazu. Die Miete betrug 50% vom normalen Tarif in dieser Saison.
Gebucht haben wir natürlich wieder über die Agentur "Der Freizeitkapitän", mit der wir ja schon 2008 beste Erfahrungen gemacht hatten. Auch die Beratung war da immer top.
Die Anreise über die Schweiz verlief problemlos und wir waren gegen 11 Uhr an der Basis in Branges. Um 13:30 sei das Boot fertig wurde uns mitgeteilt - super, also gerade noch Zeit für eine Fahrt ins nahe gelegene Louhans, um ein wenig die Stadt anzuschauen und einen Großeinkauf zu machen. Vorher noch schnell die Räder abgeladen und das Gepäck ins Büro der Basis geschafft. Unsere Hausboot-Crew bestand dieses Mal wieder aus drei Erwachsenen und vier Jugendlichen.
Die Hauptstraße von Louhans, die Hauptstadt der Bresse, bekannt durch die berühmten Hühner, die in der Gegend im Freien großgezogen werden, wird links und rechts von alten Arkaden gesäumt.
Hier gibt es mehrere Supermärkte und wir können uns bestens mit Proviant eindecken. Dann kehren wir zurück nach Branges und beladen das Boot. Es folgt die technische Erklärung und ich soll kurz zeigen, dass ich das Boot beherrsche. Ich hatte zuvor erwähnt, dass ich ein Bodenseepatent für Motor- und Segelboote habe und 2008 am Canal du Midi unterwegs war. Ich steuere das Hausboot bei der Basis ein Mal 50 m nebenan in das Becken mit der alten Mühle, wende am Stand und lege bei der Basis an, um den Stationsleiter, der uns eine gute Fahrt und eine schöne Woche wünscht, von Bord zu lassen.
Und dann geht es raus auf die Seille - ich fahre zum ersten Mal auf einem Fluss. Alles ist nicht ganz so eng wie am Canal du Midi.
Auch wenn unser Boot schon ein älteres Modell ist und Jahrzehnte am Buckel hat, ist es sauber, gut ausgestattet und tadellos zu fahren (auch ohne Bugstrahlruder). Und vor allem: es hat viel Platz in den "Gemeinschaftsräumen" - sprich Salon und an Deck. Da wir sieben Personen sind und es drei Doppelkabinen hat, werde ich im Salon schlafen, wo man die Sitzgelegenheiten nochmals zu zwei Doppelbetten umbauen kann. Das ist insofern auch kein Problem, da ich ohnehin ein Frühaufsteher bin und morgens gerne in die Bäckerei radle um Brot und Gebäck für das Frühstück zu kaufen. Mein Vater kocht derweil Kaffee und deckt den Frühstückstisch, bis die anderen aufstehen.
Ab Branges gibt es auf der Seille zwei Schleusen, die unbesetzt sind und daher von der Bootscrew selbst händisch zu betätigen sind. Daher lasse ich die Jungmannschaft zum "Kurbeln" bei der ersten Schleuse in Loisy an Land.
Das ist etwas mehr Arbeit, denn ein Stück vor uns flussabwärts begegneten wir einem weiteren Boot und so ist die Schleuse zunächst zu schließen, mit Wasser zu füllen und zu öffnen, bevor wir einfahren und runterschleusen können. Es klappt aber alles problemlos, obwohl es unsere erste manuelle und selbst zu bedienende Schleuse ist. Inzwischen ist uns ein Boot entgegen gekommen, so dass die zweite Schleuse bei Cuisery schon "fertig" zum einfahren ist.
Im Vergleich zu einem Kanal gibt es an einem Fluss, neben dessen Breite, einen weiteren Unterschied: das naturnahe Ufer mit Baum- und Strauchbewuchs lässt wesentlich weniger oft ein Anlegen am Ufer zu. So muss man die Bootsfahrt bezüglich des Übernachtungsplatzes etwas detaillierter planen. Entweder man verwendet einen der auf der Karte ausgewiesenen Bootstege oder man hält nach einem der raren Flecken Ausschau, wo man bis ans Ufer fahren kann. Bei Ratenelle soll es nochmals einen Steg geben, den wir für heute anpeilen, denn es ist schon spät genug und es wird doch früher dunkel als im Sommer. Allerdings Fehlanzeige - so bleibt uns nur die "Botanik", wobei ich der Natur sowieso im Normalfall den Vorzug gewähre. Gleich hinter dem Ort finden wir einen schönen Fleck am Ufer, wo wir festmachen können.
Einer meiner Söhne hat den Grill zusammengebaut und so landen Steaks, Merguez, Saucisses und Co auf dem Grill - die Saison ist eröffnet!
Wir erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang an diesem ruhigen Fleck. Aufgrund der einsetzenden Dunkelheit und weil es Abends doch noch etwas kühler ist, ziehen wir es vor drinnen zu essen.
Weil von diesem ländlichen Platz kein Fortkommen mit dem Fahrrad ist, gibt es zum Frühstück Baguette und Brot vom Vortag. Aber die Natur entschädigt das vollkommen. Wir erleben einen fantastischen Morgen:
Zunächst zieht noch Morgennebel über den Fluss, doch dann geht die Sonne auf, wodurch der Nebel sich allmählich lichtet.
Die Seille ist ein linker Nebenfluss der Saône und von Louhans bis zur Mündung bei La Truchère auf 39 km schiffbar (4 Schleusen).
Nach dem herrlichen Sonnenaufgang und der tollen Morgenstimmung geht es weiter flussabwärts und nach der, von einem Schleusenwärter bedienten letzten Flussschleuse auf die Saône Richtung Norden. Die ist natürlich ein ganzes Stück größer als die Seille und dadurch nochmals wesentlich breiter.
Obwohl es gegen den Strom geht kommt man auf der Saône normalerweise recht zügig voran - im Gegensatz zur Seille oder der Fahrt auf Kanälen darf man mit den Hausbooten hier "Vollgas" fahren. Außerdem werden wir bis Auxonne auch nur noch 3 Schleusen haben und so sind wir schon vormittags in Tournus wo wir am Anleger der Stadt festmachen und erst mal die Stadt besichtigen - mit fast 6000 Einwohnern ist Tournus eine größere Ansiedlung.
Sehenswert ist neben faszinierenden alten Häusern auch die Kirche St. Philibert aus dem frühen 11. Jahrhundert.
Wir machen dann Mittagspause und die eingekauften Köstlichkeiten aus der Patisserie verschwinden auch gleich schon wieder.
Die Jungs schnappen sich nach dem Mittagessen zwei Fahrräder und fahren eine Zeit lang am Flussuferweg entlang. Wir kommen nach kurzer Fahrt zur für uns ersten Großschleuse von Ormes.
Bis Auxonne ist die Saône von großen Frachtkähnen und Flusskreuzfahrtschiffen befahrbar und hat mindestens 3 m Tiefgang und 6 m Durchfahrtshöhe unter den Brücken. Diese für unser Boot wahre Monsterschleusen messen beachtliche 185 × 12 m.
In diesen müssen die an Deck befindlichen Personen eines Hausbootes bei der Schleusung Schwimmwesten tragen.
Nördlich von Auxonne haben die Schleusen dann noch mindestens das Freycinetmaß von 38,5 m × 5,05 m und sind somit auch für Lastschiffe befahrbar, denen man auch gelegentlich begegnet - aber starken Berufsverkehr gibt es keinen.
Die Saône ist im Moment durchschnittlich gut 200 m breit und wirkt fast wie ein See.
Ziel für heute ist die Stadt Chalon-sur-Saône. Hier dürfen wir gleich drei dieser großen Flusskreuzfahrtschiffe, die eine Großschleuse komplett ausfüllen bewundern.
Die kleineren Boote liegen nicht am Stadtkai sondern in einem kleinen Sporthafen in einem Saône Seitenarm. Hier kostet das Anlegen über Nacht aber natürlich eine kleine Gebühr.
Natürlich ist hier erst einmal Landgang angesagt, um das Zentrum der doch größeren Stadt (45.000 Einwohner) zu besichtigen.
Wir sind beeindruckt von der Kathedrale St. Vincent, die vor kurzem von außen saniert wurde. Und auch der Platz St. Vincent vor der Kathedrale mit seinen alten Fachwerkhäusern ist sehenswert.
Zurück an Bord wird das Abendessen vorbereitet. Dabei helfen meist alle mit und so geht es eigentlich immer recht schnell. Während wir Mittags normalerweise "einfach" kalte Jause (aber mit vollem Programm - mit diversen Käsesorten, Charcuterie, Pasteten, usw.) machen, wird Abends normalerweise warm und mehrgängig gekocht. Es ist so angenehm warm, dass man sogar am Abend noch an Deck essen kann - zumindest, wenn man einen Pullover überzieht.
Es geht los: ein Teil der Crew deckt den Tisch auf und bereitet den Aperitif (Kir) vor und weiter geht es mit der Vorspeise: heute Salat mit Gesiers, gefolgt von der Hauptspeise - Cassoulet, dem berühmten Bohneneintopfgericht aus Castelnaudary im Süden.
Danach gibt es für gewöhnlich noch Käse - und wer will und Platz hat gönnt sich noch einen Nachtisch.
Man merkt also: Eines der wichtigsten Dinge bei unseren Hausbooturlauben ist das Essen - und 7 Personen verdrücken eine ganze Menge, weshalb wir nicht nur vor der Abfahrt sondern auch unterwegs immer wieder größere Einkäufe einplanen müssen.
Auch zum Frühstück wird allerhand aufgetischt, nachdem ich beim Bäcker jede Menge Croissants, Pain au Chocolat und Baguettes geholt habe. Ich ging davon aus, dass man in solch einer großen Stadt recht schnell auch zu Fuß einen Bäcker findet - ich musste aber ein ganzes Stück gehen.
Heute morgen ist es etwas bewölkt und frischer als sonst, sodass ich erstmals in der Früh mit Jacke, Mütze und Handschuhen auf dem Außensteuerstand an Deck fahre. Doch das ändert sich bald: Die Sonne lacht wieder vom Himmel und es ist bald wieder angenehm warm.
Gegen Mittag fahren wir ein kurzes Stück den Doubs hinauf, der hier in die Saône mündet und ein Stück schiffbar ist, um am Anleger des Städtchens Verdun-sur-le-Doubs Mittagspause unter unserem Sonnenschirm zu machen, Einkäufe zu tätigen und das Örtchen anzuschauen.
Bei Ankunft an der nächsten Großschleuse bei Écuelles kommt uns ein Boot mit einem, wie ich finde ziemlich passenden Namen entgegen (Jumbo). PS: die Berufsschifffahrt hat natürlich Vorrang.
Vor der letzten Großschleuse von Seurre legen wir am Steg an, um einen kurzen Spaziergang durch den Ort zu machen und ein paar Einkäufe zu erledigen, da es in Verdun-sur-le-Doubs nicht alles gab.
In solch einer Großschleuse könnten ein paar Hausboote gemeinsam schleusen. Nach der Schleuse geht es fast eine Stunde durch einen Durchstich (nennt man Derivation), der die links liegende, mäandrierende Saône als Abkürzung abschneidet - mit den pilotierten Metallwänden allerdings recht unschön ist. Dafür gibt es immerhin ein großes, wunderbar gelb blühendes Rapsfeld am Ufer.
Unser heutiges Ziel ist Saint-Jean-de-Losne. Der kleine Ort lebt hauptsächlich von seiner Bedeutung als wichtiger Schifffahrtsort, denn hier zweigt der Canal de Bourgogne ab und es gibt einen Hafen, der fast so groß wie Saint-Jean-de-Losne ist, geografisch allerdings zur Nachbargemeinde gehört.
Hier gibt es eine Werft, einen Bootsmakler und eine große Basis von Le Boat. Diese wollen wir anlaufen, da uns der Liegeplatz am Steg von Le Boat nichts kostet und wir gratis Wasser auffüllen können. Da unser Boot über keinen Landstromanschluß verfügt, bietet sich hier zudem die Möglichkeit Handy und Laptop an den Steckdosen der Basis aufzuladen. Außerdem stellten wir am ersten Abend fest, dass einer der beiden Kühlschränke an Bord nicht kühlt und wollen dieses Problem hier beheben lassen. Allerdings ist keiner der Basis mehr da - bleibt der Kühlschrank für morgen früh.
Es wird wieder gekocht - wir konnten in einem Lebensmittelgeschäft in Seurre günstig schöne Artischocken kaufen.
Die Basis von Le Boat liegt ganz hinten im Hafen in einer ruhigen Ecke. Hier erleben wir auch wieder einen schönen Sonnenuntergang an Deck.
Anschließend machen wir einen kleinen Rundgang durchs Dorf an die Saône und kehren in der Dorfbar ein - Cremant für die Erwachsenen und Eis für die Jugend.
Am nächsten Morgen melden wir den defekten Kühlschrank, der an dieser Basis allerdings nicht repariert werden kann und ausgetauscht werden müsste. Der neue Kühlschrank befindet sich jedoch an der nächsten Basis in Gray, von wo man ihn zunächst herbringen müsste. Da wir aber mit dem einen funktionierenden Kühlschrank auskommen, geben wir Bescheid, dass niemand extra mit dem Auto von Gray kommen müsse, denn die Basis ist nur knapp einen Tag weiter entfernt - wir würden den Austausch also dort vornehmen lassen. So haben wir hier in Saint-Jean-de-Losne keine Wartezeit, die entstehen würde, wenn jemand mit dem Auto aus Gray einen Kühlschrank zum Austausch bringen würde.
Ab der Schleuse von Auxonne ändert sich wie schon erwähnt die Schleusengröße - und sie sind automatisch und fast alle selbst, ohne Schleusenwärter zu bedienen. Vor der Einfahrt hängt über dem Kanal eine Plastikstange, die man vom Boot aus dreht. Damit wird die Schleuse auf die Einfahrt des Bootes "vorbereitet". Eine Ampel zeigt an, wann man einfahren kann. In der Schleuse gibt es dann zwei Stangen - wenn das Boot für die Schleusung bereit ist, muss die blaue Stange fürs rauf oder runterschleusen einmal angehoben werden, dann beginnt der Schleusenvorgang vollautomatisch (Schleusentore schließen, Wasser ein oder auslassen, Tore öffnen). Die rechte, rote Stange sollte man nur im Notfall betätigen, sie alarmiert den Schleusendienst, sollte es Probleme geben. In solch einem Fall würde dann jemand von der Kanalgesellschaft mit dem Auto kommen und nach dem Rechten schauen.
In Auxonne machen wir Mittags Halt für einen Stadtrundgang. Das Rathaus der Stadt, die noch viele Befestigungsanlagen von Vauban besitzt, war früher Sitz der Herzöge von Burgund. Sehenswert ist hier auch die berühmte Kirche Notre-Dame. Die Stadt hat außerdem einem berühmten Franzosen, der hier in der Garnisonsstadt als junger Leutnant die Militärakademie besuchte, ein Denkmal errichtet: Napoleon Bonaparte.
An der Saône gibt es drei Schwimmstege zum Anlegen. Unweit davon wurde gerade ein recht großer Hafen fertiggestellt. Und natürlich finden wir wieder eine Patisserie.
Die Strecke hier entpuppt sich als "Grüne Hölle pur" - fast wie im Jungel - Anlegen Fehlanzeige.
Weil wir die Basis von Le Boat in Gray heute nicht mehr erreichen werden und wir nicht irgendwo davor liegen möchten, beschließen wir in Mantoche für die Nacht anzulegen. Das stellt sich als gute Entscheidung heraus: Das Örtchen und seine Anlegestelle ist ein feines Plätzchen, an dem auch schon drei Boote liegen.
Die Kids eröffnen nun die "Freibadsaison" mit einem Bad in der Saône, das allerdings doch noch recht frisch ist.
Heute Abend gehen wir im kleinen Dorfgasthaus essen. Allerdings ist es nicht ganz das, was ich von Frankreich sonst so kenne oder gewohnt bin. Aber ok, wir haben trotzdem viel Spaß und die Wirtsleute sind sehr nett.
Am Tisch neben uns sitzen ein britisches und ein belgisches Paar, die von einem der anderen drei Hausboote sind. Die Wirtin kommt mit dem Gästebuch und wir tragen uns ein - Wir sind erst die dritte Hausbootbesatzung in diesem Jahr.
Das kleine Dörfchen hat sogar ein Schloss, dessen Grundstück unmittelbar an die Saône grenzt und das man deshalb vom Liegeplatz aus gut einsehen kann.
Am Vormittag erreichen wir dann Gray. Nach dem Passieren der Stadtschleuse legen wir an der Basis von Le Boat an, wo unser zweiter Kühlschrank getauscht wird.
Wir nutzen die Pause und frischen in einem nahen Supermarkt die Lebensmittelvorräte auf. Inzwischen sind auch die Techniker am Boot fertig und mit gefülltem Wassertank geht es weiter.
Ab Gray ändert sich das Bild der Saône noch ein Mal: Der Fluss wird noch schmaler und die kanalisierten oder kanalähnlichen Abschnitte und auch die Schleusen nehmen zu.
Die Saône-Schleife bei Savoyeux wird unter anderem mittels eines 643 m langen und 6,50 m breiten Tunnels mit Einbahnregelung abgekürzt. Das Befahren eines Tunnels mit meist schwacher oder keiner Beleuchtung ist durch die geringe Breite immer eine Herausforderung. Am Besten macht man dazu das Licht in den Kajüten an, weil die indirekte Beleuchtung der Tunnelwände die Sicht verbessert. Außerdem muss das Tempo reduziert werden.
Es geht rein ins schwarze Loch - allerdings ist das Ende als kleiner Lichtpunkt auch schon erkennbar.
Durch das reduzierte Tempo (damit man nicht an den Tunnelwänden anstößt) scheint die Fahrt durch den Tunnel recht lang zu dauern. Eine gute Viertelstunde ist man ungefähr im Tunnel, bevor man durch ist und es wieder angenehm warm wird (im Tunnel ist schon eine Jacke ratsam).
Ich bin sehr fasziniert von der Kanalbautechnik und von Bauwerken wie Kanalbrücken oder eben Tunnel und Durchstichen. Diese mussten ja damals händisch gegraben und gebaut werden.
Das Bild hat sich gewandelt: Ein ganz anderes Bild als vor zwei Tagen auf dem breiten Fluss bietet sich hier bei Ray-sur-Saône.
Hinter Soing-Cubry-Charentenay gibt es einen Steg, den wir eigentlich ansteuern wollen. Dieser ist jedoch klein und mit zwei Booten bereits komplett belegt. Allerdings finden wir etwas weiter noch ein Plätzchen, wo wir mit dem Boot am Ufer festmachen können.
Heute Abend wird nochmals gegrillt. Fantastisch - man kann abends an Deck essen, wie an allen anderen Tagen auch.
Auch der nächste Tag unseres Bootsurlaubes verspricht traumhaft zu werden: Wir genießen einen faszinierenden Sonnenaufgang und einen gelungenen Morgen an einem wieder sehr idyllischen Plätzchen auf dem Fluss.
Ich schnappe mir das Fahrrad und fahre über den Feldweg, der am Boot vorbeiführt in Richtung Dorf, um hoffentlich Croissants und Baguette für das Frühstück zu bekommen. Unterwegs komme ich an einem 1992 im Maßstab 1:20 errichteten Nachbau des Eifelturms vorbei.
Nach dem Frühstück geht es mit dem Hausboot weiter. An dem kleinen Dörfchen Rupt-sur-Saône fahren wir erst mal vorbei, da wollen wir auf dem Rückweg kurz anhalten.
Jetzt wartet erst mal noch der nächste Tunnel auf uns: Der Tunnel von Saint-Albin ist 681 m lang und 6,55 m breit. Schon die Anfahrt bis zum Portal ist faszinierend, weil es im Durchstich vor dem Tunnel zwei mal um die Kurve geht bis man am Portal ist.
Vorerst geht es an Port-sur-Saône vorbei (da wollen wir ebenfalls auf dem Rückweg anhalten) noch weiter bis Conflandey. Dort drehen wir vor der Schleuse um und legen an einem Steg für die Mittagspause an.
Nochmals geht es durch den Tunnel von Saint-Albin und danach machen wir Rast in Rupt-sur-Saône. Da es in Port-sur-Saône wieder mal eine Patisserie mit tollen Sachen gegeben hat, haben wir wieder zugeschlagen und lassen es uns schmecken.
Wir übernachten nochmals an dem Platz in Soing-Cubry-Charentenay. Wunderbare Farben des Frühlings mit dem frischen Grün der Bäume und Sträucher und dem Gelb der Rapsfelder.
Vor der Einfahrt in den Tunnel von Savoyeux gibt es bei Seveux noch eine Hausbootbasis, an der wir nochmals Wasser auffüllen, bevor es vor dem Mittag noch zügig durch den Tunnel und die nachfolgende Schleuse geht. Dahinter gibt es bei Autet einen kleinen Strand, an dem wir nochmals eine längere Pause zum Schwimmen machen wollen.
Am Nachmittag erreichen wir dann wieder unsere Zielbasis in Gray - eine traumhafte Hausbootwoche neigt sich langsam dem Ende zu. Teilweise wird schon zusammengepackt, die Räder werden auf das Auto geladen und das Boot wird sauber gemacht, bevor wir uns für den Landgang fertig machen, da wir Abends nochmals essen gehen wollen.
Da wir sieben Personen sind und ein etwas gastronomischeres Essen dann doch ins Geld gegangen wäre, sind wir "nur" in die Restaurant-Pizzeria de la Petite Fontaine, 15 Rue Marché gegangen. Wir waren angenehm überrascht: gute Menüs (wirklich mehr als nur Pizzen) zu passablen Preisen - ist zu empfehlen. Diese Tatsache hat mich nach dem Abend in Mantoche dann doch wieder mit der französischen Küche versöhnt.
Am nächsten Morgen kommen wir abschließend nochmals in den Genuss eines schönen Sonnenaufganges.
Fazit: die Normandie ist zwar ein altes Boot aber noch gut in Schuss. Sie bot uns viel Platz und war problemlos zu fahren.
Auf der Seille drei Schleusen, drei Großschleusen auf dem unteren Abschnitt der Saône bis Auxonne, viel naturnahes Ufer, nicht immer zum Anlegen geeignet.
Bis Gray wären es insgesamt nur 12 Schleusen. Ab Gray gleicht die Saône von der Breite und Anzahl der Schleusen langsam eher einem Kanal. Man kommt sehr gut vorwärts und wir haben viele km in verhältnismäßig wenigen Bootsstunden gemacht. Die Mitarbeiter von Le Boat waren sehr freundlich und zuvorkommend und an den Basen hat alles reibungslos geklappt. Das Wetter war teilweise fast wie im Hochsommer - einfach traumhaft.
Wir freuen uns schon auf den nächsten Hausbooturlaub.