Reisegebiet: | Saarkanal und Schrägaufzug Arzviller (Lothringen) |
Reisezeit: | Mitte September 2021 |
Start-Basis: | Port de Huillon/Languimberg |
Hausboot-Crew: | 3 Erwachsene |
Unser Boot: | Espade 850 Fly |
Streckenlänge: | 228 km |
Schleusen: | 62 Schleusen |
Hausboot-Route: | Languimberg – Mittersheim – Sarrealbe – Sarreguemines – Saarbrücken und retour plus Gondrexange – Hesse – Niderviller – Saint Louis/Arzviller und retour (incl. 2 Tunnel und Schrägaufzug) |
Relativ kurzfristig ergab sich für mich die Möglichkeit einer Urlaubswoche Mitte September, die ich für einen Hausbooturlaub nutzen wollte.
Kurz bei meinen Eltern angefragt, ob sie noch mal mitfahren würden – und sofortige Zusage bekommen. Mein Arbeitskollege wäre auch gerne wieder mal mitgefahren, hatte da aber schon anderweitig ein paar Tage gebucht und konnte das nicht mehr stornieren.
Da die Anreise dieses Mal erst am Übergabetag erfolgen konnte (wegen einem Termin am Vorabend) und wegen des Alters meiner Eltern, sollte die Anfahrt nicht zu weit sein und so kamen Abfahrtsbasen in Ostfrankreich in die engere Wahl. Letztlich entschied ich mich für Les Canalous in Languimberg, von wo ich den Saarkanal befahren wollte. Als Boot wurde entsprechend der kleinen Crew eine Espade 850 Fly gebucht. Wohlwissend, dass es sich bei dem Boot um ein relativ altes und einfacheres Boot handelt.
Zeitig in der Nacht (nach kurzem Schlaf) mache ich mich auf den Weg aus Tirol an den Bodensee zu meinen Eltern, wo diese zustiegen. Über die Schweiz gelangten wir zügig nach Frankreich und durchs Elsass an unser Ziel. Lediglich den Abfahrtshafen haben wir dann nicht so gleich gefunden. Denn die Adresse Port de Houillon findet unser Navi nicht – weder unter Languimberg noch wie in den Buchungsunterlagen aufgeführt in Héming. Und die Kanäle verstecken sich ja auch meist sehr gut in der Landschaft. Auch Anwohner können nicht weiterhelfen. Angeschrieben ist auch nichts. Letztlich ist es die gute alte Karte die ans Ziel führt. Genauer gesagt ein Blick in den Wasserführer von Du Breil, der uns zeigt, dass der Hafen an der D955 zwischen Heming und Languimberg liegt. So treffen wir am späteren Vormittag an der Basis ein.
Wir lassen einen Teil des Gepäcks im Büro der Basis und fahren nach Saarbourg, um die Verpflegung für die kommende Woche einzukaufen. Im großen Leclerc findet man alles was man so braucht, die Auswahl ist riesengroß. Zurück an der Basis gibt’s als schnelles Mittagessen klassische französische Sandwiches, die wir wegen des Regens unter einem hinter der Capitainerie des Hafens stehenden Partyzelt verzehren. Anschließend warten wir auf die Öffnung des Büros am Nachmittag. Inzwischen hört der Regen auf und so können wir nach 14:00 Uhr trocken unser Boot einräumen.
Kurze Übergabeformalitäten und schon legen wir um 15:20 los – mittlerweile scheint die Sonne. Nachdem wir 2015 bereits ab Hesse den Boucle de Nancy gefahren sind, bleiben zwei neue Strecken in der Region übrig: entweder den Saarkanal Richtung Saarbrücken oder aber den Rhein-Marne Kanal Richtung Strasbourg. Unsere Entscheidung fiel auf die Strecke nach Norden. Nach drei Kilometern sind wir in der ersten Schleuse des Saarkanals. Die Öffnung ist mittels Gummiseil, das über dem Kanal hängt, zu aktivieren. Hier spuckt ein "Automat" die Fernbedienung für die automatisierten Schleusen der Strecke in Frankreich aus. Noch die blaue Stange nach oben drücken und die Schleusung wird eingeleitet und es geht nach unten.
Nun führt der Kanal entlang des Etang du Stock, der auch den Kanal mit Wasser speist.
Knapp 5km später ist nach nur mal 8km auch schon Schluss für heute – eher ungewöhnlich, weil wir am ersten Tag gleich meist eher weit fahren – aber das hat seinen Grund. Vor der Brücke von Albeschaux hat es eine Aufweitung des Kanals und einen Kai mit Wiese zum Anlegen. Gleich mal danach kommt die zweite Schleuse und auf weiteren 2km gleich sechs weitere im Abstand von 200-300m in Folge. Die wollen wir dann morgen Früh angehen und so ist heute zeitig Schluss. Wir wollen nämlich nicht irgendwo zwischen diesen Schleusen an einem vielleicht nicht idealen Platz für die Nacht hängenbleiben, wenn die Betriebszeit der Schleusen um 19:00 Uhr endet. Es gibt also erst mal Kaffee und tolle französische Patisserien. Später wird der Grill aufgestellt und ein angenehmer erster Tag klingt aus.
Wir haben ja vom Boot aufgrund seines Alters nicht viel erwartet. Ein paar kleinere Mängel am Boot haben wir dann leider doch festgestellt – da hat die Basis das Boot wohl etwas verlottern lassen. Aber es fährt sich super und hält vor allem den Kurs wie keine bisher gefahrene Bootstype, ist für uns drei ok und alles was wir benötigen, funktioniert. Fein ist die große Bugterrasse – hier kann man gut im Freien speisen. Und meine Eltern kommen auf dem Boot trotz ihres Alters ganz gut zu recht.
Am nächsten Tag geht es nach dem Frühstück gleich in die besagte "Schleusentreppe". Aber es geht alles überraschend schnell. Die Sensoren für die Schleusen reagieren alle reibungslos auf die Signale der Fernsteuerung und auch alle Schleusen funktionieren tadellos. Schon wenige Minuten nach der Einfahrt ist man unten und kann die Fahrt fortsetzen. Nach diesen sieben Schleusen sehr kurz hintereinander folgen auf 6 km noch weitere fünf. Dennoch schaffen wir alle 12 am Vormittag und sind zu Mittag in Mittersheim. Hier bunkern wir am Hafen Wasser und verbringen die Mittagspause.
Die Entscheidung den Saarkanal zu fahren, hat sich als gut erwiesen. Uns gefällt die Landschaft mit den Seen in diesem Abschnitt sehr gut. Weite Abschnitte sind auch von Laubwald gesäumt – wie muss es hier erst in zwei bis drei Wochen aussehen, wenn sich das Laub richtig herbstlich färbt – von da her sind wir etwas zu früh unterwegs.
Außer uns sind nur einzelne Boote unterwegs – wir müssen also so gut wie nirgends an den Schleusen groß warten. So sind wir zum Kaffee bereits in Harskirchen/Bissert. Nach einer gemütlichen Pause bei Elsässer Gugelhupf geht es dann weiter – die Landschaft öffnet sich nun mehr und lässt weitere Blicke zu.
Gleich am Anfang von Sarralbe - kurz hinter der Schleuse 19 - machen wir an einem Anleger für die Nacht fest. Der Ort wechselte übrigens im Laufe der Geschichte 20 Mal den Namen bzw. die Schreibweise – und auch die Nationalzugehörigkeit war in dieser Gegend eine durchaus wechselhafte. Neben uns liegt ein deutsches Privatboot mit einem netten Ehepaar und kurz vor 19:00 Uhr kommt eine weitere Privatjacht.
Die Wahl gleich hier anzulegen erweist sich als richtig!
Am nächsten Morgen passieren wir die beiden nächsten Anleger vor und hinter der Schleuse 20 im Norden der Stadt – gleich neben der N61 – und dort ist es wohl Nachts wegen des Verkehrs etwas lauter.
Ganz markant in Sarralbe ist der neogotische Kirchenbau St. Martin aus dem Jahre 1907 mit seinen beiden 70m hohen Doppeltürmen – sie wird auch als Cathédrale de la Sarre bezeichnet.
Und dann gibt es da noch die Kanalbrücke über die Albe, eine der allerersten Stahlbrücken Frankreichs – 20 Jahre vor der Kanalbrücke von Briare erbaut.
Der Saarkanal hieß ja früher Saar-Kohle Kanal. Das war eigentlich treffender, denn er wurde zum Transport der Steinkohle aus dem Saargebiet nach Frankreich gebaut. 1862-66 erbaut wurde er bis Mitte des 20. Jahrhunderts für den Transport von Steinkohle bergwärts und Eisenerz talwärts genutzt. In Sarralbe wurde ursprünglich unterirdisch Salz abgebaut. Bis 1970 wurde in einem großen Solvaywerk Soda produziert, seither Kunststoffe im mittlerweile zum Ineoskonzern gehörenden Werk. Überhaupt hat es im Gegensatz zu manch anderen Kanälen in Frankreich recht viele Ortschaften und Infrastruktur.
Entlang des Kanals verläuft auf dem alten Treidelpfad der Radweg, der auch stark frequentiert ist.
Vor Wittring liegen mehrere Boote auf der linken Kanalseite, so dass die Fahrrinne hier schmäler wird. Und genau hier zwingt uns ein seltsamer Gegenverkehr zum Warten – denn entgegen kommt uns das Kirchboot.NRW des Wassersportvereins Mülheim/Ruhr – witzig, denn meine Mama stammt von dort.
In Wittring gibt es vor der Schleuse ein Trockendock, in dem gerade eine Tjalk und ein Narrowboat liegen. Mittlerweile verläuft der Kanal knapp neben der Saar. Am Anleger nach der Schleuse bei Sarreinsming blickt man auch direkt aufs Wehr und das Wasserrad der alten Mühle. Hier machen wir Mittagspause und der Anleger ist der einzige auf der gesamten Strecke der im vorderen Bereich schon bessere Zeiten gesehen hat. Ansonsten sind alle Anleger gut in Schuss.
In Sarreguemines legen wir beim Club L'Eau Reine zur Kaffeepause und zum Wasserbunkern an. Man beachte das Wortspiel mit Lorraine – glaube das ist nicht ganz unabsichtlich. Vor der Stadt mündet die Saar in den Kanal und ab hier verläuft die Strecke auf der kanalisierten Saar. Der deutsche Name der Stadt ist auch bezeichnenderweise Saargemünd. Die Stadt ist außerdem Grenzstadt zu Deutschland. Ab hier ist das linke Ufer französisch, das rechte deutsch, die Schleusen werden aber noch von der VNF betrieben.
Auf der Karte sind auf den kommenden Kilometern mehrere Anlegestellen verzeichnet. Bei einer davon wollen wir eigentlich über Nacht anlegen, allerdings erweisen sich diese nur für große Transportschiffe als geeignet und sind auch absolut nicht einladend. Lediglich bei Großbliederstroff hätte es einen Holzsteg beim örtlichen Kanuverein und an dem man auch liegen dürfte – allerdings ist er für unser Boot aufgrund seiner Höhe ungeeignet. Also entschließen wir uns, da es noch nicht so spät ist, bis Saarbrücken durchzufahren.
Die nächste Schleuse – Nr. 30 – ist die letzte unter französischer "Aufsicht" und vor dem Ziehen der Stange zum Start der Talschleusung muss man die Fernsteuerung für die Schleusen beim Häuschen in den Automaten einwerfen. Die nächste Schleuse ist bereits "deutsch". In Güdingen war früher die Grenzkontrolle. Heute dank Schengen ist da kein Zöllner mehr. Allerdings "bewachen" dutzende Gänse im Umkreis der Schleuse dieselbe. Die Schleuse wird bedient und eine Anzeige gibt Auskunft wie lange es noch dauert. Es heißt da, die Schleuse wird vorbereitet und dann werden die Minuten heruntergezählt. Schließlich können wir einfahren und es geht langsam zu Tal.
Somit sind wir in Saarbrücken und nach knapp 3km im Osthafen, wo wir gegen 18:00 Uhr am Gastlieger anlegen. Wir kontaktieren den Hafenmeister per Telefon – er ist kurz vorher nach Hause gefahren, weil er glaubte, dass heute niemand mehr kommt. In Sichtweite ist zwar die Ostspangenbrücke und das Heizkraftwerk Römerbrücke mit seinem hohen (nachts beleuchteten) Schornstein – aber es ist überraschend ruhig. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass es gut war, hier zu liegen. Denn in der Stadt gibt es zwar auch Anlegemöglichkeiten an der Saar, aber dort verläuft am anderen Ufer die Stadtautobahn von Saarbrücken.
Am nächsten Morgen geht es erst durch Saarbrücken bis zur Schleuse Gersweiler. Dies ist die letzte Schleuse auf der Saar für Großschiffe, die damit bis Saarbrücken fahren können. Dort beschließen wir umzudrehen, da wir nicht wissen wie lange unsere Rückfahrt über all die Schleusen bis Languimberg dauern wird. Ich dürfte ja mit meinem Binnenschein noch weiterfahren – für Charterer, die nur mit Einweisung fahren, ist hier definitiv Schluss.
Also wieder zurück durch Saarbrücken zur Schleuse Güdingen. Hinter der Schleuse gäbe es das Gasthaus "Zur wilden Ente" mit Biergarten, aber alles was wir sehen, sind wieder nur unzählige Gänse. Die namensgebende wilde Ente lebt wohl nicht mehr. Hinter der Schleuse 30, wo wir wieder die Fernsteuerung zur Bedienung der französischen Schleusen ausfassen, machen wir Mittagspause, hängen uns dann an ein privates Boot an und schleusen gemeinsam bis Sarreguemines.
Vor der letzten Schleuse liegen etliche ehemalige Transport-Penichen, die hier auf den Umbau zu Wohnschiffen oder das Abwracken warten. Eines davon trägt einen sehr aktuellen Namen – Corona ...
Am Steg des Club Nautique L'Eau Reine, der den Freizeithafen der Stadt betreibt, legen wir für heute nach einer recht kurzen Etappe an.
Nach dem Kaffee geht es erst mal in die tollen Sanitäranlagen zum Duschen.
Ich gehe auch noch in die Stadt zum Einkaufen. Alles ist fußläufig erreichbar. Hier wird auch Platt gesprochen (man merkt die Nähe zu Deutschland) und es gibt ein Porzellanmuseum, das an glorreiche Zeiten dieses Industriezweigs der Stadt erinnert, von dem wenig übriggeblieben ist.
Beim Hafen befindet sich auch die ehemalige Werkskantine – das Casino – ein interessantes Gebäude. Am späteren Nachmittag beginnt es zu regnen. Am Abend ist es allerdings wieder trocken.
Allerdings beginnt es in der Nacht wieder zu regnen.
Zwischen Schleuse 27 und 26 befindet sich noch ein weiterer Hafen der Stadt. Hier liegt die kleine Version des Kreuzfahrtschiffes "Majesty of the Seas". François Zanella hat den fahrbaren Nachbau im Maßstab 1:8 mit 33m Länge selbst zwischen 1994 und 2005 geschaffen. Das Schiff passte somit auch durch die Schleusen.
Es regnet den ganzen Vormittag leicht. In Wittring machen wir Mittagspause neben der Hafenanlage, die ebenfalls vom Club Nautique L´eau reine betrieben wird.
In Wittring, Herbitzheim und Sarrealbe kann man neben dem Kanal mehrere Bunker entdecken. Zwischen den beiden Weltkriegen entstand dort das Überschwemmungssystem "Ligne Maginot aquatique", ein grossflächiges System von Dämmen, das mehrere Überschwemmungsgebiete füllen und dadurch einen Durchmarsch deutscher Truppen verhindern sollte.
Gegen Nachmittag hört der Regen auf und wir legen nach der Schleuse 20 bei Sarralbe zur Kaffeepause an.
Allerdings ist der ganze Tag wolkenverhangen.
Bei Schleuse 16 gibt es einen netten ruhigen Platz in der Natur, wo wir übernachten. Gegenüber befindet sich ein recht gutes Restaurant mit dem bezeichnenden Namen "Ecluse 16". Da hätten wir eigentlich essen gehen wollen. Aber das Restaurant läuft wohl zu gut. Denn es hat am Montag-Abend, Dienstag und Mittwoch geschlossen (wegen Reichtum?) – und heute ist leider Mittwoch.
Na, dann kochen wir halt selber gut ...
Es gibt Rostbraten mit Bandnudeln, Roquefortsauce und Gemüse.
Am nächsten Tag regnet es zwar nicht mehr, aber die Sonne lässt sich erst mal auch nicht blicken. Hinter Mittersheim funktioniert irgendwie die Fernsteuerung für die Schleusen nicht mehr richtig. Und ein Mitarbeiter der VNF ist bei der Schleuse. Nach mehreren Minuten geht sie dann doch auf. Wir schleusen hoch. Bei der nächsten Schleuse das gleiche. Da wird anscheinend geschleust – wieder mit dem VNF Mitarbeiter – aber wir können nichts genaueres bzw. ein Boot sehen. Also gehe ich mal zur Schleuse und dort klärt sich die Situation auf. Da sind drei Boote eines Wanderruderervereins, die von Saarbrücken nach Strasbourg rudern und die uns am Weg nach Saarbrücken schon mal begegneten – aber da nicht so speziell aufgefallen waren. Die werden beim Schleusen aus Sicherheitsgründen von dem VNF Mitarbeiter begleitet.
Aber nach zwei weiteren Schleusen ist Mittagszeit und der VNF Mitarbeiter fährt zur Basis nach Mittersheim und die Ruderboote machen für eine Brotzeit am Ufer fest. Wir auch ... Gegen 13:00 Uhr kommt ein Leihboot von Le Boat und wir hängen uns an, um gemeinsam mit ihnen zu Schleusen. Damit lassen wir die Ruderer für die restlichen Schleusen des Saarkanals hinter uns und so geht es nun auch wieder bedeutend rascher voran. Wir sind auch insgesamt schneller unterwegs als geplant und werden heute schon wieder an der Basis vorbeikommen. Daher beschließen wir in der noch zur Verfügung stehenden Zeit bis morgen Abend weiterzufahren und den Schrägaufzug von Arzviller noch zu befahren.
Bei Schleuse 1 werfen wir wieder die Fernbedienung beim Schleusenwärterhaus ein. Kurze Zeit später legen wir bei der Basis an, um Wasser zu fassen und machen gleichzeitig Kaffeepause. Dann geht es weiter auf den Rhein-Rhone Kanal in Richtung Osten.
Jetzt kommt die Sonne wieder hervor und so haben wir noch eine schöne Fahrt bis zur Kuhnle Basis in Niederviller, wo wir übernachten. Die Strecke kennen wir von unserer Fahrt 2015 schon.
Am nächsten Morgen fahren wir früh los, um gleich um 09:00 Uhr den ersten Tunnel befahren zu können. Das klappt tadellos und so sind wir auch bald ohne Wartezeiten durch beide Tunnel mit jeweils 475m und 2.306m Länge durch. Für die Fahrt durch den längeren Tunnel benötigt man über eine halbe Stunde bei 4km/h Maximalgeschwindigkeit. Gefühlt dauert das ewig und man kann die ganze Fahrt über das andere Ende sehen.
Nun geht es entlang des Hangs des Tergelbachtals zum Schrägaufzug von Arzviller, der die ehemalige Schleusentreppe von 17 Schleusen ersetzt und die Fahrzeit erheblich verkürzt. Wir müssen kurz warten bis die Gäste des Ausflugsbootes eingestiegen sind und dieses in den Bottich des Aufzugs eingefahren ist, dann dürfen auch wir noch einfahren. In wenigen Minuten geht es dann 44m hinunter. Sehr imposant und beeindruckend dieses Bauwerk mit den zwei Gegengewichten, das zwischen 1964 und 1968 errichtet wurde und in den letzten Jahren auch mehrmals länger außer Betrieb war. Für die Talfahrt wird das Gewicht des Troges auch noch durch zusätzliche Wasserbeladung etwas schwerer gemacht, für die Bergfahrt durch weniger Wasser leichter.
Ich erkläre dem Mitarbeiter, der den Aufzug bedient, dass wir unten umdrehen wollen und dann wieder hoch. Erst beim runterfahren bemerke ich, dass da bereits Boote warten. So vermute ich, dass wir uns hinten anstellen müssen um wieder hochzufahren. Aber der Mitarbeiter erklärt mir beim Ausfahren, dass er die Ampel auf rot lassen werde, wir ausfahren und umdrehen sollten und dann als Erste wieder einfahren sollten. Das ist ja super. So sparen wir Zeit. Mit zwei weiteren Booten geht es wieder hoch.
Vor dem ersten Tunnel ist die Ampel auf rot und wir warten. Es scheint wohl Gegenverkehr zu kommen. Nach ein paar Minuten hören wir Stimmen aus dem Tunnel und kurz darauf tauchen aus dem Tunnel die drei Ruderboote auf ...
Hinter den beiden Tunneln machen wir im Bassin d´Altmühle für die Mittagsjause fest. Zwei Franzosen frönen einer der Lieblingsbeschäftigungen am Kanal – dem Fischen – und der Jüngere von beiden zieht neben uns einen Wels ans Ufer. Wir genießen die warme Sonne und setzen dann bei traumhaftem Wetter die Fahrt fort. Der Anleger in Xouaxange ist für unser Boot etwas zu hoch und daher schlage ich zwei Erdnägel zum Anlegen für die Kaffeepause ein.
Dann nehmen wir die letzen Kilometer zur Basis von Les Canalous in Angriff und lassen am Abend den Bootsurlaub bei Tartiflette begleitet von einem guten Glas Wein ausklingen und erleben noch einen traumhaften Sonnenuntergang zum Abschluss.
Das schöne Fahrgebiet und das leichte Handling des Bootes lassen den etwas schmuddeligen Zustand des Bootes mehr als verschmerzen.
Das Team vom Freizeitkapitän bedankt sich recht herzlich bei Markus Köchle für diesen stimmungsvollen Reisebericht und die vielen inspirierenden Fotos!