Reisegebiet: | Lot (nördlicher Teil) (Lot) |
Reisezeit: | 24.09. - 01.10.2016 |
Start-Basis: | Luzech |
Hausboot-Crew: | Sven Brouwer (alleine unterwegs) |
Unser Boot: | Pénichette 1107 W |
Streckenlänge: | 74 km |
Schleusen: | 14 Schleusen |
Meine Hausboot-Tour auf dem nördlichen Lot startete am 24. September 2016 an der Basis Luzech.
Der aus dem Massiv Central kommende Lot verläuft ungefähr auf der Höhe von Bordeaux relativ genau von Ost nach West. Schiffbar ist er nur auf einigen Teilstücken, von denen hier das obere Stück behandelt werden soll. Es sind ca. 74 Kilometer befahrbar zwischen den Ortschaften Luzech und Larnagol. Dabei sind 14 Schleusen zu bewältigen. Hin und zurück ist die Strecke innerhalb einer Woche gut zu schaffen. Ein wenig Vorausplanung schadet natürlich nicht, zumal auch die berühmten prähistorischen Grotten von Peche-Merle am Wege liegen. Der Fluss schlängelt sich durch eine wunderschöne Landschaft und vor allem durch spektakuläre Felsdurchfahrten, wobei die Schleuse von Ganil an einem in den Fels geschlagenen Treidelpfad liegt. Beeindruckend!
Da ich grundsätzlich nur in der Nebensaison fahre, habe ich in diesem Fall den späten September gewählt. In der Vor- und späten Nachsaison besteht immer die Gefahr von Hochwasser und damit verbundenen Sperrungen der Fahrwege. Die Wassermenge wird auch teilweise durch ein höher gelegenes Kraftwerk von EDF geregelt, was aber bei den spektakulären Durchlaufmengen vor allem im Herbst und Frühling auch nicht viel ausrichtet. Zu meiner Reisezeit war recht wenig Wasser im Fluss, was auch an den zahlreichen Pegeln gut zu sehen war.
Die Einweisung durch die Mitarbeiter von Les Canalous mitsamt Probefahrt (auch rückwärts mit dem Heck an den Steg) war deutlich sorgfältiger als in vielen anderen Gegenden. Bei den örtlichen Gegebenheiten ist das allerdings auch besser so. Die Bordmappe mit Etappenvorschlägen und Beschreibungen ist prima. Nur wollte man mich trotz der Buchung für nur eine Person anfangs nicht alleine losfahren lassen. Da ich so etwas aber schon kenne, half mir ruhiges Argumentieren wieder mal weiter ...
Am ersten Abend bin ich nach der Einweisung und dem Beladen meines Schiffes noch ein Stück gefahren. Habe dann in traumhafter Ruhe in der Nähe eines Dorfes übernachtet. Die Nachtruhe wurde gegen Mitternacht allerdings jäh gestört, als ein Wildschwein damit begann, das neben der Anlegestelle befindliche Maisfeld zwecks Nahrungsaufnahme zu verwüsten. Dummerweise hatte ich nur Pastis sowie (spanischen!) Brandy an Bord. Da beide in Frankreich nicht als Zaubertrank zugelassen sind, durfte das Tier weiterleben.
Die bestellte Penichette 935 hatte übrigens wegen einer Felsberührung einen Schaden an der Schraube, weswegen man mir eine Pénichette 1107 W gab, die sich ja nur durch die Länge unterscheidet. Der Motor war zwar etwas langsam eingestellt und das wollte man auch nicht verändern, aber das Schiff war gut gepflegt und machte absolut Null Probleme.
Für die 3,30 m hohe Schleuse von Mercuès (Achtung: Fehler in der Karte von EDB!) habe ich dann am nächsten Morgen auch alleine nur 25 Minuten gebraucht; danach ergab es sich immer, das wir mit zwei Schiffen in den Schleusen waren. Das ist sowohl nett als auch schneller.
Bei der Einfahrt zum Schleusenkanal von Cahors ist Vorsicht geboten, da hier zum einen die zwei Ausflugsschiffe Vorrang haben und der Kanal zum anderen durch eine Kurve nicht einsehbar ist. Bei Problemen hätte ich rückwärts um die Kurve zurück gemusst, denn zum drehen ist es im Kanal zu schmal. Die Automatikschleuse ist problemlos.
Die Wehrbrücke Valentré aus dem 14. Jahrhundert und die Schleuse darunter zu passieren ist schon etwas Besonderes.
Die Altstadt von Cahors ist zwar nicht sehr groß, aber doch recht hübsch mit all den kleinen Sackgassen und den Fachwerkhäusern. Festgemacht habe ich beim Schwimmbad auf der anderen Flussseite. Das ist ruhiges Liegen mit Blick auf die Stadt, in der man mit dem Rad in drei Minuten ist.
Am zweiten Abend habe ich in St-Géry festgemacht, wo es nette Liegeplätze am Schleusenkanalufer gibt.. Dem Wegweiser zu einem Aussichtspunkt folgend, bin ich dann einen recht hohen Berg hinaufgekeucht und wurde durch einen mächtig tollen Blick über das Tal belohnt. Mit dem Rad wieder hinunter war dann natürlich einfach.
Am nächsten Tag wurde ich von einem großen Boot von Les Canalous überholt, das unter Skipperbegleitung fuhr. Vor der Schleuse von Bouziès drehten die sich plötzlich bei der Anfahrt an den Pier und lagen quer vor der Schleuseneinfahrt! Nach einigen Manövern lagen sie dann endlich am Pier fest und der Skipper von Les Canalous winkte mich parallel zu seinem Schiff. Die Idee war wohl, mir auf die Art besser beim Einlaufen in die Schleuse helfen zu können. Dummerweise habe ich das auch ausprobiert. Das Ergebnis war, dass mein Schiff mit seinen immerhin 11 Metern durch den Rückstrom vom Land mit dem Bug zum Fluss gedreht wurde und ich mich zwischen dem felsigen Ufer und einem kleinen Steindamm zum Wasser hin befand. Mit Vollgas zurück und dann voraus habe ich dann einen Vollkreis geschafft - ohne das andere Schiff, den Felsen oder den Damm zu berühren. Mann, viel Platz blieb da aber nicht! Habe dann in respektvoller Entfernung abgewartet, bis die anderen dann endlich in die Schleuse kamen. Und beim erneuten Anlauf drehte mein Schiff dann dieses Mal mit dem Bug zum Land, so dass ich mit der Nase an den Felsen langsam Richtung Einfahrt drehen musste. Der Skipper hat nur gegrinst und meinte: "Oui, ca c’est le Lot !" Bei höherem Wasserstand kann es einem sicherlich bei einigen anderen Schleusen auch so ergehen ...
In St-Cirq-Lapopie gibt es relativ viele Anlegeplätze, trotzdem musste ich an der Wiese festmachen. Die Wege zum Dorf sind tatsächlich mächtig steil, aber der Ausflug lohnt sich. Das Dorf ist als eines der schönsten Frankreichs ausgezeichnet worden und zieht sich an einem kleinen Berg hoch. Leider ist natürlich alles komplett auf Touristen ausgerichtet, was auch an den zahlreichen Parkplätzen außerhalb leicht erkennbar ist.
Tipp: Laufen Sie die Straße noch am Dorf vorbei weiter in die Höhe, dann stehen Sie auf einem Pass, von dem aus man einen herrlichen Blick in beide Richtungen des Flusses hat. Klasse!
Die Häuser im Dorf sind aber tatsächlich schön an den steilen Gassen gelegen. Und es gibt auch eine Tourismuszentrale, in der Sie sich noch mal wegen der Taxis erkundigen können. Die Mädels dort sind echt freundlich!
Das letzte Stück des Flusses bis Larnagol habe ich mir geschenkt bzw. bin die Hälfte davon noch abends mit dem Rad abgefahren. So sehr viel versäumen tut man dabei nicht und mir waren die Grotten am nächsten Morgen wichtiger.
Die prähistorischen Grotten von Peche-Merle mit ihren ca. 20.000 Jahre alten Felszeichnungen sind von Bouzies oder von St-Cirq-Lapopie aus zu erreichen. Taxis sind allerdings ziemlich teuer und Bus-Verbindungen gibt es dort nicht. Ich habe die Grotten mit dem Rad von St-Cirq aus erreicht. Das waren ca. 9 Km auf flacher Strecke bis zum Dorf Cabrerets. Dort haben Sie die Wahl zwischen noch drei Kilometern Serpentinenstraße oder dem echt steilen Wanderweg, der direkt hinter der Kirche beginnt. Für die 1.200 Meter habe ich eine halbe Stunde benötigt, war dann allerdings auch definitiv wach. Die ca. einstündigen Führungen beginnen alle 30 Minuten und sind absolut lohnenswert. Achtung bei den Kassenöffnungszeiten, dort gibt es eine Mittagspause. Näheres zu Öffnungszeiten und Reservierungen findet man auf der Website von Pech Merle. In der Hochsaison ist eine Reservierung sicherlich sinnvoll, da der Zugang auf etwas über 1.000 Besucher pro Tag begrenzt ist.
Nach meinem Grottenbesuch habe ich gegen 15 Uhr wieder abgelegt, um dann abends nochmals in St-Gery zu übernachten. Von dort habe ich auch noch eine nette Radtour am Fluss längs zur nächsten Ortschaft gemacht.
Am darauffolgenden Tag - nach nochmaliger Besichtigung von Cahors - musste es ja passieren: gerade hatte ich die Automatikschleuse für mich vorbereitet, als auch schon das Fahrgastschiff ankam und ich es leicht zähneknirschend passieren lassen musste. An diesem Tag war mir das Timing leicht durcheinander geraten, so dass ich fast schon im Dunklen am letzten Liegeplatz in der Ortschaft Pradines festmachen konnte. Immerhin war es dann am letzten Tag mit dem Rad zum nochmaligen einkaufen bei Le Clerc nicht weit ...
Es gibt ein paar "wilde" Plätze, die auch in der Karte verzeichnet sind. Ansonsten findet man viele und auch meist gute Schwimmstege. Diese liegen häufig auch außerhalb der Ortschaften und sind somit natürlich traumhaft ruhig. Allerdings ist es aufgrund des hohen Bootsaufkommens erforderlich, immer mit dem Heck zum Steg anzulegen, da sonst der Platz nicht ausreichen würde. Aber Hilfe ist nie weit ...
Bis auf eine Automatikschleuse in Cahors sind alle anderen manuell und in Selbstbedienung. Der Zustand der Schleusen war aus meiner Sicht soweit OK. Die Schleusenhübe zwischen 60 cm und 3,30 Metern, gemittelt 1-2 Meter. Die Leitern befinden sich in der Schleusenwand, nicht in den Toren.
Es gibt allerdings ein paar Besonderheiten: Zum einen eine Fußraste als Sperre, zum anderen müssen die Schieber während des Öffnens und Schließens der Tore geöffnet bleiben, weil sich sonst die Metallklaue der Torstange aushaken kann! In diesem Fall muss das Schleusentor erneut geschlossen werden, damit sich die Klaue wieder einhaken kann.
Die Anlegestege sind nur für ein Schiff ausgelegt, teilweise schlecht zu erreichen und teils auch ein ganzes Stück vor bzw. hinter den Schleusen gelegen. Darüber hinaus liegen die Schleusen häufig direkt neben den Wehren. Dadurch sind teilweise "lustige" Querströmungen und damit - vor allem bei einer Bergfahrt und bei hohem Wasserstand - auch Probleme beim An- und Ablegen vorprogrammiert.
Strom und Wasser gibt es teilweise kostenlos. Liegegebühren werden nicht erhoben. Supermärkte bzw. Läden in den kleinen Ortschaften wie auch Restaurants sind eher spärlich zu finden, daher ist ein Großeinkauf in Cahors, z.B. bei Le Clerc an der Brücke Pont de Laberaudie unbedingt anzuraten.
Diese Tour ist ein absolutes "Muss" und zählt zu den schönsten Touren, die ich in Frankreich bis dahin erlebt habe und das sind nicht gerade wenig. Vergleichbar ist diese Tour höchstens noch mit dem oberen Doubs von der Stadt Besancon flussaufwärts.
Das unglaubliche Wetterglück mit meist blauem Himmel und Temperaturen bis 30 Grad hatte ich natürlich nicht vorhergesehen. Durch den recht niedrigen Wasserstand gab es auch wenig Strömung und dadurch praktisch keine Probleme.
Als Erstlingstour würde ich die Strecke auf dem Oberen Lot allerdings nicht empfehlen. Dafür braucht man schon etwas Übung und auch teils schnelle Reaktionen, ohne groß nachdenken zu müssen ...
Gut gefallen hat mir außerdem, dass hier auch so relativ spät im Jahr noch recht viele Boote unterwegs waren, so dass man häufig mit zwei Booten in die Schleuse fahren und sich dabei natürlich auch gegenseitig helfen konnte. Und da sind fast alle Skipper mit großer Selbstverständlichkeit dabei. Da alle Schiffe jeweils den Weg zurückfahren müssen, trifft man dann häufig auf Leute, mit denen man vorher ein paar Schleusen zusammen passiert hat. Und dann kann man natürlich wieder nett klönen!
Der Empfang an der Basis nach vollbrachter Tour war dann auch sehr herzlich und die Übergabe am nächsten Morgen wie gewohnt "ein Klax".
Da die Strecke von Hamburg bis Luzech mit 1.500 Kilometern doch recht lang ist, habe ich im Anschluss noch ein Wochenende in Bordeaux verbracht (verdammt schöne Stadt!) und bin dann noch 10 Tage auf der Charente gefahren, welche gut 100 Km weiter nördlich liegt. Auch empfehlenswert, aber natürlich nicht so spektakulär wie der Obere Lot.
Wir bedanken uns recht herzlich bei unserem Kunden Sven Brouwer für diesen äußerst interessanten und ausführlichen Bericht über einen Ein-Personen-Hausboot-Urlaub auf dem nördlichen Teil des Lot.