Reisegebiet: | Baïse (Aquitanien) |
Reisezeit: | Mitte bis Ende August 2018 |
Start-Basis: | Agen |
Hausboot-Crew: | 4 Erwachsene |
Unser Boot: | Pénichette 1120 R |
Streckenlänge: | 207 km |
Schleusen: | 61 Schleusen |
Hausboot-Route: | Agen - Buzet sur Baïse - Vianne - Nerac - Valence sur Baïse - Moncrabeau - Nerac - Vianne - Feugerolles - Le Mas d´Agenais - La Falotte - Damazan - Agen |
Dieses Jahr (2018) war ich zum neunten Mal mit einem Hausboot unterwegs - und zum achten Mal in Frankreich.
Meine Hausboot-Wahl fiel dieses Mal kurzfristig auf eine Pénichette 1120 R von Locaboat. Also ein neuer Bootstyp für mich - aber wieder ab der Basis Agen wie im vorigen Jahr.
Die P.1120R ist eine Pénichette für bis zu 6 Personen mit zwei Doppelkabinen, einem Innensteuerstand und einer rückwärtigen Terrasse. Auf diesem Boot hatten wir mit einer vierköpfigen Crew (einer davon Hausbootneuling) mehr als ausreichend Platz. Gebucht haben wir wie immer über die Agentur "Der Freizeitkapitän" in Krefeld. Reisezeit war Mitte bis Ende August. Übernahmetag für das Boot ein Freitag.
Da die Anreise nach Agen von Tirol aus doch knapp über 1.200 km weit ist, sind wir wieder mehrtägig angereist. Es ist einfach entspannter und es gibt unterwegs ohnehin immer auch was anzuschauen. Erste Etappe war spät Nachmittags nach der Arbeit mit meinem Arbeitskollegen bis nach Vorarlberg am Bodensee zu meinen Eltern. Am nächsten Tag dann zu viert (mit den Eltern) weiter nach Clermont Ferrand.
Am dritten Anreisetag fuhren wir bis zu einem Freund ca. 30 km vor Agen. Unterwegs haben wir noch Lauzerte besichtigt, das zur Vereinigung der schönsten Dörfer Frankreichs gehört.
Am nächsten Morgen ging es dann zur Basis in Agen, um uns anzumelden und dann noch in die Supermärkte für den wichtigen Großeinkauf. Am frühen Nachmittag konnten wir das Boot zügig übernehmen und sind so zeitig unterwegs. Das Personal auf der Basis ist sehr nett und die Leiterin Christine ist eine gebürtige Deutsche, die in Agen verheiratet ist.
Wir haben beschlossen dieses Jahr von Agen aus in Richtung Westen auf dem Canal lateral du Garonne zu fahren (letztes Jahr ging es ja nach Toulouse und Montauban) und auch die Baïse zu befahren.
Schon kurz nach Verlassen der Basis kommt man zur 580 m langen Kanalbrücke über die Garonne mit ihren 23 Bögen. Und dahinter geht es in kurzer Abfolge über vier Schleusen nach unten. Alle Schleusen sind automatisch und mittels einer Gummistange, die über dem Kanal hängt, zu aktivieren. Danach folgt ein längeres Kanalstück ohne Schleusen, das aber auf beiden Seiten recht dicht bewachsen ist, so dass man dort nicht am Ufer anlegen kann.
Lediglich an zwei Stellen bei L´Apoticaire und Sérignac gibt es Ausweitungen mit Rastmöglichkeiten. Wir wollen heute aber noch etwas weiter kommen und so fahren bis hinter die Schleuse l´Auvignon bei Bruch. Auch hier hat es eine Ausweitung mit einem schönen Steg zum Anlegen.
Danach verläuft der Kanal knapp neben der Autobahn, wo es weniger nett ist, die Nacht zu verbringen. Anschließend folgt nach der Brücke über die Baïse die Doppelschleuse, welche wir vor 19:00 Uhr nicht mehr schaffen würden - und länger sind die Schleusen nicht in Betrieb.
Am nächsten Tag taucht am rechten Kanalufer bei Kanalkilometer 130 ein komisches Objekt vor uns auf - beim Näherkommen stellt es sich als ein versunkenes Boot heraus. Keine Ahnung wie lange es da schon so liegt ...
Wenig später kommen wir zur Kanalbrücke über die Baïse und die nachfolgende Doppelschleuse.
Noch ein kurzes Stück am Kanal, dann sehen wir auch schon den Beginn von Buzet sur Baïse, wo wir nach rechts abzweigen und über eine Doppelschleuse, die von einem Schleusenwärter bedient wird, auf die Baïse gelangen.
Hier konnte man früher auch links die Baïse hinunter weiterfahren und mit Lotsen dann über die Garonne auf den unteren Lot gelangen. Diese Möglichkeit ist aber seit Frühjahr 2018 gesperrt.
Aber nachdem wir ja ohnehin die Baïse flussaufwärts befahren wollen, geht es scharf rechts; wenig später sehen wir auch schon wieder die zuvor befahrene Kanalbrücke des Garonne Seitenkanals, unter der es jetzt hindurchgeht.
Die erste dieser Anlegestellen außerhalb eines Ortes kommt gleich mal bei der ehemaligen Eisenbahnbrücke von Feugarolles. Hier gibt es allerdings kein Wasser und Strom.
Die erste Ortschaft direkt am Ufer, wo man anlegen kann ist die Bastide Vianne, gegründet im Jahre 1284, wo wir Mittagsrast machen. Vor dem Ort führt eine alte Hängebrücke mit Holzplanken den Fluss.
Wenn die Schleusen an der Baïse in Fahrtrichtung nicht offen sind, muss man vor der Schleuse eine Person der Besatzung mit der Steckkarte absetzen, damit diese die Schleuse auslösen kann. Aber auch ansonsten ist es von Vorteil bei der Bergwärts-Schleusung jemanden zur Unterstützung vorher aussteigen zu lassen.
Beim Schleusenwärter der Doppelschleuse in Buzet haben wir eine Steckkarte bekommen, mit der die automatischen Schleusen der Baïse aktiviert werden können - mit Ausnahme der Doppelschleuse von Graziac kurz vor Valence, die auch von Schleusenwärtern bedient wird.
Die Baïse ist auf ca 60 km bis Valence sur Baïse schiffbar, allerdings nur für schmalere Boote, weil nach Lavardac die Schleusen nur 4 m breit sind. Auch der Fluss ist stellenweise sehr schmal und immer wieder hat es Hindernisse in Form von Bäumen oder Baumstümpfen und auch Steinen im Fluss. Da die Baïse dicht bewachsenes Ufer hat, kann man nur an dafür geschaffenen Anlegestellen in den Ortschaften und an zwei weiteren Halteplätzen anlegen. Man sollte die Tagesetappen (auch mit Rücksicht auf die Schleusenöffnungszeiten) daher entsprechend planen.
Eine Fahrt auf der Baïse ist sehr beschaulich und man erlebt sehr viel Grün und Natur. Wir erlebten recht wenig anderen Verkehr trotz Hauptsaison. Allerdings wechseln unter dem Jahr die Wasserstände und im Frühjahr und Herbst kann der Fluss Hochwasser führen und ist dann nicht befahrbar.
Auf alle Fälle ist er eher nichts für pure Fahranfänger. Für Beginner ist die Befahrung sicher kein Vergnügen - man sollte also idealerweise schon mal einen Bootsurlaub gemacht haben, bevor man sich die Baïse vornimmt.
Vianne ist noch komplett von Befestigungsmauern umgeben und hat vier Stadttore. Die romanische Kirche St. Christophe liegt direkt am Osttor mit seinem Turm.
In Vianne gibt es aktuell nurmehr zwei kleine Läden mit relativ begrenztem Angebot (aber auch Brot) und eine Bäckerei.
ACHTUNG!
Vor Lavardac flussaufwärts ist auf der Flusskarte am rechten Ufer eine Untiefe und Betonnung eingezeichnet und man soll auf der linken Flussseite fahren. Hier empfiehlt es sich, sehr langsam zu fahren! Und: VORSICHT! In der Kurve sind am linken Ufer Steine, die je nach Wasserstand ganz knapp unter der Oberfläche liegen. Die Passage ist nicht ganz ungefährlich! Rechtzeitig wieder nach rechts wechseln.
Immer wieder sind auch sonst Betonnungen im Fluss zur Anzeige von Untiefen etc. - wie hier vor der nächsten Schleuse nach Lavardac - jener von St. Crabery. Und Achtung! Ab hier sind die Schleusen - wie schon erwähnt - nochmal etwas schmaler als zuvor und nur mehr 4 m breit.
Gleich hinter der roten Tonne ist links am Ufer der Steg, um jemanden der Besatzung abzusetzen. Die die Einfahrt in die engere Schleuse mit unserem Boot ohne Bugstrahlruder und wenig Platz zu den Seitenmauern der Schleuse muss genau gefahren werden.
Unser Ziel für heute ist der Ort Nerac, zuvor ist noch die gleichnahmige Schleuse zu durchfahren.
Die Bedienungsautomaten für die Schleusen an der Baïse sind grüne Metallkästen mit einer Signalleuchte obendrauf. Hier steckt man die Karte ein und daraufhin füllt oder leert sich die Schleuse.
Oberhalb der Brücke über die Baïse sind beidseits des Flusses Anlegemöglichkeiten.
Der Ort ist mit ca. 6.000 Bewohnern recht groß und bietet so neben Condom fast die einzigen guten Einkaufsmöglichkeiten an der Baïse - also sollten gewisse Vorräte zu Ende gehen (vor allem Brot) - ans Einkaufen denken, denn die Lebensmittelversorgung an diesem Fluss ist etwas schwierig.
Nerac wird im 16. Jahrhundert berühmt als die Mitglieder der hier ansässigen Familien durch Heirat zu Königen von Navarra werden und deren Heinrich der III. (von Navarra) - Schwiegersohn von Katharina von Medici nach dem Tod deren Sohnes Heinrich dem III. (von Frankreich), der ohne Kinder war, zum französischen König wird und sich ab dann Henry IV. nannte. Im Ort befinden sich auch noch die Reste des Schlosses seiner Familie.
Am nächsten Morgen geht es weiter. Der Fluss ist mal mehr, mal weniger breit und auch immer wieder hat es Hindernisse in Form von Baumstümpfen, etc.
Die nächste Haltemöglichkeit ist bei der Brücke nahe Laserre (ohne Strom, Wasser) und dann in der kleinen Ortschaft Moncrabeau (unsere letztjährige Penichette war danach benannt). Hier machen wir zu Mittag Rast.
Der kleine landwirtschaftliche Ort mit knapp 700 Einwohnern hat zwar einen Campingplatz aber kein Geschäft mehr, nicht mal eine Bäckerei; lediglich einen Automaten für Brot, der aber auch leer sein kann (wie ich dann am Rückweg feststellen musste). Hier gibt es also so gut wie nichts ...
Außer dass die Einwohner früher Minze anbauten bis die Minzlaus dieser Monkultur ein Ende setzte. Das französische Wort für Minzbauer ist Mentheur - bedeutet allerdings fast gleich geschrieben - nämlich Menteur auch Lügner. Diese Doppeldeutigkeit und dessen Verwendung von anderen für die Bewohner des Dorfes ließ sie aus der Not eine Tugend machen und so gründeten sie 1748 eine Akademie der Lügner und nennen sich Welthauptstadt der Lügner.
Jedes Jahr am 1. August wird in Moncrabeau ein Lügenwettbewerb veranstaltet und es gibt einen Pfad der Lügner und eine Kirche mit einem sehr eigenwilligen Turm.
Während unserer weiteren Fahrt auf der Baïse
gibt es immer wieder Hindernisse oder enge Stellen.
Am Nachmittag erreichen wir Condom, die zweite größere Stadt an der schiffbaren Baïse. Hier lassen sich auch wieder Einkaufsmöglichkeiten finden. Es sei denn, Sie besuchen Condom an einem Montag. Montags haben nämlich zumindest die Metzgereien geschlossen.
Die Gegend ist bekannt für seinen berühmten Weinbrand, den Armagnac.
In Condom, einer Stadt, die auch Station am Jakobsweg ist, gibt es die zeitlich letzte Kathedrale im Languedoc-Stil. Neben der Kathedrale gibt es ein Denkmal zu Ehren des durch die Romane von Alexandre Dumas bekannt gewordenen französischen Soldaten von Ludwig dem XIV. - dem Musketier d´Artagnan und seiner Gefährten.
Unweit von Condom befindet sich auch eine der kleinsten Städte Frankreichs - Laressingle, welche zu den schönsten Ortschaften Frankreichs gehört. Mein Kollege und ich unternehmen eine kleine Radtour über die Hügel zu dem Städtchen.
ACHTUNG! Im Hafen von Condom liegt ein Ausflugsschiff, das je nach Saison und Wochentag um 13:00 und/oder 15:00 Uhr Ausflugsfahrten auf der Baïse unternimmt und dann Vorrang in den Schleusen hat. Die Captainerie von Condom gibt dazu Informationen - man sollte dem Schiff zeitlich ausweichen.
Am kommenden Morgen geht es für uns von Condom aus weiter.
Jetzt ist die Baïse stellenweise sehr schmal, aber in den vergangenen Tagen hier auf dem Fluss sind uns nur sehr wenige Boote entgegen gekommen und glücklicherweise nie an engen Stellen. Dor wäre sonst kein Platz für zwei Boote und eines müsste zurück.
Auch sind seit Nerac immer wieder Abschnitte vor den Schleusen nur sehr schmal.
Hier kann man nur sehr langsam fahren und ein spezieller Effekt verringert noch die Geschwindigkeit des Bootes:
Das Wasser muss am Schiff vorbei nach hinten fließen können.
Da hierfür jedoch an manchen schmalen Passagen wenig Platz ist, wird der Widerstand beim Fahren mit mehr Geschwindigkeit immer größer und das Boot langsamer. Es geht also wirklich nur langsam vorwärts.
Manchmal sind die Hindernisse recht merkwürdig markiert
In Valence sur Baïse, das wir zur Mittagszeit erreichen, ist es soweit - Endstation, es geht nicht mehr weiter, der schiffbare Teil des Flusses ist zu Ende.
Wir machen Pause und besichtigen den kleinen Ort (am Quai gäbe es ein kleines Restaurant). Es ist recht heiß und der Ort liegt etwas erhöht und so bleiben meine Eltern am Boot.
In der Nähe gäbe es auch noch die ehemalige Zisterzienserabtei Flaran, aber da wir noch retour bis Moncrabeau wollen und in Condom noch einkaufen müssen, (und auch weil wir nur zwei Fahrräder an Bord haben und den Fußweg meinen Eltern nicht antun wollen) verzichten wir auf die Besichtigung und drehen um. Die Abtei liegt zwar direkt am Kanal, aber eine Anlegestelle für Boote gibt es nicht mehr.
Fallweise gibt es auch unmarkierte Hindernisse im Fluss in Form von Bäumen oder scharfe, unübersichtliche und enge Kurven, wo sich Hupen empfiehlt, um einen allfälligen Gegenverkehr zu warnen.
Bei der letzten Schleuse vor Condom - jener von Gauge - treffen wir dann noch auf das Ausflugsboot, das hier aus der Schleuse ausfährt, umdreht und wieder zurückfährt - es heißt also etwas warten.
Wir übernachten in Moncrabeau; kleiner Anlegeplatz - aber gebührenfrei - auch Wasser und Strom; geringe Kosten für die Übernachtung hatten wir lediglich in Nerac und Condom. Aber es hat wie gesagt außer einem Brotautomaten beim Rathaus, der am nächsten Morgen auch (noch) leer war, keinerlei Infrastruktur. Ok, am nahegelegenen Campingplatz gäbe es eine Bewirtung.
Bei der zweiten Schleuse des Tages - Vialères - haben wir gerade erfolgreich zu Tal geschleust - doch nun öffnet sich nur das rechte Tor zur Gänze, das linke bleibt ein Stück weit geschlossen?!
Grund: Ein Stück Holz hat sich zwischen Schleusenwand und Schleusentor verkeilt.
Wir haben zu wenig Platz, um aus der Schleuse auszufahren, da unser Schiff breiter ist als die Öffnung.
Wir rufen mittels Schleusentelefon die VNF an. Der Mitarbeiteer dort erklärt uns, dass er erst in 45 Minuten kommenkann. Wir sollen derweil nochmals die Schleuse betätigen und füllen.
Also sichern wir das Boot vorne und hinten doppelt mit den Seilen um die Poller, denn wir befinden uns ja nun verkehrt herum zur Füllrichtung in der Schleuse und stecken erneut die Karte in den Selbstbedienungsautomaten. Das zusäztliche SIchern hat sich als schlau erwiesen, denn der Druck des Wassers ist sehr groß. Dann holen wir das Holzstück aus dem Wasser und schleusen wieder zu Tal. Jetzt klappt es mit der Schleusenöffnung.
Bei der nächsten Schleuse - Pacheron - führt wie des öfteren an der Baïse ein schmaler Stichkanal zur Schleuse und dann gibt es eine Wartestelle vor der Schleuse. Dort machen wir fest bis unser vierter Mann die Schleuse für uns fertig gemacht hat. Dadurch ist allerdings soviel Wasser aus dem Stichkanal abgezogen worden, dass wir an unserer Wartepostition im Dreck mehr oder weniger stecken geblieben sind und nur schwer wieder das Boot vom Ufer wegdrücken können.
Und die nächste Schleuse - Recaillau - liefert uns dann gleich nochmals ein blockiertes Schleusentor durch Holz - also nochmals das Manöver mit wieder hochschleusen.
Mittags machen wir nochmals Rast in Nerac.
Hier hat es nach den Anlegestellen flussabwärts bei der Brücke eine Ampel (im roten Kreis im nächsten Bild), die durch Rot oder Grün anzeigt, ob die Schleuse frei ist, weil diese gleich knapp schräg hinter der Brücke liegt und dadurch nicht einsehbar ist und es dort auch keinen Wartebereich mehr gibt.
Fein, die Ampel ist grün und wir fahren los. Doch gerade ums Eck gefahren sehen wir, dass ein Besatzungsmitglied eines Bootes unter der Schleuse die Karte steckt und somit die Schleusentore knapp vor unserem Boot zugehen. Also müssen wir zurück hinter die Brücke, um zu warten.
Wir lassen aber jetzt ein Besatzungsmitglied zur Schleuse vorgehen, damit uns das nicht gleich nochmal passiert. Und als das Boot an uns vorbei ist und die Ampel auf Grün springt, fahren wir gleich los; dieses mal klappt es.
Bei der Schleuse Sorbet die nächste Schrecksekunde: Es schleusen zwei Boote bergwärts und so müssen wir im Oberwasser warten. Plötzlich rumpelt es am Flussufer - und dann kurz hinter uns einen Platscher. Mehrere Männer sind hier am Fällen und Zerteilen von Baumstämmen. Dabei ist ihnen ein gut 2 m langes und 80cm dickes Stammstück ausgerissen und dieses hat sich nun selbständig gemacht, rollt den Hang hinunter und wird in den Fluss katapultiert und verfehlt unser Heck nur knapp. Nicht auszudenken, welchen Schaden das schwere Teil mit seiner Geschwindigkeit bei einem Auftreffen auf die Terasse verursacht hätte. Ganz schön aufregend der heutige Tag.
In der Schleuse herrscht ebenfalls Aufregung, irgendetwas scheint da im Wasser zu sein, die Bootsinsassen und Crewmitglieder auf der Schleuse deuten herum. Und dann hören wir auch, was sie da sehen - eine Wasserschlange. Diese sucht dann Schutz im Schleusentor.
Vor Lavardac steht am linken Flussufer eine Trauerweide, die mit Ihren ausladenden Ästen die halbe Flussbreite einnimmt.
In Vianne machen wir Halt für die Kaffeepause und um in einem der beiden Greislerläden noch Brot und etwas zum Grillen zu holen, da wir heute bei der Anlegestelle der ehemaligen Eisenbahnbrücke von Feugerolles übernachten wollen. Seit 2009 fahren keine Züge mehr auf der Strecke und erste kleine Bäume wachsen auf der Brücke; dementsprechend ruhig ist es hier.
Nachdem uns noch zwei Fahrtage und eine Nacht übrigbleiben, bis wir das Boot in Agen zurückgeben müssen, wollen wir nach dem Verlassen der Baïse am nächsten Morgen nach der Doppelschleuse bei Buzet ein Stück weit am Garonne Seitenkanal in Richtung Bordeaux fahren. Zuvor decken wir uns in Buzet noch mit Lebensmitteln und Wein ein.
Wir fahren bis Le Mas d´Agenais. Hier ist das Kanalufer noch in weiten Teilen mit Platanen bewachsen, wo wir nach einer Besichtigung des Ortes umdrehen. Die Romanische Kirche von Le Mas d´Agenais zeigt sich bei strahlend blauem Himmel als äußerst fotogen.
Bei La Falotte erreichen wir ein kleines Mineralienmuseum und unterhalb am Ufer gibt es eine schöne Wiese mit Anlegemöglichkeit, wo wir die Nacht verbringen.
Am nächsten Morgen legen wir im Hafen von Damazan an um das nette Dörfchen zu besichtigen.
Witzig: Das Rathaus ist im ersten Stock der "Markthalle" untergebracht.
Vorbei an Buzet und nochmals über die Baïse führt uns der Weg zurück Richtung Agen.
Der Unterstand für Fischer besteht wohl schon länger (solche improvisierten Bauten und Unterstände gibt es immer wieder an den Kanälen und Flüssen), da ich ihn in einem älteren Bericht eines Hausbootpaares auch schon unter den Bildern gefunden habe.
Gegen Ende des Nachmittags geht es wieder die vier letzten Schleusen hoch und über die Kanalbrücke von Agen bis zur Basis von Locaboat, wo wir eine letzte Nacht auf dem Boot verbringen.
Nach der Rückgabe des Bootes am nächsten Morgen fahren wir mit dem Auto ins unweit gelegene Auvillar - eines der schönsten Dörfer Frankreichs. Leider ist das Wetter bei der Besichtigung weniger schön - aber nach so einer tollen Hausbootwoche darf es schon mal regnen ;-)
Nach einer kurzen Mittagspause in Valence (hier waren wir ja vor einem Jahr schon mal bei der Fahrt auf dem Garonne Seitenkanal nach Toulouse), treffen wir beim Verlassen der Stadt auf eines der zahlreichen Taubenhäuser der Gegend.
Weiter geht es ins nette Örtchen Montjoi.
Bevor wir nochmals zu meinem Freund auf die Farm fahren, wo wir auf der Hinfahrt schon übernachtet hatten, besuchen wir auch noch Castelsagrat und die Überreste und das Museum der ehemaligen Abtei in St. Maurin.
Auf der Farm - einem Obstbaubetrieb - ist aktuell nach den Erdbeeren und der Verarbeitung von Tomaten seit Mitte der Woche die Ernte von gut 200 Tonnen Zwetschgen im Gange, die zum großen Teil in einem Trockenofen zu Pruneaux d´Agen verarbeitet werden. Danach folgen dann noch die Ernte der Äpfel, Birnen und Nüsse.
Im Farmgbäude warten die Zwetschgen auf die Trocknung im Ofen. Jede Stunde werden zwei solcher Wagen mit je einer Tonne Zwetschgen reingeschoben - 24 Stunden später sind sie fertig - dann haben sie zwei Drittel Flüssigkeit und Gewicht verloren.
Da der Rückweg natürlich auch wieder gleich weit wie die Anfahrt ist, teilen wir diesen auf zwei weitere Tage auf, auch um weitere Sehenswürdigkeiten am Weg, mit denen Frankreich ja so reich gesegnet ist, zu besuchen.
Am ersten Tag geht es zuerst in die Stadt Villefranche de Rouergue mit ihrer schachbrettartig angelegten Altstadt, der Kirche Notre Dame mit dem mächtigen Turm der den Place des Couverts mit den alten Arkaden überragt.
Der nächste Stop gilt der Stadt Rodez mit ihrer architektonisch eigenartigen gotischen Kathedrale.
Weiter geht es nach Bozouls wo der Fluss Dourdou tief in die Karstfelsen eine Flussschlinge eingegraben hat, die Trou de Bozouls - das Loch von Bozouls.
Im Tal des Lot befindet sich Espalion, das auch am Jakobsweg von Le Puy nach Spanien liegt. Über die alte Steinbrücke führt seit Jahrhunderten der Weg aller Pilger.
In der Nähe ist auch Saint-Côme-d’Olt, das zu den schönsten Dörfern Frankreichs gehört und als Besonderheit ein gedrehtes Kirchturmdach hat.
Über die Landschaft des Aubrac mit dem gleichnamigen Dorf und Nasbinals geht es Richtung heutiges Etappenziel, den berühmten Wallfahrtsort Le Puy en Velay. Zielpunkt des Jakobspilgerweges von Genf kommend und Ausgangspunkt nach St. Jean Pied de Port, von wo es nach Spanien geht.
Die Stadt wird von zwei Basaltkuppen - ehemaligen Vulkanschloten - markant überragt. Auf dem einen befindet sich die Kirche Saint-Michel d’Aiguilhe. Auf dem zweiten Basalthügel, unweit der Kathedrale, steht die begehbare Statue der Notre–Dame de la France, 1860 in einer Größe von 16 Metern errichtet, aus dem Metall von 213 während des Krimkrieges bei Sewastopol erbeuteten Kanonen gegossen und heute rosa angemalt.
Den letzten Urlaubsabend beschließen wir bei einem ausgezeichneten Menü in einem tollen Restaurant.
Am nächsten Tag geht es dann zügig zurück nach Österreich.
Hinter uns liegt eine tolle Hausbootwoche mit super Wetter am Boot und vielen Sehenswürdigkeiten bei der An- und Abreise (Rückreisewetter war dann eher regnerisch und kalt), interessante Flussbefahrung der Baïse; insgesamt haben wir 207 km mit dem Hausboot zurückgelegt und dabei 61 Schleusen mit insgesamt knapp 155m Höhenunterschied passiert.
Wir bedanken uns recht herzlich bei Markus Köchle für diesen stimmungsvollen Reisebericht und die vielen inspirierenden Fotos!